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Eberhard Knittel


Eberhard Knittel, 1964, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A11a/132/3/re.

Eberhard Knittel

Verleger, * 24. November 1899 Karlsruhe, † 5. April 1989 Karlsruhe, ev., ∞ 1934 Josephine Eugenie Witthoff, 2 Töchter.

Eberhard Fritz August Knittel wurde als einer von drei Söhnen des Verlegers Albert Knittel in Karlsruhe geboren. Er besuchte das Bismarck-Gymnasium und nahm als Freiwilliger im Feldartillerie-Regiment 50 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend absolvierte er ein Studium im In- und Ausland und wurde 1926 an der Universität Gießen promoviert. Bereits 1923 war Knittel als Gesellschafter in das Familienunternehmen eingetreten, das damals aus dem G. Braun Verlag und der Kunstdruckerei Künstlerbund Karlsruhe (KKK) bestand. 1932 wurde er Prokurist und Mitglied des Aufsichtsrats beider Firmen. 1930 trat Knittel sowohl in den Kyffhäuserbund einen deutschen Soldatenbund, der sich 1933 zu Adolf Hitler bekannte, als auch in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein und er wurde Beirat der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe (bis 1945). 1934 erfolgte seine Ernennung zum stellvertretenden Geschäftsführer des G. Braun Verlags. 1939-1943 war er Mitglied der Kreiskriegerführung. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Knittel Oberleutnant und Ordonnanzoffizier beim Stab der 35. Infanterie-Division, schied jedoch, nachdem seine beiden Brüder gefallen waren, wieder aus und übernahm die Leitung des Familienunternehmens. Knittels Karlsruher Entnazifizierungsverfahren wurde aufgrund mehrerer Entlastungserklärungen von Betriebsangehörigen, seiner Behauptung, er sei 1933 im Interesse des Verlags NSDAP-Mitglied geworden, sowie seiner 50-prozentigen Kriegsbeschädigung im Januar 1948 im Rahmen der Weihnachtsamnestie eingestellt. Er wurde als "vom Gesetz nicht betroffen" eingestuft.

In den 1950er- und 1960er-Jahren erwarb sich Knittel Verdienste um den Wiederaufbau des familieneigenen Verlagsgeschäfts. Dazu trugen Publikationen bei wie die "Geschichte Badens" von Berthold Sütterlin, die "Badische Münz- und Geldgeschichte" von Friedrich Wielandt, die Herausgabe mehrerer landeskundlicher Zeitschriften wie „Baden – Monographie seiner Städte und Landschaften“ (ab 1961 "Welt am Oberrhein"), "Baden-Württemberg", der medizinischen Fachzeitschrift "Die Therapiewoche" als Organ der Deutschen Therapiewoche sowie der technisch-wissenschaftlichen Blätter "HiFi-Stereo-Praxis" und "Atompraxis". Als begeisterter Hobbyfotograf gab Knittel außerdem mehrere Bildkalender, unter anderem über Venedig, Athen, das Karlsruher Schloss und die Bodenseeregion heraus. In den 1970er-Jahren belegte der G. Braun Verlag den 32. Platz der 100 umsatzstärksten Verlage in Deutschland. 1959 erhielt Knittel für seine Tätigkeit als Verleger das Bundesverdienstkreuz.

Neben seinem Beruf engagierte sich Knittel in zahlreichen Ehrenämtern: Er leitete 1950-1987 die Ortsgruppe Karlsruhe des Vereins Badische Heimat, war 1950-1975 stellvertretender Vorsitzender des Vereins und wurde 1975 zum Ehrenvorsitzenden ernannt; er war unter anderem auch Handelsrichter in der Kammer für Handelssachen beim Landgericht Karlsruhe, Mitglied des Kuratoriums der Gesellschaft der Freunde Bayreuths und Mitglied im Wirtschaftsrat der Christlich Demokratischen Union (CDU). Besonderes Engagement zeigte Knittel als Vorsitzender mehrerer militärischer Organisationen, unter anderem des 1952 in Karlsruhe gegründeten Kameradendienstes der 35. Infanterie-Division e. V. und der Arbeitsgemeinschaft Kameradenwerke, die die Zeitschrift Alte Kameraden herausgab. In Karlsruhe war Knittel die treibende Kraft für die Errichtung des Denkmals der 35. Infanterie-Division am Haydnplatz 1964, mit dem, so Knittel, der "Opfertod so vieler Kameraden ... immer gegenwärtig sein sollte." Dass sich die Division unter anderem im März 1944 mit der Ermordung von 9.000 arbeitsunfähigen Zivilisten des Konzentrationslagers Osaritschi eines der schwersten Kriegsverbrechen der Wehrmacht überhaupt schuldig gemacht hatte, wurde dabei verschwiegen. 2016 stellte die Stadtverwaltung neben dem Denkmal zur Kommentierung eine Stele auf.

René Gilbert/Manfred Koch 2017

Quellen

GLA 465h/37777, 69 Verlag CFM 617, 657; StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Knittel, Eberhard.

Werk

Carlyles Stellung zu Staat und Gesellschaft seiner Zeit, Diss. Gießen 1926.

Literatur

Georg Richter: Festschrift des Hauses G. Braun (vormals G. Braunsche Hofbuchdruckerei und Verlag) GmbH Karlsruhe 1813-1963, Karlsruhe 1963; Ludwig Vögely: Dr. Eberhard Knittel, Ehrenpräsident des Landesvereins "Badische Heimat", in: Badische Heimat 69 (1989), S. 235-237; Jürgen Schuhladen-Krämer: Das Denkmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe. Einfluss und „Legendenbildung“ alter Kameraden, in: Der Zweite Weltkrieg – Last oder Chance der Erinnerung, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche und Jürgen Schuhladen-Krämer, Karlsruhe 2015, S. 93-110.