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Hansch, Hannelore Margarete Elisabeth, geborene Gebhardt


Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Hannelore Hansch durch Oberbürgermeister Otto Dullenkopf, 1979, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A37/203/6/34.

Hannelore Margarete Elisabeth Hansch, geborene Gebhardt

Theologin, Landwirtin, NS-Gegnerin, * 15. Mai 1918 Köln, † 17. November 2007 Karlsruhe, ev., ∞ Kurt Hermann Hansch, 3 Kinder.

Bedingt durch den Beruf des Vaters wuchs Hannelore Margarete Gebhardt fünfeinhalb Jahre in Istanbul auf, kehrte 1928 nach Deutschland zurück und kam 1933 nach Durlach, wo der Vater, zuletzt Generaldirektor der Henschel-Werke in Kassel, den Rittnerthof erworben hatte. Sie legte 1936 am Markgrafen-Gymnasium das Abitur ab und begann das Studium der evangelischen Theologie in Halle (Saale). Nach den Nürnberger Rassegesetzen galt sie wegen ihrer jüdischen Mutter, die vom Judentum zum Protestantismus konvertiert war, als so genannte Halbjüdin. Im August 1938 heiratete sie wegen der Nürnberger Rassegesetze im Ausland, St. Albans/England, Kurt Hermann Hansch, und bewirtschaftete mit ihm zusammen den Rittnerthof.

Während des Zweiten Weltkriegs half das Ehepaar bedrohten jüdischen Berlinern, die sie auf dem Hof versteckten. Am Kriegsende versorgten sie versteckte Juden in einer Gartenhütte am Steinlesweg mit Lebensmitteln. Hannelore Hansch war hingezogen zur Bekennenden Kirche, knüpfte Kontakte zu Karl Barth und Martin Niemöller und stand in engem Kontakt zur "Theologischen Sozietät" in Baden, die 1938/39 mit Bezug zur Bekennenden Kirche gegründet worden war und nach 1945 in scharfem Gegensatz zur Führung der Landeskirche stand. Innerhalb der kirchlichen Strukturen stritt sie für den Frieden und stand an vorderer Stelle in den Kampagnen gegen Remilitarisierung und Atomrüstung, in der die "Bruderschaften" der Bekennenden Kirche aktiv waren. Bis zu ihrem Tod trat sie für Frieden weltweit und auch gegen deutsche Beteiligungen an Kriegseinsätzen seit 1990 ein. Hansch war Vorsitzende des Badischen Landesverbandes der Evangelischen Akademikerschaft, wurde 1972-1978 in die Badische Landessynode berufen. 1967 trat Hansch in die FDP ein, gehörte außerdem der Deutschen Union des Soroptimist-Clubs an.

Zusammen mit Jürgen Moltmann stiftete sie den "Ernst-Wolf-Preis - Nachwuchsförderpreis für herausragende theologische Arbeiten", der zweijährlich durch die Gesellschaft für Evangelische Theologie verliehen wird. 1979 erhielt Hannelore Hansch das Bundesverdienstkreuz.

Jürgen Schuhladen Krämer 2021

Quellen

StadtAK 8/StS 17/310 und ZGS.

Literatur

Birgit Lallathin: Zeitzeugen 1945, Hannelore Hansch und Hannelis Schulte. Ein Beitrag für badische Kirchengeschichte im 2. Weltkrieg und der Nachkriegszeit, in: Udo Wennemuth (Hrsg.): Unterdrückung, Anpassung, Bekenntnis, Karlsruhe 2009, S. 455-464.