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Mendelssohnplatz


Mendelssohnplatz/Rüppurrer Tor mit Blick nach Westen auf das Billingsche Jugendstilwohnhaus, im Vordergrund das Oktroierheberhäuschen, links Kriegs-, rechts Steinstraße, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIIIb 245.
Der Mendelssohnplatz um 1960, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XV 53.

Mendelssohnplatz

Der Mendelssohnplatz ist ein Platz am südöstlichen Rand des Karlsruher Stadtteils Innenstadt-Ost. Bauplanerisch entspricht er heute nicht einem Stadtplatz im eigentlichen Sinn, da er faktisch durch die Kreuzung der Kriegsstraße mit der Fritz-Erler- bzw. Rüppurrer Straße gebildet wird.

Die Geschichte des Mendelssohnplatzes begann 1898. Auf dem dortigen Gelände befanden sich bis 1874 das Rüppurrer- bzw. Friedrichstor, das einen südlichen Ein- und Ausgang der Stadt bildete, sowie der alte jüdische Friedhof, der 1897 geschlossen und eingeebnet worden war. An dem frei gewordenen Platz, der den Namen des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn (1729-1786) erhielt, wurden anschließend mehrere Neubauten errichtet sowie ein kleiner Park angelegt. Die Neubauten im nordwestlichen Bereich des Mendelssohnplatzes bestanden aus der neuen Polizeiwache, erbaut von Wilhelm Strieder, dem Oktroierheberhaus, in dem unter anderem die von den Marktfrauen zu bezahlende Verbrauchssteuer abgeführt werden musste, und aus einem 1903 entstandenen, von Hermann Billing geplanten Jugendstilhaus. Ergänzt wurden diese Bauten durch das seit 1820 bestehende Gasthaus Grüner Hof am südwestlichen Rand und durch das Wirtshaus Walfisch (Abriss 1971) an der Ecke Kronen-/Kriegsstraße.

Diese öffentlichen Gebäude machten den Mendelssohnplatz – nicht zuletzt durch seine Nähe zum alten Karlsruher Bahnhof – im frühen 20. Jahrhundert zu einem belebten und beliebten Treffpunkt. 1935 wurde der Mendelssohnplatz von den Nationalsozialisten in Rüppurrer-Tor-Platz umbenannt, 1960 erfolgte die Rückbenennung. Sein Niedergang begann mit den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, der Abriss weiterer Gebäude im Rahmen der Altstadtsanierung setzte die Entwicklung fort. Anfang der 1960er-Jahre entstand im südwestlichen Bereich das achtstöckige Hotel am Theater, das 1980 für den Neubau des Hilton International abgerissen wurde. Als die US-amerikanische Hotelkette bereits nach wenigen Jahren Insolvenz anmelden musste, wurde es Anfang 1984 vom Ramada-Konzern übernommen und hieß Ramada Renaissance Karlsruhe Hotel. Am 1. Juli 2015 wurde es von der Hotelgruppe Achat aus Mannheim unter dem Namen Achat Plaza neu eröffnet.

Die grundlegenden Veränderungen im Rahmen der Altstadtsanierung führten dazu, dass der Mendelssohnplatz zu denjenigen Karlsruher Stadtplätzen gehört, deren heutige Form sich gegenüber dem Urzustand am meisten verändert hat. Dies äußert sich insbesondere darin, dass er zu einem der wichtigsten und meist frequentierten Verkehrsknotenpunkte der Stadt ausgebaut wurde. Unterstützt wurde dies durch den Bau mehrerer Großgebäude am Rand, wozu das erwähnte Hotel (1982), die Heinrich-Hübsch-Schule (1985), das Röser-Haus (1996) und das Scheck-In-Center (2002) gehören.

René Gilbert 2015

Quelle

StadtAK 1/GA 26.

Literatur

Heinz Schmitt: Karlsruhe ehemals, gestern und heute – eine Stadt im Wandel der letzten 80 Jahre, Stuttgart 1992, S. 66 f.; Peter Pretsch: Mendelssohnplatz, in: Stadtplätze in Karlsruhe, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Manfred Koch, Karlsruhe 2003, S. 142-147 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 26).