Menü
Suche

Printz Reinigung


Vor der Betriebsverlagerung der Firma, Foto aus: Adressbuch 1965.
Neubau im Industriegelände Tagweidwiesen, Foto aus: Adressbuch 1965.

Printz Reinigung

1846 eröffnete der 25-jährige Eduard Printz in der Erbprinzenstraße 22 eine Schön- und Seidenfärberei. Sein erster Großauftrag 1849/50, die Uniformen des badischen Militärs in Schwarz umzufärben, erbrachte ihm den Titel eines Hofschönfärbermeisters. Zwecks Betriebsvergrößerung kaufte er 1857 das Haus Erbprinzenstraße 8 (später Nr. 10). Durch den Sohn Eduard junior, der 1869 von der Wanderschaft in die väterliche Färberei zurückkehrte, wurde noch im selben Jahr eine neue Art der Kleiderreinigung, die in Frankreich entwickelte chemische Reinigung, damals Kunst-Wascherei genannt, eingeführt.

Unter Eduard junior und seinem als Kaufmann ausgebildeten Bruder Theodor, die ab 1880 gemeinsam das Unternehmen leiteten, begann die erfolgreiche Expansion der Färberei und Chemischen Waschanstalt Ed. Printz. Anfang der 1880er-Jahre kauften sie den Bauplatz Ettlinger Straße 33 (später Nr. 67) und verlegten bis 1881/82 den Betrieb dorthin. Gleichzeitig begannen die Brüder ein flächendeckendes Netz an Filial- und Annahmestellen in Baden, Württemberg und der Pfalz aufzubauen. 1895 vergrößerten sie das Betriebsgelände um das Nachbargrundstück Ettlinger Straße 65. Bis 1961 blieb die Ettlinger Straße 65/67 Standort des Stammwerks.

1898 schied Eduard junior aus der Firma aus, die auf Betreiben seines Bruders Theodor in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. 1899 übernahm der promovierte Wissenschaftler Max Richter, seit 1894 Patentinhaber für die Verwendung von Formaldehyd zur Desinfektion von Krankenhauswäsche in der Chemischreinigung, die Geschäftsleitung. 1906 umfasste die Färberei und chemische Waschanstalt, vormals Ed. Printz, A.G. 88 Filialen, mehrere hundert Annahmestellen und circa 600 Beschäftigte. Der Erste Weltkrieg und der Verlust der beiden wichtigen Einzugsgebiete Elsass-Lothringen und Saarland 1919 führten zu deutlichen Umsatzeinbußen. Nachdem das Aktienkapital 1924 die ehemalige Goldmarkhöhe erreicht hatte, wurde 1926 eine Großwäscherei an das Unternehmen angegliedert und 1928 die Pferdefuhrwerke durch Automobile ersetzt. Die Weltwirtschaftskrise führte erneut zu Filialschließungen und sinkender Mitarbeiterzahl auf 124 Personen. Unter Eduard Wolff, dem Urenkel des Firmengründers, erfolgte in den 1930er-Jahren eine Reorganisation des Betriebs. Als einer der ersten in der chemischen Reinigungsbranche stellte er ab 1935 vom leicht entzündbaren Benzin auf nicht brennbare Lösungsmittel um. Im Zweiten Weltkrieg wurden rund 45 % des Stammwerks zerstört; 60 % der Filialen existierten bei Kriegsende 1945 nicht mehr.

Den Wiederaufbau des Werks ab 1946 leitete zunächst Eduard Wolff († 1950) und ab 1951 seine Witwe Anne Lise Wolff gemeinsam mit Klaus Monshausen. Unter der Geschäftsführung Wolff/Monshausen wurden 1954 die Rechtsform der Aktiengesellschaft in eine GmbH zurückgeführt, bis 1961 Zweigbetriebe in Freiburg i. Br., Mainz und Saarbrücken aufgebaut und ein flächendeckendes Filialnetz zwischen Beuel, Bonn, Bad Godesberg im Norden und Lörrach, Waldshut, Konstanz im Süden eingerichtet sowie im neuen Industriegebiet Tagweidwiesen in Karlsruhe-Hagsfeld nach Plänen von Karl Kohlbecker (Gaggenau) 1961/62 eine neue Werksanlage errichtet.

Das alte Stammgelände an der Ettlinger Straße wurde samt Baulichkeiten an die Deutsche Bundespost verkauft. Zu Ehren des alteingesessenen Familienunternehmens wurde die neue Hauptstraße des Industriegebiets Printzstraße benannt. 1967 wurde der Betrieb um eine Teppichreinigungszentrale mit Teppichgroßwaschanlage sowie 1969 um eine Glas- und Gebäudereinigung erweitert. Damit gehörte die Printz GmbH zu den ersten Dienstleistern überhaupt, die im Reinigungsbereich Full Service anboten. Nachdem das Unternehmen zunächst Tochtergesellschaft von Bardusch Textil-Mietdienste GmbH, Ettlingen, mit Standort in der Pforzheimer Straße 186 in Ettlingen wurde, ging es 2010 vollständig in Bardusch GmbH & Co.KG auf.

Katja Förster 2015

Literatur

Aus der Chronik der Färberei Printz GmbH, Chemische Reinigungswerke Karlsruhe-Hagsfeld, Printzstraße 2, hrsg. von der Färberei und Chemische Waschanstalt vormals Ed. Printz, Karlsruhe 1962; Besuch bei ... 125 Jahre Printz-Reinigung, Karlsruhe, in: Reiniger + Wäscher. R & W. Fachzeitschrift für Unternehmer und Führungskräfte der Textilreinigung und des Textilleasing, Bönningheim, Jg. 24, 1971, H. 7, S. 38-40; Karlsruher Wirtschaftsspiegel, in: Adressbuch der Stadt Karlsruhe, 1961, S. 19 (außerdem S. 55), 1965, S. 16 f., 1970, S. 6.