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EnBW


Fassade der Firmenzentrale der EnBW an der Durlacher Allee, 2005, Foto: ONUK, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA ONUK 134/1 DO.

EnBW

Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) ist der drittgrößte börsennotierte deutsche Energieversorgungskonzern. Das Unternehmen entstand nach fast zehnjährigen Verhandlungen 1997 aus der Fusion der Badenwerk AG (2.500 Beschäftigte) mit der württembergischen Energie-Versorgung Schwaben AG (EVS) (3.100 Beschäftigte). Gerungen wurde dabei unter anderem um den Sitz des Unternehmens und um die Besitzverhältnisse. Beide Unternehmen wiesen unterschiedliche Eigentümerstrukturen auf: Die Aktien der EVS befanden sich zu 43,3 % im Besitz des Zweckverbands Oberschwäbischer Elektrizitätswerke (OEW), zu 18,6 % des Landeselektrizitätsverbands Württemberg, zu 13,7 % des Gemeindeelektrizitätsverbands Schwarzwald-Donau, zu 13,4 % der Technischen Werke Stuttgart und zu 10,4 % der Landesbeteiligungen Baden-Württemberg. Beim Badenwerk war dagegen das Land Baden-Württemberg mit rund 50 % beteiligt, die Kommunen, Landkreise und Stromerzeuger mit 40 %. Die restlichen 10 % waren seit 1971 Streubesitz in Privathand. Mit der Fusion wurden die Aktien der Badenwerk AG im Verhältnis 1 : 1 und die der EVS im Verhältnis 1 : 1,58 in Aktien der neuen Gesellschaft umgetauscht. Die abgekürzte Bezeichnung EBW des Unternehmens wurde schon Anfang 1998 in EnBW geändert. Sitz des Unternehmens wurde Karlsruhe in der noch vom Badenwerk geplanten und 1997 fertiggestellten neuen Firmenzentrale an der Durlacher Allee 93. Gelegentliche Vorstöße, den Sitz nach Stuttgart in die Landeshauptstadt zu verlegen, blieben erfolglos.

Die schon 1997 angestrebte Privatisierung wurde durch den Verkauf der 25,01 % Landesanteile für 2,4 Milliarden Euro an den französischen staatlichen Stromkonzern EDF im Jahr 2000 umgesetzt. 2010 kaufte die Landesregierung jedoch ohne Parlamentsbeteiligung von der EDF deren EnBW-Anteile für insgesamt 4,7 Milliarden Euro zurück, was eine politische Krise auslöste. Heute besitzen das Land und die OEW jeweils 46,75 % der EnBW-Aktien, der Rest verteilt sich auf regionale Energieunternehmen des Landes.

Der Prozess der Fusion der beiden Energieversorger des Landes verlief vor dem Hintergrund der Liberalisierung der Energiemärkte in der Europäischen Union, um hier eine starke Marktposition zu gewinnen. Die EnBW wurde als Holding strukturiert mit eigenständigen Tochtergesellschaften: die EnBW Kraftwerke AG, die EnBW Transportnetze AG, die EnBW Gesellschaft für Stromhandel mbH und die EnBW Energie-Vertriebsgesellschaft mbH. Aus den Regionalgesellschaften Badenwerk und EVS entstand 1999 die EnBW Regional AG, die 2014 aufgrund gesetzlicher Vorgaben zur Netze BW GmbH umgewandelt wurde. Mit der 1998 erfolgten Öffnung des Strommarktes in Deutschland war die EnBW 1999 der erste deutsche Energiekonzern, der mit der reinen Vertriebsgesellschaft Yello Strom mit Sitz in Köln eine Billigmarke auf den Markt brachte. Insgesamt wurde die Diversifizierung des Energiekonzerns für Strom, Gas und inzwischen Wasser und Abwasser auch mit dem Zukauf an lokalen und regionalen Unternehmen in ganz Deutschland immer weiter vorangetrieben. Engagements nicht nur beim Recyclingverfahren Thermoselect oder beim Schuhherstellers Salamander erwiesen sich dabei als Fehlschläge. Ausgliederungen und Umstrukturierungen immer neuer Töchter bestimmten die Unternehmensorganisation. Die EnBW-Holding mit ihrem schwer zu überschauenden Konglomerat an Tochterunternehmen, Geschäftspolitik vieler Großkonzerne in diesen Jahren, geriet durch deren Verluste immer tiefer in die Krise. Als Konsolidierungsmaßnahme wurden 137 Tochtergesellschaften bis 2004 veräußert oder reorganisiert. 2013 waren 120 Konzerntöchter und über 350 Beteiligungsgesellschaften registriert. Zudem wurde 2003 die Reduzierung des Personalbestandes von etwa 40.000 auf die Hälfte eingeleitet.

Bis zum Jahr 2010 resultierte der Gewinn des Unternehmens trotz Pannenserien und aufgedeckten Sicherheitsmängeln über die Hälfte aus der Stromgewinnung durch die fünf bzw. vier konzerneigenen Atomkraftwerksblöcke Philippsburg I und II, Neckarwestheim I und II und dem 2005 abgeschalteten Obrigheim. Mit der Atomkatastrophe von Fukushima in Japan 2011 und der darauf erfolgten Abschaltung der jeweiligen Blöcke I brach der Gewinn ein Jahr nach dem Aktienrückkauf deutlich ein. Und der 2012 von der Bundesregierung in der Folge angekündigte Atomausstieg zwang den Konzern zu verstärkten Planungen für die Stromgewinnung aus regenerativen Energien. 2022 betrieb das Unternehmen noch einen AKW-Block in Neckarwestheim und acht konventionelle Kohle bzw. Gaskraftwerke. Regenerative Energie lieferten 12 Wasserkraftwerke, drei seit 2011 gebaute Windkraftparks in der Ost- und Nordsee sowie 39 kleinere Windkraftanlagen (davon 19 in Baden-Württemberg) und 29 Solarparks.

Die Entwicklung des jeweiligen Anteils der Stromerzeugung spiegeln die folgenden Angaben für die Jahre 2012, 2014 und 2018:

Atomkraft: 42 % 29,4 % 17,7 %
Kohle: 32 % 31,6 % 18,1 %
Erneuerbare Energie: 20 % 35,3 % 55,6 %

Schon vor Gründung der EnBW engagierten sich die beiden Unternehmen gemeinsam im Bereich der Telekommunikation und boten unter anderem Sicherheitslösungen für kritische Infrastruktur an. Im Bereich der Elektromobilität ist das Unternehmen beim Ausbau und Betrieb der Ladeinfrastruktur seit 2008 aktiv.

An der Einfahrt zum Karlsruher Rheinhafen liegt mit seinen hohen Schornsteinen weithin sichtbar das von der EnBW betriebene Rheinhafendampfkraftwerk, das auch zur Fernheizwärmeversorgung in Karlsruhe beiträgt. Die Stadt Karlsruhe hielt zeitweise bis zu 2,3 % der Aktien der EnBW, die wiederum mit 20 % an den Stadtwerken Karlsruhe beteiligt ist.

Manfred Koch/Jürgen Schuhladen-Krämer 2022

Quellen

StadtAK 8/ZGS; Geschäftsberichte der EnBW; EnBW Energie Baden-Württemberg https://de.wikipedia.org/wiki/EnBW_Energie_Baden-W%C3%BCrttemberg (Zugriff am 4. August 2022).