Menü
Suche

Kondima-Werk


Briefkopf der Kondima-Fabrik von 1931, Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 24/1609.

Kondima-Werk

Seit Beginn produziert Kondima Rohmassen aus Mandeln, Nüssen, Kernen und Kakao für das Konditor- und Bäckereigewerbe sowie die Süßwarenindustrie. Der aus Bremen stammende Lebensmittelhygieniker Dr. med. Leopold Engelhardt (1885-1972), der technischer Leiter, Gründer und Mitinhaber verschiedener Firmen der Nahrungsmittelproduktion war, unter anderem 1913-1927 des Soyamawerks (unter anderem Sojaprodukte) in Frankfurt und des gleichnamigen Kondima-Werks in Bad Homburg 1922/23, richtete das Werk 1923 in Karlsruhe im Stadtteil Mühlburg ein. Der Firmenname ist ein Akronym von Konditoreirohmassen. Fabrikation und Laboratorium wurden eingerichtet in den Räumen der 1881 in der Stösserstraße 19 (seit 1899, zuvor seit 1886 Falterstraße) errichteten und 1890 erweiterten Mälzerei Eypper, die später von Wolfram Barth und Sohn übernommen wurde und während des Ersten Weltkriegs bis Beginn der 1920er-Jahre von der Teigwarenfabrik Otto Krumm belegt war. Das Anwesen befand sich im städtischen Eigentum und wurde von der Firma erworben. Das als Kondima-Fabrik AG firmierende Unternehmen wurde durch den Einstieg von Erich Heiden (1888-1969) im Jahr 1927 zur Kondima-Werke Engelhardt & Heiden OHG. Ende der 1920er-Jahre kam zur hauptsächlichen Erzeugung von Rohmarzipan die von Nougat hinzu.

Die Fabrik war die bedeutendste in Süddeutschland, da Produktionsstätten dieser Art aufgrund des Rohstoffimports aus Übersee in Norddeutschland konzentriert waren. Kondima bezog seine Importe zu zwei Dritteln über den Hafen Hamburg, nur zu einem Drittel wurden Inlandsrohstoffe verwendet, vor allem Zucker. Folgerichtige Pläne zur Werksverlagerung durch den Kauf eines Fabrikationsgeländes 1932/33 in Harburg (seit 1938 Stadtteil von Hamburg) kamen nach der nationalsozialistischen Autarkiepolitik nicht zur Ausführung. Stattdessen wurde vermehrt auf Inlandsrohstoffe zurückgegriffen und der Betrieb mit Süßmost-Produktion mit einer Getränkeabteilung in der Hardtstraße 37a ausgeweitet, das Saisongeschäft unter anderem mit Speiseeiskonserven verlängert. 1940 wurde das benachbarte, im städtischen Eigentum befindliche Grundstück Stösserstraße 17, ehemaliges Waisenhaus und nun Volksschule (Waisenhausschule), erworben, wobei der Schule weiterhin Räume mietweise überlassen wurden. Kondima war zu diesem Zeitpunkt vor allem am großen Gartengrundstück interessiert; dieser Zustand hielt bis zur Errichtung der Draisschule 1953 an.

Im Zweiten Weltkrieg zählte das Werk durch seine Produktion von nährstoffreichen Nahrungsmitteln, unter anderem für U-Boot-Besatzungen zu den kriegswichtigen Firmen. Ein Luftangriff im Dezember 1944 zerstörte große Werksteile. Unmittelbar nach 1945 wurde der Wiederaufbau angestrebt und die Produktion mit etwa 70 bis 90 Beschäftigten wieder aufgenommen und ausgeweitet. So kamen neu Kuvertüren hinzu. Neben dem unter anderem durch seine NS-Tätigkeit als Leiter der Finanzverwaltung der evangelischen Landeskirche kompromittierten Leopold Engelhardt trat sein Sohn, der Chemiker Leopold Engelhardt junior in die Firma ein. 1967 wurde die Rechtsform in eine Kommanditgesellschaft geändert als Kondima-Werk Engelhardt & Heiden GmbH & Co. Nach Ausscheiden der Familie Heiden 1985/86 aus der Gesellschaft wurde der Name auf Kondima Engelhardt GmbH & Co KG geändert. Die Lage der Firma in dem Wohngebiet einerseits und zur Hardtstraße hin als westliches Stadtentrée andererseits, führte zu Konflikten sowohl mit der Nachbarschaft wegen Lärm- und Geruchsbelästigung wie mit der Stadt, deren städtebaulichen Vorgaben mit Fabrikbauwünschen des Unternehmens kollidierten. Aktuell wird das Familienunternehmen mit einer Einlage von rund 260.000 Euro in dritter Generation vom seit 2002 einzigen Gesellschafter Thomas Engelhardt geführt.

Jürgen Schuhladen-Krämer 2016

Quellen

StadtAK 1/BOA 3079; Handelsregister Mannheim HRA 100396; Firmenhomepage http://www.kondima.de/index.php/de/ (Zugriff am 17. Juni 2016).

Literatur

Hauke Marahrens: Praktizierte Staatskirchenhoheit im Nationalsozialismus. Die Finanzabteilungen in der nationalsozialistischen Kirchenpolitik und ihre Praxis in den Landeskirchen von Hannover, Braunschweig und Baden, Göttingen 2014 (= Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte, Reihe B, Darstellungen Bd. 59).