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Philipp Christian Faaß


Philipp Christian Faaß

Buchdrucker, Verleger, Redakteur, * 1. Februar 1871 Conweiler/Gde. Straubenhardt/Enzkreis, † 21. Oktober 1926 Karlsruhe, ev., ∞ 1. 1893 Maria Anna Kech; 2. Berta Ruf, 1 Sohn.

Seit 1892 lässt sich der gelernte Schriftsetzer Christian Faaß in Karlsruhe nachweisen, wo er eine Buchdruckerlehre absolvierte. 1894 gründete er in der Adlerstraße 28 eine eigene Buchdruckerei, die er bereits 1896 in die Kurvenstraße (heute Jollystraße) 23 verlegte. Das mehrgeschossige Haus, in dessen erstem Obergeschoss Wohnung und Betrieb untergebracht waren, ging bereits 1897 in seinen Besitz über. Um 1918 erwarb er noch das Nachbarhaus Nummer 21. Seit Anfang der 1920er-Jahre befand sich der Betrieb in den Hinterhäusern der beiden Anwesen.

Faaß betätigte sich von Anfang an als Drucker, Verleger und Redakteur. Ab dem 1. Oktober 1894 erschien unter seiner Leitung die Karlsruher Ausgabe des deutschnationalen Presseorgans Deutsche Volkswacht, die er als Forum seiner antisemitischen Einstellung nutzte. Eine mehrmals darin erscheinende "Warnung" vor der Inanspruchnahme jüdischer Rechtsanwälte, Ärzte und Lehrer in Karlsruhe veranlasste die Verunglimpften zu einem Kollektiv-Strafantrag, der Faaß 1895 14 Tage Gefängnis einbrachte. In den nächsten Jahren trat sein Unternehmen vor allem als Druckerei in Erscheinung, die gelegentlich auch Aufträge von der Stadt erhielt, wie die Lieferung von 12.300 Stadtgarten- und 3.000 Eis-Abonnementskarten im Jahr 1902. 1909 gründete Faaß das Karlsruher Fremdenblatt – Konzert- und Theaterzeitung, ein täglich erscheinendes Anzeigenblatt mit größerem Kulturteil. In den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs gestaltete er das Blatt zu einer allgemeinen Tageszeitung um, die ab dem 5. Oktober 1918 unter dem Titel Residenz-Anzeiger mit dem Zusatz Karlsruher Mittagszeitung / Konzert- und Theaterzeitung erschien und erst Ende 1935 auf Anordnung der Nationalsozialisten eingestellt wurde. 1923 versuchte er mit dem Rhein-Boten noch eine zweite Tageszeitung herauszugeben, der aber kein Erfolg beschieden war. Nach seinem Tod führte sein einziger Sohn Kurt die Buchdruckerei und Verlagsanstalt Chr. Faaß fort.

Faaß war vor 1914 mehrere Jahre Stadtverordneter, außerdem Mitglied in zahlreichen Vereinen, darunter dem Arbeiterbildungsverein, dem Handwerker- und Handwerkerschutzverein, der Mittelstandsvereinigung, dem Bezirksverein Karlsruhe im Deutschen Buchdruckerverein, den Gesangvereinen Badenia und Typographia, dem Schwabenverein Gemütlichkeit, dem Württemberger Verein Karlsruhe und dem Verband der Württemberger Deutschlands, zum Teil auch in der Funktion eines Vorsitzenden.

Katja Förster 2020

Literatur

Konrad Dussel: Pressebilder in der Weimarer Republik. Entgrenzung der Information, Münster, Berlin 2012, S. 97 f. (= Kommunikationsgeschichte Bd. 29); Karlsruher Zeitung vom 23. Oktober 1926; Mittelbadischer Courier vom 26. Oktober 1926; Karlsruher Adressbücher 1893 ff, https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff am 3. Februar 2022); Mitteilungen aus dem Verein zur Abwehr des Antisemitismus, Bd. 6, Jg. 1896, S. 244 f., https://periodika.digitale-sammlungen.de/abwehr/Blatt_bsb00000900,00000.html (Zugriff am 9. September 2020).