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Wilhelm Lochstampfer


Wilhelm Lochstampfer

Architekt, Professor, * 18. August 1881 Künzelsau, † 6. September 1970 Ludwigsburg, ∞ 1918 Elise Lindenberger, 1 Sohn.

Der Sohn eines Bau- und Möbelschreiners absolvierte zuerst eine Schreinerlehre, bevor er von 1901 bis 1905 die Königliche Kunstgewerbeschule Stuttgart besuchte. Er belegte zunächst drei Kurse für Möbelindustrie und anschließend noch zwei Kurse (drei Semester) für Zeichenlehrer. Im Mai 1905 bestand er sowohl die Dienstprüfung für Zeichenlehrer als auch die Prüfung im technischen Fach- und Bauzeichnen, letztere mit „vorzüglichem Erfolg“. Vom 1. Juni 1905 bis 31. Mai 1907 arbeitete er im Baubüro des Cannstatter Architekten Gustav Kärcher, anschließend bis Oktober 1907 im Baubüro des Stuttgarter Oberbaurats Heinrich Dolmetsch. Im Wintersemester 1907/08 und Sommersemester 1908 besuchte er als „außerordentlich Studierender“ an der Technischen Hochschule Stuttgart, Abteilung Architektur, zwei oberste Kurse.

Im Oktober 1908 trat Lochstampfer als technischer Hilfslehrer an der Großherzoglich Badischen Baugewerkeschule Karlsruhe in den badischen Staatsdienst ein. Ab November 1911 wirkte er als Professor, offiziell erhielt er diese Amtsbezeichnung im April 1920. Da er nicht beim Militär gewesen war, leistete er seit Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 bis Oktober 1917 Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz im Hauptbahnhof und im Reservelazarett II, das in der Baugewerkeschule untergebracht war, ab. Seit dem Schuljahr 1915/16 unterrichtete er auch wieder Schüler der oberen Klassen der Architekturabteilung und Kriegsbeschädigte an der Baugewerke- und der Kunstgewerbeschule in Architektur und Innenarchitektur.

Am 8. Juli 1924 wurde er mit sofortiger Wirkung von der Gewerbelehrerabteilung in die Hochbauabteilung des Staatstechnikums, wie die Baugewerkeschule nun hieß, versetzt , seit 1929 war er Leiter der Hochbauabteilung.

Nur wenige Bauten von seiner Hand sind bekannt. 1913 entstand das Wohnhaus am Rosalienberg 7 in Grötzingen. Der größte Erfolg seiner gelegentlichen Wettbewerbsbeteiligungen war ein dritter Preis bei der Dammerstocksiedlung 1928. Bei der Konzeption hatte ihn Paul Schmitt, Professor für Tiefbau am Staatstechnikum, unterstützt; die Ausführung der acht Einfamilienhäuser am Falkenweg 37-51 (Baugruppe 10) oblag ihm allein, wie er auch die Möbel für seine beiden Musterhäuser selbst entworfen hatte.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Lochstampfer Mitglied des Nationalsozialistischen Lehrerbundes (NSLB) und der Reichskammer der bildenden Künste. 1937 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Im August 1940 wurde er vorübergehend mit der kommissarischen Leitung der Ecole nationale technique in Straßburg betraut, um die Überleitung der Einrichtung in das deutsche Schulsystem vorzubereiten. Seit Dezember 1941 führte er die Amtsbezeichnung „Staatlicher Baurat im technischen Schuldienst“. Von Dezember 1944 bis September 1945 hielt er sich mit seiner Ehefrau in Konstanz auf, der einzige Sohn war 1943 gefallen.

Bereits im April 1946 wurde Lochstampfer nach dreimonatiger Entlassung durch die amerikanische Militärregierung von dieser als Lehrer für Hochbau am Staatstechnikum wieder zugelassen. Nach rechtskräftigem Spruchkammerentscheid vom Januar 1947 amtierte er seit Oktober des Jahres wieder als Professor, seit April 1948 in seiner ehemaligen Funktion als Leiter der Hochbauabteilung. Am 1. September 1949 trat er in den Ruhestand.

Katja Förster 2020

Quellen

GLA 235-1/10270, 465h/19964; Der Volksfreund vom 13. September 1918 und 20. November 1928 StadtAK 8/Ze 16 https://digital.blb-karlsruhe.de/6357964 (Zugriff am 19. Januar 2021).

Literatur

Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.): Neues Bauen der 20er Jahre. Gropius, Haesler, Schwitters und die Dammerstock-Siedlung, Karlsruhe 1997, S. 17, 62 f., 148 f., 238; Brigitte Franzen: Die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe 1929. Zur Vermittlung des Neuen Bauens, Marburg 1993, S. 79; Susanne Richter/Paul Benz (Hrsg.): Spuren in der Stadt. Der Beitrag der Fachhochschule Karlsruhe – Hochschule für Technik zur Karlsruher Stadtentwicklung 1878-2003, Karlsruhe 2003, S. 86-90.