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Engelbert Bohn


Engelbert Bohn, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 63.

Engelbert Bohn

Pädagoge, Beamter, * 23. März 1889 Niefern/Gde. Niefern-Oeschelbronn/Enzkreis, † 4. Juni 1966 Karlsruhe, kath., ∞ Paula Thoma, 2 Söhne.

Engelbert Bohn, Sohn eines Bahnbeamten, besuchte ab 1895 die Volksschule in Niefern und anschließend bis 1905 die Kant-Realschule in Karlsruhe. 1905 bis 1907 absolvierte er das Lehrerseminar Karlsruhe und schloss es mit dem Examen zum Volksschullehrer ab. Es folgte ein Studium an der Handelshochschule Mannheim mit kaufmännischer Praxis (bis 1910). Als Handelslehreraspirant legte Bohn 1912 das Handelslehrer-Staatsexamen ab und ging danach an die Handels- und Gewerbeschule Donaueschingen. 1914 wechselte er als Handelslehrer an die Handelsschule Karlsruhe. Im November 1920 folgte Bohns Berufung in das Badische Kultus- und Unterrichtsministerium, wo er als Regierungsrat (ab 1926 als Oberregierungsrat) seine Vorstellungen von der Neugestaltung des Berufs- und Fachschulwesens sowie des wirtschaftlichen Schulwesens umsetzen konnte. Seine wirtschaftlichen und pädagogischen Reformansätze wurden dabei ab 1922 durch Kultusminister Willy Hellpach entscheidend unterstützt.

In jenem Jahr legte Bohn seine Neuordnung der Ausbildung und Prüfung für die badischen Handelslehrer vor, die unter anderem ein reguläres Hochschulstudium vorsah, mit dem Ziel der Qualifikation der Handelslehrer in spezifischem Fachwissen der Wirtschaftlehre, Rechtslehre und Pädagogik sowie auf Fachgebieten der Betriebswirtschaftslehre. In Bohns 1925 erschienener, grundlegender Verordnung über "Die Einrichtung von Fachschulen" definierte er erstmals Zweck und Aufgabe der kaufmännischen Berufsschule und erläuterte dabei die anschließend gesetzlich festgeschriebene Dreigliederung des wirtschaftlichen Schulwesens in Kaufmännische Berufsschule, Höhere Handelsschule und Wirtschaftsoberschule. In diesem Sinne wurden die Höhere Handelsschule als Mittelschule für Wirtschaft und Verwaltung eingerichtet, die Trennlinie zwischen allgemeiner und beruflicher Ausbildung aufgehoben, und die zur Hochschulreife führende Wirtschaftsoberschule, das heutige Wirtschaftsgymnasium, begründet. Darüber hinaus wurde das Berufsschulwesen unter staatliche Aufsicht gestellt. In der Folge entwickelte sich die Bohnsche Fachschulverordnung zum Vorbild für ganz Deutschland.

Bohns pädagogische Ansätze, die neben einer gründlichen Berufsausbildung auch eine umfassende Allgemeinbildung (Religion, Deutsch, Staatskunde, Geschichte, Fremdsprachen, wirtschaftliche Erdkunde sowie weitere Nebenfächer) einschloss, machten ihn bei den Nationalsozialisten verdächtig. 1934 wurde er zum Leiter der Handelsschule II in Karlsruhe herabgestuft. 1943 musste er zusätzlich die Leitung der Handelsschule I übernehmen, an die die Karlsruher Wirtschaftsoberschule angegliedert war.

Unter Ernennung zum Oberstudiendirektor wurde Bohn 1947 die Leitung der Handelsschule I und der Wirtschaftsoberschule dauerhaft übertragen. Beide Lehranstalten baute er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1954 zu einer beispielhaften wirtschaftlichen Gesamtschule aus. Für seine Verdienste um den Aufbau und die Organisation des Kaufmännischen Berufs- und Berufsfachschulwesens erhielt Bohn 1952 das Bundesverdienstkreuz. Er starb 1966 an den Folgen eines Verkehrsunfalls. 1966 stiftete die Stadt Karlsruhe den Engelbert-Bohn-Preis für die beste wirtschaftswissenschaftliche Leistung des jährlichen Abiturs. 1968 wurde die Handelslehranstalt IV Durlach in Engelbert-Bohn-Schule umbenannt.

René Gilbert 2017

Werk

Die kaufmännische Fachschule in Baden, in: Vierteljahreshefte für Handelsschulpädagogik 7/1929; Die Vereinheitlichung im kaufmännisch-wirtschaftlichen Schulwesen im Hinblick auf die Schulreform in Deutschland, in: Wirtschaft und Erziehung 6/1949; Die Wirtschaftsoberschule in Baden, in: Wirtschaft und Erziehung 10/1951; Die Entwicklung der Karlsruher kaufmännischen Berufsschule, in: 80 Jahre Handelsschule Karlsruhe 1952; Entwicklung, Gestalt und Idee der Wirtschaftsmittel- und Wirtschaftsoberschulen in Baden, in: 50 Jahre im Dienst der Jugend und Wirtschaft, Festschrift der Friedrich-List-Schule Mannheim 1952 und 80 Jahre Handelsschule Karlsruhe 1952; Die Handelslehranstalt I Karlsruhe, in: Jahresberichte 1945-1954 der Handelslehranstalt Karlsruhe.

Literatur

Erich A. Krotz: Bohn, Engelbert Anton, in: Badische Biographien NF Bd. I, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1982, S. 74-77 https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012178544/Bohn+Anton+Engelbert (Zugriff am 15. März 2022); Valentin Schmitt: Engelbert Bohn. Begründer und Gestalter des modernen kaufmännischen Bildungswesens, in: 100 Jahre Handelsschule Karlsruhe und Jahresbericht 1972, S. 8-22.