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Walter Gerrads


Walter Gerrards, 1972, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A23/66/6/14.

Walter Gerrads

Jurist, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, Politiker, * 22. Februar 1910 Aachen, † 31. Juli 1991 Stuttgart, ev., ∞ 1. 1937 Inga-Lisa Arnsperger (1917-1974), 2. 1976 Sieglinde Schock, 3 Töchter aus erster Ehe.

Walter Gerrads, Sohn eines Kaufmanns, besuchte die Volksschule und das Realgymnasium in Aachen und studierte anschließend 1929-1934 Rechtswissenschaften in München und Bonn. Nach dem Ersten Juristischen Staatsexamen und dem Referendariat wurde er 1935 an der Universität Erlangen promoviert. Danach arbeitete Gerrads 1936-1940 als Treuhandrevisor und Rechtsberater der Treuhand-Vereinigung AG Majestät – Dresdner Bank sowie für das Textilunternehmen Schoeller in Zürich. Anschließend war er bis 1943 als Wirtschaftssachverständiger bei der oberen Preisbehörde in Berlin und nach seiner Dienstverpflichtung bei der Luftwaffe als Referent im Reichsluftfahrtministerium tätig. 1943-1945 leistete er Kriegsdienst.

Im April 1946 wurde Gerrads zum Leiter der Preisüberwachungsstelle in Karlsruhe, im Juni zum Berichterstatter im Geschäftsbereich Gewerbliche Wirtschaft im Wirtschaftsministerium von Württemberg-Baden ernannt. Mit der Ernennung zum Oberregierungsrat folgte 1947/48 eine Tätigkeit als stellvertretender Bevollmächtigter in der württemberg-badischen Vertretung im Wirtschaftsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebiets (Bizone) in Frankfurt am Main. 1948-1975 hatte Gerrads die Funktion des Hauptgeschäftsführers (Syndikus) der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe inne. In seiner Amtszeit entstand die neue Zentrale am Friedrichsplatz. Darüber hinaus amtierte er 1951-1972 als Geschäftsführer der Flughafengesellschaft mbH Karlsruhe bzw. seit 1973 als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.

Seit 1945 Mitglied Demokratischen Volkspartei (DVP) war Gerrads 1950-1952 für den Wahlkreis Karlsruhe-Stadt FDP/DVP-Abgeordneter des Landtags von Württemberg-Baden und vom 17. Juni 1953 als Nachrücker für Edmund Kaufmann Mitglied der Verfassunggebenden Landesversammlung bzw. des ersten Landtags von Baden-Württemberg. Im Juli 1967 trat Gerrads aus der FDP aus und wechselte zur Christlich Demokratischen Union (CDU). 1969-1977 übernahm er das Amt des Schatzmeisters des CDU-Bezirksverbands Nordwürttemberg. Gerrads hatte zudem zahlreiche Ehrenämter: Mitglied des Vorstands der Gesellschaft zur Förderung wissenschaftlicher Kontakte "Heinrich Hertz", Mitglied des Verwaltungsrats des Badischen Staatstheaters (1952-1956), Mitglied im Planungsausschuss der Stadt Karlsruhe (1962-1972), Mitglied des Rundfunkrats des Süddeutschen Rundfunks (1965-1969, ab 1973) sowie Mitglied der Verbandsversammlung des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein (seit 1973) und das Amt eines Finanzrichters am Finanzgericht Baden-Württemberg (1966-1974).

Für seine Verdienste um das Bundesland Baden-Württemberg erhielt Gerrads 1975 das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse und die Nebenius-Medaille in Gold der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 466-24/317; Hauptstaatsarchiv Stuttgart EA 1/150, Bü 13 (Personalakten Gerrads).

Werk

Grenzen des Grundeigentums nach § 905 BGB und moderne Technik, Diss. jur. Erlangen 1935; Industrie- und Handelskammer Karlsruhe (Hrsg.): Karlsruhe – Wirtschaftszentrum am Oberrhein, in 140 Jahren von der Handelsstube zur Industrie- und Handelskammer Karlsruhe (als Red.).

Literatur

N.N.: Hauptgeschäftsführer in einer Zeit des Wandels. Dr. Walter Gerrads 60 Jahre alt, in: Industrie und Handel, Mitteilungsblatt der IHK Karlsruhe Nr. 3/1970, S. 5; Frank Raberg: Gerrads, Walter, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 4, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2007, S. 98-100; Wolfgang von Hippel/Frank Engehausen: 200 Jahre Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, hrsg. von der IHK Karlsruhe, Ubstadt-Weiher 2013, passim.