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Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division

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Vorderseite des Denkmals für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division, Foto: Arthur Mehlstäubler 2016, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/92a DO.
Rückseite des Denkmals für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division, Foto: Arthur Mehlstäubler 2016, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/92 DO.

Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division

Im Grünsteifen zwischen Nördlicher und Südlicher Hildapromenade auf Höhe des Haydnplatzes (Weststadt).

Im Januar 1952 wünschte der Geschäftsführer des G. Braun Verlags, Eberhard Knittel, ehemaliger Angehöriger der 35. Infanterie-Division und Sprecher der gleichnamigen Kameradschaft, in einem Brief an den Karlsruher Oberbürgermeister die Aufstellung eines würdigen Denkmals für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten der 35. Infanterie-Division an einem zentral gelegenen Standort in Karlsruhe. Die Stadtverwaltung signalisierte Zustimmung und band das Stadtplanungsamt zur Unterstützung des Projekts in die Planung mit ein. Von einer zunächst angedachten bronzenen Bodenplatte rückte die Kameradschaft jedoch rasch ab und favorisierte bald ein Ehrenmal in Form eines monumentalen Sarkophags.

Obgleich beide Seiten sich über Form und Aussage des Denkmals einig waren, verzögerte sich die Realisierung des Vorhabens um mehrere Jahre, da Kameradschaft und Stadtverwaltung zunächst keinen für beide akzeptablen Standort fanden, und weil die Kameradschaft die Aufstellung des Denkmals mit ihrer Publikation zur Geschichte der 35. Division zusammenfallen lassen wollte. Offiziell eingeweiht wurde das Denkmal schließlich am 31. Mai 1964 anlässlich der 3. Wiedersehensfeier ehemaliger Angehöriger der 35. Infanterie-Division. An der Zeremonie nahmen Bürgermeister Emil Gutenkunst sowie der frühere Bürgermeister und amtierende Landtagspräsident Franz Gurk teil.

Das Denkmal wurde vom Kunstmaler Bogislav Groos entworfen und besteht aus einem Sarkophag ähnlichen Steinblock. Es hat eine Höhe von 167 Zentimetern, ist 300 Zentimeter breit, 140 Zentimeter tief und wiegt 18 Tonnen. Die linke Stirnseite zeigt ein stilisiertes Eisernes Kreuz, die rechte einen Fisch, das Symbol der Division. Auf der Vorderseite steht die Inschrift: "Die 35 Division ihren Gefallenen 1939-1945". Auf der Rückseite sind die Truppenteile der Division aufgeführt: "Stab 35 Infanterie-Division-Füselier-Regiment 34, Grenadier-Regiment 109, Grenadier-Regiment 111, Artillerie-Regiment 35, I Artillerie-Regiment 71, Aufklärungs-Abteilung 35, Panzerjäger-Abteilung 35, Pionier-Bataillon 35, Nachrichten-Abteilung 35, Divisions-Nachschubführer 35, Sanitäts-Truppen 35, Versorgungs-Truppen 35, Feldersatz-Bataillon 35, Ersatz-Truppenteile." Das Denkmal ist als Kulturdenkmal eingestuft.

2014 beantragte die Linke im Gemeinderat die Entfernung des Denkmals. Das Ergebnis der Beratungen war die Kommentierung des Denkmals durch eine Erinnerungsstele, auf der unter anderem die maßgebliche Beteiligung der Divison an einem "der schwersten Verbrechen der Wehrmacht überhaupt" an nichtarbeitsfähigen Kranken, Alten, Frauen und Kindern - von den Nazis so genannte "nutzlose Esser" - im März 1944 herausgestellt wurde. In ihrem Frontabschnitt trieb sie russische Zivilistinnen und Zivilisten in mit Stacheldraht abgezäunte Areale im Sumpfgebiet bei Osaritschi. Dabei verloren in nur sieben Tagen mindestens 9.000 der 45.000 Deportierten ihr Leben. Die ursprüngliche Absicht des Ehrenmals, nämlich das Erinnern an die Gefallenen der Division und die damit verbundene Stilisierung zu Opfern bei gleichzeitigem Verschweigen der Verbrechen der Division wird von der Stadt Karlsruhe abgelehnt.

René Gilbert 2017

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 1854, 12073, 8/ZGS 22a, 22c; Stele als Kommentierung des Ehrenmals der 35. Infanterie-Division, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/erinnerungskultur/erinnerungskultur-im-oeffentlichen-raum/karlsruher-stelen/stele-35-infanterie-division (Zugriff am 19. September 2022).

Literatur

Jürgen Schuhladen-Krämer: Ein fragwürdiges Ehrenmal, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 105 vom 12. Dezember 2014, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-105/ehrenmal (Zugriff am 19. September 2022); Jürgen Schuhladen-Krämer: Das Denkmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe. Einfluss und "Legendenbildung" alter Kameraden, in: Der Zweite Weltkrieg – Last oder Chance der Erinnerung. Widerspruch gegen das Ehrenmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Jürgen Schuhladen-Krämer, Karlsruhe 2015, S. 93-110; Ute Fahrbach-Dreher: Vom Umgang mit "schwierigen Denkmälern" – abräumen und damit leben?, in: ebd. S. 111-122.