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Rudolf Fettweis


Rudolf Fettweis 1950, KIT-Archiv Karlsruhe 10001, 2429.

Rudolf Fettweis

Ingenieur, Vorstandsmitglied der Badenwerk AG, * 21. März 1882 Eupen/Belgien, † 9. August 1956 Karlsruhe, kath., ∞ 1910 Alice Fettweis, 3 Töchter.

Nach dem Abitur in Düren 1901 und dem Einjährig-Freiwilligen Militärdienst in Koblenz studierte der Sohn eines Färbereibesitzers 1902-1907 an den Technischen Hochschulen (TH) Hannover und Darmstadt Elektrotechnik. Anschließend arbeitete er als Ingenieur für Schaltzentren und Hochspannungsanlagen bei der AEG in Berlin sowie den Siemens-Schuckert-Werken in Köln und Aachen. 1913 wechselte Fettweis als Planungsingenieur nach Karlsruhe zur Großherzoglichen Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaus, Abteilung für Wasserkraft und Elektrizität. Diese war Ende 1912 mit dem Bau und Betrieb eines Murgkraftwerks und der Errichtung von 110 kV-Leitungen zwischen Forbach, Karlsruhe und Mannheim beauftragt worden. Fettweis war bis zur Fertigstellung 1918 - unterbrochen durch Kriegseinsätze bis 1917 - maßgeblich beteiligt am Bau der Stromtrassen und des Murgwerks. 1919 übernahm er dessen Betriebsleitung als Oberingenieur.

Da der weitere Ausbau der Forbacher Wasserkraftanlagen und damit der badischen Elektrizitätsversorgung nur durch eine Kapitalgesellschaft möglich war, bildete das Land 1921 die „Badische Landeselektrizitätsversorgungs AG“, 1938 Badenwerk AG. Fettweis wurde in den Vorstand der neu gegründeten AG berufen. Als Technik-Vorstand war er verantwortlich für die Vollendung der Forbacher Anlagen durch das Raumünzachwerk und das Schwarzenbachwerk bis 1926. Sie erhielten nach seinem Tod 1956 die Bezeichnung „Rudolf-Fettweis-Werk“. Mitverantwortlich zeichnete er auch für das gemeinsam von der Badenwerk AG und der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk AG (RWE) bis 1928 errichtete Schluchseewerk. Weiter verantwortete Fettweis Planung und Erschließung von Laufwasserkraftwerken am Hochrhein und trieb den Bau von Dampfkraftwerken zur Elektrizitätsgewinnung voran. So plante er auch das Dampfkraftwerk im Karlsruher Rheinhafen, das 1953 den Betrieb aufnahm. Um die Landeselektrizitätsversorgung - sein Lebenswerk - zu sichern, organisierte er den Auf- und Ausbau einer Verbundwirtschaft von Wasserkraft- und Dampfkraftanlagen in Südwest- und Westdeutschland sowie der Nordostschweiz. Zur Elektrifizierung des badischen Bahnnetzes regte er Forschungsarbeiten durch die TH Karlsruhe an. Fettweis, der 1937 gegen seine innere Überzeugung zur Fortsetzung seiner Arbeit in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten war, wirkte nach 1945 als Vorstandsvorsitzender der Badenwerk AG und nach seiner Pensionierung ab 1953 als Mitglied des Aufsichtsrats.

Für seine vielfältigen Verdienste ernannte die TH Karlsruhe Fettweis 1947 zum Ehrensenator und verlieh ihm 1950 den Dr. Ing. E. h. 1952 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und das Land verlieh ihm den Professorentitel. Die Stadt Karlsruhe benannte 1956 die Fettweisstraße nach ihm.

Katja Förster 2015

Literatur

Wolfgang Wirth: Fettweis, Rudolf, Ingenieur, Wasserkraftwerksbauer, in: Baden-Württembergische Biographien, Bd. 1, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1994, S. 79-82; Daniel Keller: „Weiße Kohle“ im Murgtal. Das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach – eines der ersten Pumpspeicherkraftwerke Europas, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes, Jg. 41, 2012, H. 3, S. 152-157.