Menü
Suche

Paul-Billet-Denkmal

(Weitergeleitet von De:Lexikon:top-3256)


Das Paul-Billet-Denkmal bei einer Veranstaltung am Abend der "Kristallnacht" am 9. November 1938, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 5/178c.

Paul-Billet-Denkmal

1935-1945 in der Kaiserstraße/Nordwestecke Adlerstraße.

Der 1905 in Lahr geborene Buchdrucker Paul Billet war nach Aktivitäten im Wiking- und Schlageterbund 1925 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten. Am Pfingstmontag, den 25. Mai 1931, beteiligte er sich als Mitglied einer SA-Motorradstaffel an einem Propagandamarsch durch Karlsruhe, bei dem er in der Kaiserstraße/Ecke Adlerstraße von kommunistischen Demonstranten angegriffen und dabei so schwer verletzt wurde, dass er noch am selben Tag verstarb. Die polizeiliche Untersuchung ergab, dass eine Zuschauerin Billet einen Knüppel zwischen die Speichen seines Motorrades geworfen hatte, so daß dieser schwer gestürzt und an den Folgen des Sturzes verstorben war. Als "Opfer" der neuen Bewegung wurde er in den kommenden Jahren von der NS-Propaganda systematisch zum Helden und Märtyrer stilisiert. Im Mai 1933 erhielt der nahe dem Tatort gelegene Platz vor der Kleinen Kirche seinen Namen. 1935 beauftragte die NSDAP, Gau Baden, den Architekten Hermann Alker, Professor an der Technischen Hochschule Karlsruhe und NSDAP-Mitglied, mit der Konzeption einer Denkmalstele, mit der den badischen "Blutopfern" am jeweiligen Ort ihrer Ermordung gedacht werden sollte. Neben Paul Billet in Karlsruhe zählten dazu Fritz Kröber in Durlach, Karl Guwang in Sinzheim, Jakob Ihrig in Lohrbach, Gustav Kammerer in Liedolsheim, Karl Winter in Steinen sowie Karl Schelshorn und Johann Baptist Weber in Freiburg. Die Enthüllung der sieben Stelen war ursprünglich für den 9. November 1935, dem jährlich gefeierten "Tag der Bewegung", geplant. Wegen schwerer Materialfehler verzögerte sich jedoch die Ausführung der Denkmäler. Sechs Stelen, darunter auch das Billet-Denkmal, wurden am 23. November 1935, die Freiburger Stele, die bei der Anfertigung zerbrochen war, am 30. Januar 1936 geweiht.

Bis auf die Inschrift waren die hohen schmalen Gedenkstelen identisch. Jede Stele setzte sich aus drei gleich gestalteten, konkav geschwungenen Seiten zusammen, die oben halbkreisförmig endeten. Das Bogenfeld nahm das einzige figurative Motiv, den Adler mit Hakenkreuz und Eichenblattkranz als "Hoheitszeichen" des Dritten Reiches, auf. Darunter war die jeweilige Inschrift in Fraktur zu lesen, im vorliegenden Fall: "SA-Mann Paul Billet 25. Mai 1931 an dieser Stelle von Kommunisten erschlagen".

Die Einweihung der Denkmäler wurde an allen sieben Orten in gleicher Weise nach Sonnenuntergang mit Fackeln, "Ehrenstürmen" der NS-Formationen, Fahnen, Sprechchor, Trommelwirbel und der Rede eines führenden Parteimitglieds inszeniert. In Karlsruhe, und infolge der Verzögerung auch in Freiburg, war Reichsstatthalter Robert Wagner der Redner. Kurz nach Kriegsende, im Juni 1945, wurde auf Befehl der französischen Besatzungsmacht das Billet-Denkmal, wie alle anderen NS-Denkmäler in Karlsruhe, beseitigt.

Katja Förster 2015

Literatur

Beatrice Vierneisel: Paul-Billet-Denkmal, in: Gerlinde Brandenburger/Manfred Großkinsky/Gerhard Kabierske/Ursula Merkel/Beatrice Vierneisel: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715-1945, 2. Aufl. Karlsruhe 1989, S. 654-657 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 7), https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/materialien-zur-stadtgeschichte/publikationen-zur-stadtgeschichte-digital/buecher-zur-stadtgeschichte/vergriffene-publikationen-stadtarchiv Zugriff am 25. Oktober 2023); Ute Scherb: "Wir bekommen die Denkmäler, die wir verdienen". Freiburger Monumente im 19. und 20. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau 2005, S. 181 f. (= Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau Bd. 36, zugleich Diss. Univ. Freiburg 2000).