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J. B. Rombach GmbH


Fabrikneubau der J. B. Rombach GmbH in der Zeppelinstraße, Foto aus dem Adressbuch 1959, S. 52.

J. B. Rombach GmbH

Johann Baptist Rombach, Teilhaber einer Uhrenfabrik in Furtwangen im Schwarzwald, lebte 1889 bis zum Ersten Weltkrieg in London zum Vertrieb der Uhrenerzeugnisse. Dort gründete er die Tourtel Manufacturing Company, die die Münzzählwerkfertigung der Furtwanger Firma Ketterer Söhne an englische Gaszählerfabriken lieferte. 1903 gründete Rombach für seinen bis dahin im Londoner Betrieb tätigen Sohn Paul Rombach (geb. 1878) eine Montagefertigung für Gasmesser mit zunächst nur zwei Arbeitern in Straßburg. Der Betrieb wurde allmählich erweitert, 1916 gab es etwa 30 Beschäftigte. Vor dem Ersten Weltkrieg reichte der Vertrieb vom Elsass und der Pfalz bis Baden und Württemberg. Bereits 1912 war ein Teil der Fertigung nach Karlsruhe in zunächst angemietete Räume in der Roonstraße 23a verlegt worden. Karlsruhe wurde mit dem Verlust des Elsass endgültig zum Firmensitz.

Die 1920er-Jahre waren von einer stürmischen Entwicklung geprägt durch Entwicklung neuer und innovativer Gaszähler, die mit der Einführung maschineller Fertigungsmethoden Maschinisierung in der Fabrikation nun komplett selbst produziert wurden. Das Sortiment umfasste Zähler für Haushalte, Gewerbe und Industrie, Münzzähler und Kubizieranlagen für Gaswerke. 1927 wurde zur Auftragsbewältigung das Nachtschichtsystem eingeführt, der Betrieb zählte etwa 180 Arbeitskräfte. 1930 trat Paul Rombachs Sohn Guido in die Firma ein. Im Zweiten Weltkrieg produzierte das Werk mit etwa 220 Beschäftigten, darunter einem Viertel Zwangsarbeitskräften, für die Rüstungsindustrie. In der Nachkriegszeit stand die Reparatur von Gaszählanlagen im Vordergrund, ehe die Produktion um 1949 wieder gesteigert werden konnte. Sowohl eine notwendige Betriebsvergrößerung als auch Klagen von Anwohnern und Sorge der Feuerwehr führten zur Betriebsverlagerung in einen kompletten Fabrikneubau 1954 in die Zeppelinstraße 26. Die Firma zählte in der Wirtschaftswunderzeit zu den vier größten Spezialfabriken für Gaszähler in Westdeutschland.

1988 überwand das Familienunternehmen die 100-Millionen-DM-Umsatzschwelle, davon fast die Hälfte im Export. In den 1980er-Jahren wurde das bereits durch Beteiligungen weltweit betriebene Geschäft durch Kooperationen mit der Sowjetunion und der Volksrepublik China ausgeweitet. Dieser Prozess ging in 1990er-Jahren weiter und ist beispielhaft für die Wandlung eines mittelständischen Familienunternehmens in den Zeiten der so genannten Globalisierung: 1995 wird J. B. Rombach von der in der Messtechnik tätigen Schlumberger Gruppe übernommen, aus dieser geht 2001 Actaris hervor, welches 2007 zur vollständigen Tochter des im US-Bundesstaat Washington ansässigen transnationalen Konzerns Itron wird. Die zwischenzeitliche Verlegung des Sitzes der J. B. Rombach Anlagenbau GmbH nach Ettlingen wurde 2001 wieder rückgängig gemacht, so dass circa zehn Beschäftigte in der Hardeckstraße 2 Montageaufträge ausführten. Der Name J. B. Rombach verschwand, so dass unter dieser Adresse inzwischen allein eine kleine örtliche Niederlassung der Eigentümer, die Itron GmbH residiert. Die Itron Holding Germany GmbH beschäftigt 2022 in Deutschland mehr als 330 Personen.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2016/2022

Quellen

StadtAK 1/Wi-ko-Amt 82; GLA 455 Zug. 1992-53 Nr. 53.

Literatur

50 Jahre J. B. Rombach Gaszählerfabrik Karlsruhe 1903-1953, o. O., o. J.