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Joseph Melling


Joseph Melling, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1838.

Joseph Melling

Maler, Kupferstecher, * 27. Dezember 1724 St. Avold (Lothringen), † 23. Dezember 1796 Straßburg, kath., ∞ 1759 Josepha Lengelacher, zwei Kinder.

Joseph Melling stammte aus einer Lothringer Künstlerfamilie, der Vater Nicolas war Schreiner und Altarschnitzer. Sein Bruder war der Hofbildhauer Christoph Melling. Nach der Lateinschule in Saarlouis absolvierte er eine Lehre als Kunstschreiner in Nancy, besuchte dann in Paris die Académie Royale de Peinture et de Sculpture bei Carle van Loo und François Boucher und erhielt 1750 den Großen Preis für Malerei.

Seit 1755 in Karlsruhe, wo sein Bruder als Hofbildhauer lebte, wurde er im Mai 1758 von Markgraf Karl Friedrich eingestellt. Im Jahr darauf nach seiner Hochzeit in Daxlanden mit der Tochter von Ignaz Lengelacher erfolgte die Ernennung zum Hofmaler. Seine künstlerische Hauptphase hatte Melling in Karlsruhe. Für das renovierte Schloss malte er neben Supraporten mit Puttendarstellungen und mythologischen Szenen auch Deckenbilder, zum Beispiel die Geschichte des Aeneas und für den Marmorsaal die Geburt der Venus, darüber hinaus schmückte er den Galeriesaal aus. Diese Werke wurden bei der Zerstörung des Schlosses 1944 vernichtet. Melling erhielt zudem zahlreiche Aufträge für die Ausstattung oberrheinischer Kirchen: unter anderem St. Stephan in Karlsruhe (vier Gemälde), Schloss- und Stadtkirche Rastatt (Hauptaltarbild und fünf Gemälde), Pfarrkirche Kuppenheim (Altarbild), Klosterkirche in Schuttern (Deckenfresko und sieben Altarbilder, durch Brand 1853 zerstört), Stiftskirche in Hechingen (fünf Altarbilder). Im Auftrag des Grafen Sickingen entstanden für dessen Freiburger Palais 1772 mehrere Wandgemälde (1944 durch Brand zerstört). Für Johann Daniel Schöpflins siebenbändige "Historia Zaringo-Badensis" schuf er Kupferstiche.

Neben seiner künstlerischen Tätigkeit beriet Joseph Melling nicht nur Markgräfin Karoline Luise beim Ankauf von Gemälden, sondern wurde darüber hinaus ihr Mal- und Zeichenlehrer und der ihrer Kinder. Zudem leitete er im Auftrag Karl Friedrichs eine Handzeichnungsschule in Karlsruhe, in der sein Neffe Anton Ignaz und seine Tochter Marie Luise (1762–1799) ihre Ausbildung erhielten. Die Tochter trat dann in das Kloster Lichtenthal ein, wo sie die beiden großen Wandgemälde im Sprechsaal schuf.

Nachdem Melling in Finanznöte geraten war, zog er 1774 nach Straßburg und eröffnete dort eine Malschule, die "Académie de dessins d'après nature". 1792/93 übernahm er die Ausmalung des ehemaligen Bischofsaales im Straßburger Palais Rohan. Nach dem Tod von Karoline Luise war er 1783 vorübergehend nach Karlsruhe zurückgekommen und erstellte ein Verzeichnis ihres künstlerischen Nachlasses, zugleich das erste der späteren Staatlichen Kunsthalle. Seine Malschule in Straßburg ging 1793 in staatlichen Besitz über, worauf Melling dort erneut die Leitung einer privaten Zeichenschule übernahm. Dabei wurde er von seinem Sohn Joseph Ignaz unterstützt, der später nach Rastatt ging und als Professor am dortigen Lyzeum unterrichtete.

Arthur Mehlstäubler/Manfred Koch 2013

Quellen

GLA N Lauts Nr. 20 (1-7), Nr. 25 (1-2); 69 Baden, Slg. 1995 G Nr. 622; 498-1/Nr. 1293.

Werk

Zehn Gemälde im Badischen Landesmuseum; zwei Gemälde, neun graphische Blätter in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.

Literatur

Richard Melling: Der Karlsruher Hofmaler Joseph Melling (1724-1796) und seine Familie, in: Badische Heimat 30 (1950), Heft 1/2, S. 31-43; Rosemarie Stratmann-Döhler: Melling, Joseph, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 17, Berlin 1994, S. 25 f.