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Musik Padewet GmbH


Wohn- und Geschäftshaus Kunstgeigenbau und Reparaturwerkstatt Johann Padewet, Kaiserstraße 132, 1928, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 1199.

Musik Padewet GmbH

Nach Tätigkeiten in Budapest und Basel ließ sich der 26-jährige Geigenbauer Johann Padewet (1819-1872), dessen Vater ein bekannter Wiener Violin-Instrumentenmacher war, 1845 in Karlsruhe nieder. Ausschlaggebend für die Wahl seiner zukünftigen Wirkungsstätte war sicherlich die Großherzoglich Badische Hofkapelle unter der Leitung des österreichischen Violinvirtuosen Josef Strauß gewesen. Das Großherzogliche Hof- und spätere Badische Staatstheater war bis zu seiner Zerstörung am 27. September 1944 im Besitz einiger hochwertiger, von Padewet gefertigter Streichinstrumente.

Im Mai 1854 wurde er von Prinzregent Friedrich I. zum Hof-Instrumentenmacher ernannt. Als solcher beschickte er große internationale Ausstellungen wie die Pariser Weltausstellungen 1855 und 1867, die Münchner Industrieausstellung 1861 und die Londoner Weltausstellung 1862. Nach mehreren Adresswechseln innerhalb der Waldstraße bezog Padewet, dessen Sortiment Violinen, Bratschen, Gitarren, Mandolinen, Zithern, Windharfen und Mundharmonikas umfasste, zwischen 1862 und 1865 größere Verkaufs- und Werkstatträume in der Karl-Friedrich-Straße 4.

Nach Padewets Tod am 25. Januar 1872 ging das Geschäft auf seine Ehefrau Wilhelmine (Mina), geborene Haßlinger, über, während der Sohn Johann Padewet junior (1850-1902) eine Ausbildung unter anderem bei dem bekannten Berliner Geigenbauer August Riechers absolvierte. 1877 übernahm er den väterlichen Betrieb. 1890/91 erwarb Padewet junior das mehrgeschossige Wohn- und Geschäftshaus Kaiserstraße 132, in das er das Ladengeschäft, die Werkstatt und auch seine Wohnung verlegte. Als er am 6. Januar 1902 starb, wurde seine Ehefrau Josephine, geborene Lampert, Firmeninhaberin. Der Sohn Johann Karl Padewet (1887-1971) hatte erst im Vorjahr seine Lehre bei dem renommierten Geigenbauer Friedrich Weller in Markneukirchen begonnen. Auch nach der Wiederverheiratung mit dem Bildhauer Joseph Schmid blieb Josephine Schmid-Padewet alleinige Inhaberin, während Johann Karl Padewet bei Giuseppe Fiorini in München und Georg Winterling in Hamburg Berufserfahrungen sammelte. Im Karlsruher Adressbuch von 1915 (Stand: Mitte Oktober 1914) wird der Kunstgeigenbauer erstmals angeführt, der etwas später zum Kriegsdienst eingezogen wurde und erst nach der Rückkehr aus dem Felde im November 1918 die handwerkliche Arbeit wieder aufnehmen konnte. 1924 legte er die Meisterprüfung ab.

Zum 24. Oktober 1922 schied Josephine Schmid-Padewet aus der Firma aus, die in eine offene Handelsgesellschaft umgewandelt wurde mit Kunstgeigenbauer Johann Karl Padewet und Bildhauer Joseph Schmid als persönlich haftende Gesellschafter. Rasch erwarb sich Padewet mit seinen nach Stradivari- und Guarneri-Modellen angefertigten Streichinstrumenten in Fachkreisen einen herausragenden Ruf. Führende Violinisten des In- und Auslands vertrauten ihm bei Reparaturen ihre Meisterinstrumente an. Im Januar 1933 wurde die offene Handelsgesellschaft aufgelöst und Johann Karl Padewet zum alleinigen Inhaber der Firma. Beim Luftangriff am 27. September 1944 wurde das Wohn- und Geschäftshaus in der Kaiserstraße vollkommen zerstört.

Anfang Oktober 1946 erhielt Padewet die Genehmigung, in der Karlstraße 101 seinen handwerklichen Betrieb (Geigenbau, Reparaturwerkstatt) und im Januar 1947 auch seinen Kleinhandel mit Musikinstrumenten und Schallplatten wieder aufzunehmen. Mit Hilfe seiner Tochter Marianne Frank-Padewet gelang es ihm in der Nachkriegszeit, das Anwesen Kaiserstraße 132 wiederaufzubauen. Bereits im Oktober 1948 konnte er mit Werkstatt und Ladengeschäft in den hinteren Teil des Gebäudes zurückkehren. Nach Abschluss des Wiederaufbaus wurde die Firma Johann Padewet zum 1. Januar 1961 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt mit Marianne Frank-Padewet als persönlich haftender Gesellschafterin und ihrem Mann Alois Frank-Padewet (Einzelprokura) als Kommanditist. In den neuen Geschäftsräumen, die von der Schaufensterfront an der Kaiserstraße bis zum Passagehof reichten, wurde das bisher auf Streich- und Zupfinstrumente ausgerichtete Sortiment auf alle Musikinstrumente bis auf Klaviere und Flügel ausgedehnt. Die Werkstatt wurde von Johann Karl Padewet weitergeführt, der von seinem Enkel Harald Frank-Padewet, der in Mittenwald das Geigenbauerhandwerk erlernt hatte, unterstützt wurde.

Nach Marianne und Alois Frank-Padewet ging das Unternehmen in den 1980er-Jahren auf die beiden Kinder, Harald Frank-Padewet und Henriette Schröder-Padewet, über. 1992 verkleinerten sie das Ladengeschäft und verlegten es in den hinteren (nördlichen) Gebäudeteil, der sich zum Passagehof hin öffnet und auch von Autofahrern über die Akademiestraße zu erreichen ist. Damit ging auch wieder eine Spezialisierung auf Streich- und Zupfinstrumente einher, wie es für das Unternehmen bis 1945 Tradition gewesen war. Die Johann Padewet GmbH wurde 2008 in Johann Padewet GmbH & Co. KG umgewandelt und der Geschäftsbetrieb nach 167 Jahren zum 30. Juni 2012 eingestellt.

Katja Förster 2021

Quellen

StadtAK 1/Wi-ko-Amt 6973, StadtAK 8/StS 24; Badische Presse vom 17. September 1920 (75-jähriges Geschäftsjubiläum), https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/date/day/2411029?d=1920-09-17 (Zugriff am 25. Oktober 2021); Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 9. November 1946 (100-jähriges Geschäftsjubiläum), https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/date/day/4639238?d=1946-11-09 (Zugriff am 25. Oktober 2021), 9. Oktober 1970 (125-jähriges Geschäftsjubiläum), 6. Oktober 1995 (150-jähriges Geschäftsjubiläum) StadtAK 8/Ze 15.