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Heinrich Höhn


Heinrich Höhn, 1922, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/65a.

Heinrich Höhn

Schriftsetzer, Stadtrat, * 20. Juli 1879 Hasselberg (Bezirksamt Marktheidenfeld), † 11. August 1936 Karlsruhe, freireligiös, ∞ 1916 Anna Seger (1890-1988), 2 Töchter.

Heinrich Höhn, Sohn eines Schuhmachers, hat Schriftsetzer gelernt und war 23 Jahre bei der Buchdruckerei G. Braun Karlsruhe beschäftigt. Ab 6. Mai 1925 arbeitete er als Angestellter bei der Stadt Karlsruhe. Am 7. Juni 1933 entließ ihn die Stadt Karlsruhe aufgrund des § 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums als Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Er und seine Familie lebten danach von einer kümmerlichen Invalidenrente.

Um 1909 war Höhn in die SPD eingetreten und war innerhalb der Partei sehr aktiv, zum Beispiel als Vorsitzender der Bezirksversammlung Rüppurr der SPD (Bezirksobmann) und seit 1913 als Mitglied des Parteivorstandes der Karlsruher SPD. Seit 1919 war er Mitglied im Bürgerausschuss und von 1922 bis 1930 Stadtrat. Im November 1930 wurde er bei der Kommunalwahl wieder in den Bürgerausschuss gewählt, erhielt aber wegen der Stimmenverluste der Partei kein Stadtratsmandat. Er blieb im Bürgerausschuss, bis die SPD nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verboten wurde. Höhn war unter anderem Mitglied im Verwaltungsrat der Städtischen Bücherei, der Badeanstaltenkommission, der Kommission beim Wohnungsamt, der Kommission zur Prüfung von Wirtschaftsgesuchen und ständiger Gemeindevertreter der örtlichen Schlichtungskommission.

Auf einem Parteitag der badischen Sozialdemokratie nach den Kommunalwahlen im September 1919 äußerte er sich sehr kritisch über den Wahlausgang für die Sozialdemokraten. Der Volksfreund berichtete, dass Höhn der Meinung war, dass die badischen Arbeiter in den Gemeindewahlen völlig versagt hätten. Das Frauenwahlrecht hätte geschaffen werden müssen, auch wenn es zuerst der SPD geschadet habe. Die Genossen müssten ihre Frauen mit in die Bildungsveranstaltungen bringen. Auch die Jugendfrage würde zu nebensächlich behandelt. Es sollte ein Jugendsekretär angestellt werden.

Höhn hielt als Referent über Jahre hinweg Bildungsvorträge in Karlsruhe und Gemeinden im Landkreis mit Themen wie „Das rote Wien“, „Wirtschaftliche und politische Entwicklung“, „Sozialisierungsfragen“, „Gemeindepolitik“, „Die verschiedenen Strömungen der Arbeiterbewegung“, „Aus der Werkstatt unserer Dichter“, „Über Heinrich Heine“ und anderes. Er wohnte in der Gartenstadt in Rüppurr, war Aufsichtsratsmitglied der Gartenstadtgenossenschaft, kritisierte den Autobusverkehr nach Rüppurr, unterstützte den Bau einer elektrischen Straßenbahn in den Vorort und setzte sich für niedrigere Eintrittspreise für den Stadtgarten ein. Er trat für die Erstellung einer Leichenhalle in Rüppurr, für die Sozialisierung und Kommunalisierung des Wohnungswesens ein. Als Stadtrat gehörte er dem 1929 neu errichteten Wohnungspolitischen Ausschuss der Stadt Karlsruhe an. Höhn setzte sich auch innerhalb der Partei vehement für Vegetarismus und Alkoholabstinenz ein, fand dafür aber keine Unterstützung.

Alfred Becher 2020

Quellen

Karlsruher Zeitung, Nr. 184, 10. August 1929 StadtAK 8/Ze 17 https://digital.blb-karlsruhe.de/6357904 (Zugriff am 19. Januar 2021); Der Volksfreund, Nr. 208, 8. September 1919, Nr. 287, 9. Dezember 1930 StadtAK 8/Ze 16 https://digital.blb-karlsruhe.de/6357964 (Zugriff am 19. Januar 2021); Karlsruher Tagblatt, Nr. 223, 13. August 1936 StadtAK 8/Ze 2 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411037 (Zugriff am 19. Januar 2021); StadtAK 1/POA-3984, 1/POA-5396.