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Berufsfeuerwehr


Berufsfeuerwehr

Einweihung der neuen Hauptfeuerwache am 26. September 1926, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 41/59v/c.
Einweihung der neuen Hauptfeuerwache am 26. September 1926, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 41/59v/c.
Reinigung eines Feuerwehrautos, März 1951, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A1/39/2/6.
Reinigung eines Feuerwehrautos, März 1951, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A1/39/2/6.
Übung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Berufsfeuerwehr, November 1951, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A1/69/2/2.
Übung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Berufsfeuerwehr, November 1951, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A1/69/2/2.
Übung der Berufsfeuerwehr 1966, Foto: privat.
Übung der Berufsfeuerwehr 1966, Foto: privat.

Eine Berufsfeuerwehr erhielt die Großstadt Karlsruhe erst 1926. Die Anfänge der Professionalisierung der Freiwilligen Feuerwehr, der ältesten in Deutschland, wenn man den Aspekt der Freiwilligkeit in den Vordergrund stellt, liegen im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, als die Stadt nach einem Brand in der Seminarstraße im Februar 1891, bei dem zwei Menschen ums Leben gekommen waren, zum 1. Dezember 1892 eine aus einem Offizier und fünf Mann bestehende Nachtfeuerwache im Hof der Gewerbeschule, Zirkel 22 erhielt. Nach mehreren größeren Bränden wurde 1908 aus der Nachtwache eine ständige Feuerwache. Im April 1911 erfolgte eine erste Verstärkung um je einen Mann pro Schicht, ab September 1911 waren pro Wache je neun Männer und ein Wachführer im Dienst. Die Verwendung des Begriffs Berufsfeuerwehr für diese ständige Feuerwehr durch die Branddirektion belegt schon den schrittweisen Übergang von der Freiwilligen hin zur Berufsfeuerwehr. Die Stadt entlohnte diese Feuerwehrleute zwar, sie wurden aber erst 1920 in ein Beamtenverhältnis übernommen. In der Feuerwache arbeiteten nun 21 verbeamtete Berufsfeuerwehrleute, bis 1925 stieg ihre Zahl auf 34 an.

Gebremst worden war diese Entwicklung auch durch das nicht immer konfliktfreie Verhältnis zwischen beruflichen und ehrenamtlichen Feuerwehrleuten, die sich einer weiteren Professionalisierung verweigerten. Durch den Ersten Weltkrieg und die anschließende wirtschaftliche und soziale Notlage verzögerten sich zuvor begonnene Modernisierungsprozesse, die der 1907 als städtischer Brandinspektor eingestellte Branddirektor der Firma Krupp a . D. Walther weiter voranzutreiben versucht hatte, zunächst ohne größere Fortschritte zu erzielen. Eine städtische Brandinspektion war bereits Ende der 1890er-Jahre eingerichtet und 1905 dem neuen Maschinenbauamt als Bindeglied zwischen Stadtverwaltung und Feuerwehr angegliedert worden, ein erster Schritt zur Professionalisierung.

Die Aufstellung einer Berufsfeuerwehr verzögerte sich aber letztlich bis 1926, da auch der Bau einer dringend erforderlichen neuen Hauptfeuerwache vor allem auch wegen der städtischen Finanzkrise in den ersten Jahren der Weimarer Republik bis dahin hatte aufgeschoben werden müssen. Nach wie vor bekämpfte der langjährige Oberkommandant Albert Heußer vehement die Gründung einer Berufsfeuerwehr.

Die Berufsfeuerwehr 1926-1945

Heußers Qualifikation als gelernter Blechnermeister wurde von der Deutschen Feuerversicherungs-Vereinigung darüber hinaus nicht als ausreichende Qualifikation für die Anerkennung als Feuerwehrkommandant einer Berufsfeuerwehr anerkannt. Deshalb schrieb die Stadt Anfang 1926 nicht zuletzt auch auf Druck Karlsruher Firmen, die bei der Existenz einer Berufsfeuerwehr geringere Versicherungsbeiträge hätten zahlen müssen, die Stelle eines Branddirektors aus. Es bewarb sich unter anderen der Diplom-Ingenieur für Bauwesen und Dr. Ing. für das Löschwesen Johannes Meyer, der nach einem längeren Klärungsprozess dann ausgewählt wurde und am 17. November 1926 seinen Dienst antrat. Kurz vor Meyers Dienstantritt war am 26. September 1926 die neue moderne Hauptfeuerwache eingeweiht worden. Damit verfügte Karlsruhe nun über eine anerkannte Berufsfeuerwehr. Da Meyer aber nach wie vor im Brandfalle dem Oberkommandanten Heußer nachgeordnet war, waren die Konflikte vorprogrammiert.

Meyer versuchte zunächst aus der bis dahin noch eher militärisch organisierten Berufsfeuerwehr einen technischen Betrieb zu machen, der in der Lage war, Brände erfolgreich zu bekämpfen. Ein Hindernis war die mit 46 Feuerwehrmännern unzureichende personelle Ausstattung. Zudem konnten die in ihren Strukturen völlig veralteten und häufig überforderten Freiwilligen Feuerwehren der Stadt die Berufsfeuerwehr nur unzureichend unterstützen. Da sich letztere weiter gegen jegliche von Meyer vorgeschlagenen Umstrukturierungsmaßnahmen stemmten, musste die Stadt erst ein erneutes Brandunglück mit dem Brand des Warenhauses Knopf am 24. Juli 1928 treffen. Dieser konnte letztlich zwar von der Berufsfeuerwehr gelöscht werden, deckte aber einmal mehr die Mängel auf.

Es kam in der Folgezeit zu heftigen Auseinandersetzungen und Diskussionen über die dringend notwendigen Reformen, denen sich vor allem Branddirektor Heußer nach wie vor entschieden widersetzte. Als Meyer überraschend Karlsruhe verließ, da er die Stelle des thüringischen Landesbranddirektors erhielt, musste sein Nachfolger Baurat Dipl. Ing. Julius Wilcke, der zuvor unter anderem in Frankfurt und Hamburg tätig war und im Januar 1929 seine Stelle antrat, die Auseinandersetzung weiterführen. Da nun aber auch die Stadtverwaltung, vor allem der zuständige Baubürgermeister Hermann Schneider auf eine Lösung drängten, legte Heußer schließlich im April 1929 sein Amt als Oberkommandant nieder und machte damit den Weg frei zur Auflösung der bisherigen Freiwilligen Feuerwehr Innenstadt. Heußer blieb bis zu seinem Tode uneinsichtig und sah sich zurückblickend als Opfer des demokratischen Systems.

An ihrer Stelle wurde nun mit einem Aufruf an Freiwillige eine neue Wehr ins Leben gerufen. Der Aufruf war allerdings zunächst nicht sehr erfolgreich, erst eine gezielte Ansprache der Sportler der Stadt führte zum gewünschten Ergebnis. Mitte Mai meldeten die Karlsruher Zeitungen, dass sich mehr als genug Freiwillige, vor allem Arbeitersportler, gemeldet hatten, so dass es nach kurzer Unterbrechung wieder eine Freiwillige Feuerwehr Innenstadt gab. Die Satzung der neuen Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe-Innenstadt verabschiedete der Stadtrat allerdings erst am 8. Mai 1930. Das Kommando hatte nun der städtische Branddirektor. Die Höchstzahl der Mannschaft wurde auf 150 Mitglieder beschränkt, wobei die 1929 zur Verstärkung der Berufsfeuerwehr gegründete Werksfeuerwehr des städtischen Gaswerks der Freiwilligen Feuerwehr als Abteilung Gaswerk-Ost eingegliedert wurde.

War die alte, 1847 gegründete, Freiwillige Feuerwehr auf eine bürgerliche Eigeninitiative zurückgegangen, hatte nun die Stadtverwaltung die Organisation einer Freiwilligen Feuerwehr, die den Anforderungen des Löschwesens einer Großstadt entsprach, in die Hand genommen. Durch dieses von Oben initiierte bürgerliche Ehrenamt war Karlsruhe die einzige Großstadt mit einer Berufsfeuerwehr und einer innerstädtischen Freiwilligen Feuerwehr. Dennoch musste die Berufsfeuerwehr, deren Personal schon 1927 um fünf auf 47, noch einmal nach dem Kaufhausbrand um elf Mann verstärkt werden.

Von der Weltwirtschaftskrise blieb die Berufsfeuerwehr nicht verschont und musste Gehaltskürzungen und die Aufgabe der Übernahme ins Beamtenverhältnis hinnehmen, was erst 1936 wieder rückgängig gemacht wurde.

Zu diesem Zeitpunkt war die Berufsfeuerwehr schon Teil der Kriegsvorbereitung der Nationalsozialisten geworden. Luftschutzübungen unter Beteiligung der Feuerwehr gehörten ebenso dazu wie die Vorbereitung des Einsatzes nach Luftangriffen. Der nach wie vor vorhandene Personalmangel, 1939 standen nach wie vor nur 64 Berufsfeuerwehrleute zur Verfügung, hatte noch einmal zugenommen, als die Berufsfeuerwehr, die seit November 1938 zur Polizei gehörte und reichsweit Feuerschutzpolizei hieß, im Sommer 1937 Personal für den Dienst bei der Reichsluftwaffe abstellen musste. Branddirektor war nach wie vor Julius Wilcke. Auch unter seiner Leitung waren die Differenzen mit den Freiwilligen Feuerwehren nicht behoben, es kam zu häufigen Beschwerden. Als Wilcke zum 1. Oktober 1941 aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Dienst ausschied, folgte ihm sein Stellvertreter Hans Wischer, der diese Stelle bis Juni 1945 innehatte, als er wegen seiner Zugehörigkeit zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) zunächst suspendiert, dann entlassen wurde. 1949 wurde er zwar im Entnazifizierungsverfahren als entlastet eingestuft, in Karlsruhe aber nicht wiedereingestellt.

Im Zweiten Weltkrieg verschärfte sich die Situation noch einmal dramatisch durch zur Wehrmacht eingezogene oder gefallene Feuerwehrleute, was durch die ebenfalls betroffenen Freiwilligen Feuerwehren und auch den Einsatz von Zwangsarbeitern nicht ausgeglichen werden konnte. Bei den Großangriffen auf die Stadt vor allem im Jahr 1944 mussten deshalb auswärtige Feuerwehren zur Hilfe kommen. Die letzten Kriegstage erlebte die Stadt sogar ohne den Schutz der Berufsfeuerwehr, da diese Anfang April nach Rottweil abkommandiert worden war und erst im Mai mit einem Teil ihrer Ausrüstung zurückkam. Auch die Freiwilligen Feuerwehren waren weitgehend abgezogen worden. Bei Kriegsende lagen 490 Einsätze hinter der Feuerwehr, die nur Schlimmeres aber nicht die Zerstörung der Stadt zu über 35 %, im Innenstadtbereich über 60 % hatte verhindern können.

Es dauerte nach einer Übergangslösung unter französischer Besatzung mit berufsfremden Hilfskräften, bis unter amerikanischer Besatzung seit dem 13. Juli 1945 wieder eine Berufsfeuerwehr existierte. Kommandant war der noch von den Franzosen eingesetzte vormalige stellvertretende Kreisführer der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Karlsruhe, Julius Seiler. Durch die nach und nach zurückkehrenden Feuerwehrleute und neu ausgebildete Kräfte wuchs der Personalstand kontinuierlich wieder an. 1947 hatte Baurat Helmut Farrenkopf die Leitung der Berufsfeuerwehr übernommen, die er bis 1977 behielt. Gleichzeitig standen die Freiwilligen Feuerwehren des Kreises und die Werksfeuerwehren unter seinem Kommando. Mit Farrenkopfs Namen sind die Konsolidierung und der Ausbau der Berufsfeuerwehr in der Nachkriegszeit verbunden. Ende Oktober 1947 gab es wieder 55 Berufsfeuerwehrleute, darunter allerdings auch viele Anwärter. Die teilweise zerstörte Hauptwache war in Eigenleistung innerhalb von drei Jahren notdürftig wiederaufgebaut worden, 1948 verfügte die Berufsfeuerwehr auch wieder über ausreichend Werkzeuge und Ende des Jahres zählte sie wieder 62 Mann, womit man unter dem Durchschnitt vergleichbarer Städte lag. Die Freiwilligen Feuerwehren hatten 386, die Werksfeuerwehren 238 Mann, zu denen die Sinner AG, das Reichsbahnausbesserungswerke Karlsruhe und Karlsruhe-Durlach, die Zellstoffwerke Maxau, die Firmen Wolff & Sohn, Haid & Neu, Carl Metz, die Industriewerke Karlsruhe (IWK) und die Firma Gritzner-Kayser in Durlach gehörten.

Reagieren musste man auf neue Technologien und Industrieansiedlungen. 1962 entstand nach dem Bau des Versuchsreaktors im späteren Kernforschungszentrum und heutigen Forschungszentrum der sogenannte Strahlenschutzzug zur Brandbekämpfung im Zusammenhang mit radioaktivem Material, 1963 für den Karlsruher Ölhafen und am Rhein angesiedelte Raffinerien eine Ölwehr. Zu diesem Zeitpunkt war durch den Bau der Feuerwache West in der Nähe des Rheinhafens auf dem Gelände des mit dem FC Phönix zum Karlsruher Sport Club Phönix Mühlburg (KSC) fusionierten VfB Mühlburg eine schon in den 1920er-Jahren geforderte Entlastung der Hauptfeuerwache erfolgt.

Nach wie vor nicht spannungsfrei war das Verhältnis zu den nachgeordneten Freiwilligen Feuerwehren in den Stadtteilen. Als in den 1970er-Jahren im Zuge der baden-württembergischen Gebietsreform einige Orte nach Karlsruhe eingemeindet wurden, war bei den betroffenen ehemals selbständigen Gemeinden, vor allem in Neureut, die Sorge groß, die gewohnte Eigenständigkeit zu verlieren und künftig weniger Mittel zur Verfügung zu haben. Nicht zuletzt deshalb wurde auf Initiative von Oberbranddirektor Helmut Farrenkopf am 5. September 1973 der Stadtfeuerwehrverband Karlsruhe gegründet, dem auch die 16 Freiwilligen Feuerwehren angehören. Darüber hinaus verfügt Karlsruhe im Jahr 2023 über zwei ständig besetzte Feuerwachen, die bis 2021 in der Beiertheimer Allee gelegene Hauptfeuerwache, die 2021 durch eine moderne neue an der Wolfartsweierer Straße abgelöst wurde, und die Feuerwache West, in denen rund 250 Feuerwehrfrauen und -männer arbeiten.

Ernst Otto Bräunche 2024

Quellen

Albert Heußer: Rückblicke auf Erlebnisse bei der Karlsruher Freiwilligen Feuerwehr, Karlsruhe 1935; Karlsruher Zeitungen, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 9. Januar 2024); Festschrift 50 Jahre Berufsfeuerwehr Karlsruhe 1926-1976 (StadtAK 10/Archivbibliothek DS 7 Fuen); (Internetpräsenz der Feuerwehr Karlsruhe, https://www.karlsruhe.de/stadt-rathaus/service-buergerinformation/brand-bevoelkerungsschutz/feuerwehr-karlsruhe (Zugriff am 7. November 2023).

Literatur

Ute Grau/Barbara Guttmann: Gegen Feuer und Flamme. Das Löschwesen in Karlsruhe und die Berufsfeuerwehr, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Susanne Asche, Karlsruhe 2001 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 23).