Menü
Suche

Modehaus Carl Schöpf


Modehaus Carl Schöpf

Kaiserstraße 137-139.

Am 4. Februar 1899 gründeten die beiden Karlsruher Kaufleute Carl Schöpf und Albert Bopp die Firma Schöpf & Bopp als offene Handelsgesellschaft. Für ihre Manufakturwarenhandlung mit dem Schwerpunkt Textilien konnten sie im Erdgeschoss des 1808/09 nach Plänen von Friedrich Weinbrenner errichteten viergeschossigen Wohn- und Geschäftshauses Verkaufsräume anmieten. Bereits 1900 eröffneten die beiden Unternehmer in der Pforzheimer Karl-Friedrich-Straße 10 eine Filiale ihres Manufactur-, Modewaaren- und Aussteuer-Geschäfts. Damenkleiderstoffe in allen Melangen und Farben bildeten den Hauptbestand ihres Sortiments, daneben boten sie auch Schürzen, Handtücher, Leib- und Bettwäsche, Tischdecken, Servietten, Steppdecken, Bettüberwürfe, Teppiche und Gardinen an.

Zum 4. September 1902 schied Bopp aus der Firma aus. Schöpf, der künftig unter dem Firmennamen Carl Schöpf firmierte, startete sein Unternehmen mit einem großen Räumungs-Ausverkauf der übernommenen Lagerbestände. Neben Manufakturwaren und Aussteuerartikeln begann bei ihm die Damenkonfektion eine zunehmend größere Rolle zu spielen. Als er am 4. Februar 1924 sein 25-jähriges Geschäftsjubiläum feierte, war die Firma Carl Schöpf für ihre umfangreiche Abteilung für Damen- und Kinderbekleidung weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

1910 hatte Schöpf das in bester Lage am Marktplatz gelegene Wohn- und Geschäftshaus kaufen können. 1926 konnte er auch noch das Nachbargrundstück Karl-Friedrich-Straße 5 erwerben und durch einen teilweisen Neu- und Umbau des ebenfalls viergeschossigen Gebäudes seine bisherige Verkaufsfläche um das Doppelte vergrößern. Als er Anfang November 1926 den Erweiterungsbau in Betrieb nahm – seine Büroräume hatte er in den Badischen Handelshof, Karl-Friedrich-Straße 7, verlegt –, war das Sortiment in den einzelnen Abteilungen Manufaktur, Modewaren, Aussteuerartikel, Damen- und Kinderkonfektion nicht nur erheblich ausgebaut, sondern auch eine Abteilung für Herren- und Knabenkonfektion neu eröffnet worden.

Als Carl Schöpf am 13. Februar 1930 im Alter von 60 Jahren unverheiratet und kinderlos starb, übernahmen seine drei Neffen Karl Schöpf (* 11. Februar 1898 Öschelbronn), dessen Bruder Julius Schöpf (* 2. Dezember 1902 Öschelbronn) und deren Vetter Julius Geiger (* 31. Januar 1904 Dürrn) zum 1. Oktober 1930 das Unternehmen in der Rechtsform einer offenen Handelsgesellschaft. Alle drei waren Kaufleute und seit 1914 oder 1920 im Textil-Einzelhandel tätig. Unterstützt wurden sie von Wilhelm Gottlieb Luipold, der seit Februar 1900 in der Firma, seit 1919 als Prokurist, arbeitete.

Die zweite Generation führte das Unternehmen erfolgreich weiter. In einer am 27. April 1933 geschalteten Anzeige im Karlsruher Tagblatt wurde erstmals mit dem Namen Modehaus Carl Schöpf geworben, der bis heute die Firmenbezeichnung geblieben ist. 1936 kauften die drei Geschäftsinhaber das dreigeschossige Nachbargebäude Kaiserstraße 137 und erweiterten die Ladenräume auch nach dieser Seite hin: Im neuen Erdgeschossbereich wurde die Herrenkonfektion, im 1. Obergeschoss die Damen-Konfektion und im 2. Obergeschoss das Lager untergebracht, während in den zwei Verkaufsetagen des Haupthauses Manufakturwaren, Aussteuerartikel und Damenkonfektion angeboten wurden.

Beim schwersten Luftangriff auf Karlsruhe am 27. September 1944 wurden alle drei Geschäftshäuser zerstört. Karl Schöpf verlegte daraufhin den Schneidereibetrieb mit bis zu 17 Gehilfen, denen vier Nähmaschinen für Neuanfertigung, Umarbeitung und Reparaturen von Kleidern und Textilwaren zur Verfügung standen, in zwei große Räume seines Privathauses in der Riefstahlstraße 10.

Mitte September 1945 stellten die Brüder Karl und Julius Schöpf beim Wirtschaftskontrollamt den Antrag auf Wiedereröffnung eines Schneidereibetriebs. Zum 1. August 1946 erhielten sie eine vorläufige Genehmigung. Den Zulassungsantrag auf Großhandel mit Textilwaren stellten sie am 3. Dezember 1948 gemeinsam mit ihrem Vetter Julius Geiger. Die Industrie- und Handelskammer Karlsruhe befürwortete den Antrag mit der Begründung, dass es sich um eine der "angesehensten Textilfirmen in Karlsruhe" handelte. Da sich die stadtplanerische Konzeption für den Wiederaufbau der Kaiserstraße hinzog, konnte mit dem Neubau des zerstörten Geschäftskomplexes erst im Februar 1949 begonnen werden. Bei den Gebäuden am Marktplatz musste Weinbrenners klassizistische Bauweise eingehalten werden, so dass die Stockwerkshöhen und die westliche Fassadengliederung vorgegeben waren, während der verantwortliche Architekt, Regierungsbaumeister Bruno Laurson, die Fassade entlang der Kaiserstraße dagegen freier und moderner gestalten konnte.

Der Wiederaufbau erfolgte in zwei Bauphasen: Der erste Bauabschnitt, bei dem das rund 1.000 Quadratmeter große Gelände vollständig unterkellert und mit einem neuen Erdgeschoss (Herren- und Knabenkonfektion, Stoffe, Wäsche, Aussteuerartikel) und erstem Obergeschoss (Damen- und Mädchenkonfektion) versehen wurde, war zur Geschäftseröffnung am 15. Februar 1950 fertig gestellt. Die Nordseite des Erdgeschosses war als geräumige Fußgängerpassage ausgebildet worden, wodurch langgestreckte, durchgehende Schaufensterfronten entstanden waren. Auch die Fluoreszenz-Beleuchtung mit Rastern entsprach dem neuesten Stand der Technik.

Der zweite Bauabschnitt, bei dem dann das 2. und 3. Obergeschoss errichtet wurden, kam 1953/54 zur Ausführung. Am 3. April 1954 wurde die neue Verkaufsfläche, die auch einen exklusiven Modesalon umfasste, eröffnet. Um das Modehaus, das bis heute mit "Mode für die ganze Familie für sämtliche Anlässe" wirbt, dem jeweiligen Zeitgeschmack anzupassen, kam es seit 1968/69 sowohl im Inneren als auch im Eingangsbereich regelmäßig zu Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen. Eine Besonderheit seit 1969 war die exquisite Damenabteilung für Abendroben, Partymode und Hochzeitskleider. Die Juristin Melitta Büchner-Schöpf (1934-2021), die nach dem Tod ihres Vaters Karl Schöpf 1980 die Geschäftsleitung in dritter Generation übernahm, baute diesen Bereich kontinuierlich weiter aus. 2006 vergrößerte sie die Abteilung für Fest- und Hochzeitskleidung nochmals erheblich, so dass das Modehaus Carl Schöpf bis heute vor allem mit seinem umfassenden Angebot an festlicher Kinder-, Jugend-, Damen- und Herrenmode punktet. Nach dem Tode der kinderlos gebliebenen Modehausbesitzerin wurde Ende 2021 bekannt, dass sie das Diakonische Werk Karlsruhe als Alleinerbin eingesetzt hatte.

Katja Förster 2021

Quellen

StadtAK 1/Wi-Ko-Amt 2993, 5647; Handelsregistereinträge in der Karlsruher Zeitung vom 16. Februar 1899, 8. September 1902, 7. Juli 1919, 15. Dezember 1930; Karlsruher Tagblatt vom 4. November 1926 (Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus), Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 15. Februar 1949 (50 Jahre Modehaus Carl Schöpf), 14. Februar 1950 (Der Neubau), alle unter https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 27. Dezember 2021), 20. Februar 1969 (70-jähriges Jubiläum), 31. Dezember 1981 (Modernisierung durch Innenumbau); Modehaus Carl Schöpf, https://www.modehaus-schoepf.de/ (Zugriff am 17. November 2021).