Menü
Suche

Johann Lorenz Boeckmann


Johann Lorenz Boeckmann, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1887.

Johann Lorenz Boeckmann

Mathematiker, Physiker, * 8. Mai 1741 Lübeck, † 15. Dezember 1802 Karlsruhe, ev., ∞ 1766 Margarethe Dorothea Eichrodt, 8 Kinder.

Geboren als fünftes und jüngstes Kind eines Lübecker Buchhändlers, studierte Boeckmann von 1760-1764 Theologie, Mathematik und Physik in Jena. 1764 erhielt er einen Ruf als Professor am Gymnasium in Karlsruhe, wo er mit Unterstützung des Markgrafen Karl Friedrich ein beispielhaftes physikalisches Kabinett aufbaute. Es folgte eine erfolgreiche Karriere am badischen Hof. 1769 wurde er Konsistorialassessor, 1774 Kirchenrat, 1776 Hofrat, 1789 Ephorus des Gymnasiums und 1798 Geheimer Hofrat.

1778 gründete Boeckmann das badische meteorologische Institut, richtete 16 Wetterstationen ein und betrieb die Erforschung der physikalischen Beschaffenheit der Markgrafschaft. Daneben forschte und publizierte er auch über sein eigentliches Arbeitsgebiet hinaus. Als einer der ersten Wissenschaftler in Deutschland führte er Experimente mit der optischen Telegrafie durch und wurde zu einem der Begründer der Nachrichtentechnik. 1794 übermittelte er dem Markgrafen mittels eines optischen Telegrafen Glückwünsche zu dessen Geburtstag. Ferner kümmerte er sich um die Errichtung von Blitzableitern. Er galt zudem als ausgezeichneter Lehrer, Experimentator und Organisator, der auf eine Verbesserung des Physik- und Chemie-Unterrichts hinarbeitete und sich dabei große Verdienste erwarb. Zudem geht auf ihn die Gründung der Realschulen und der Lehrerseminare in Baden zurück.

Sein gastfreundliches Haus am Zirkel wurde zur Begegnungsstätte zwischen Adel und Bürgertum. Boeckmann war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften, unter anderem der Londoner Royal Society, der Kurfürstlichen Mainzer Akademie der Wissenschaften sowie der Kurfürstlichen Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

René Gilbert 2014

Werk

Erste Gründe der Mechanik, Carlsruhe 1769; Beiträge zur Geschichte der Mathematik und der Naturlehre in den Badischen Ländern, Carlsruhe 1787; Ueber Telegraphie, 1794.

Literatur

Karl Karmarsch: Böckmann, Johann Lorenz, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 2, Leipzig 1875, S. 788; Kurt Vogel: Boeckmann, Johann Lorenz, in: Neue Deutsche Biographie (NDB), Bd. 2, Berlin 1955, S. 374; Heinz Straub: Hofrat Johann Lorenz Boeckmann und das erste deutsche Telegramm. Ein Karlsruher Physiker fördert "Telegraphik", in: Leonhard Müller/Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1993-1998, Karlsruhe 1998, S. 136-142, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 28. Oktober 2022); Leonhard Müller: Der Plan einer Karlsruher Akademie der deutschen Sprache 1764, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 2003-2008, Karlsruhe 2008, S. 239-241.