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{{DISPLAYTITLE:BAMBI-Filmpreis-Verleihungen in Karlsruhe}} |
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[[Datei:Ereig-0287.jpg|200px|thumb|left|<small>Bambi-Preisträger O. W. Fischer, Jean Marais |
[[Datei:Ereig-0287.jpg|200px|thumb|left|<small>Bambi-Preisträger O. W. Fischer, Jean Marais und Maria Schell sowie Karlheinz Böhm als Stellvertreter für eine abwesende Schauspielkollegin in der Schwarzwaldhalle, März 1956, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A4/93/3/5.</small>]] |
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=BAMBI-Filmpreis-Verleihungen in Karlsruhe= |
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=Bambiverleihung= |
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Die öffentlichen Verleihungen der von der Zeitschrift Film-Revue 1948 ins Leben gerufenen Auszeichnungen für Filmschauspielerinnen und -schauspieler wie für Filme fanden 1955 bis 1964 in Karlsruhe statt. Die Film-Revue wurde 1947 in Baden-Baden mit Genehmigung der französischen Besatzungsmacht von Heinz Heining und Helmut Bohn gegründet und erschien in der Neuen Verlagsgesellschaft Baden-Baden. Die Redaktion, die 1947 noch in Karlsruhe arbeitete, wurde 1948 nach Baden-Baden verlegt. |
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Die Bambiverleihung ist eine jährlich stattfindende Gala zur Auszeichnung vornehmlich schauspielerischer Leistungen in deutschen und internationalen Film- und Fernsehproduktionen. Gestiftet wurde der Preis 1948 von dem Karlsruher Verleger <lex id="bio-1522">Karl Fritz</lex>, der die Leserinnen und Leser seiner Zeitschrift Film-Revue über die beliebtesten nationalen und internationalen Schauspielerinnen und Schauspieler des jeweils vorangegangenen Filmjahrs abstimmen ließ. |
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Im Herbst 1948 startete die Redaktion erstmals eine Umfrage bei den Leserinnen und Lesern nach den beliebtesten weiblichen und männlichen Filmstars Deutschlands und des Auslands im Vorjahr. Ausgezeichnet wurden zudem die künstlerisch wertvollsten und die erfolgreichsten Filme jeweils des In- und Auslands. Den Gewinnern und Gewinnerinnen wurde die Auszeichnung bis 1953 meist im privaten Rahmen überreicht. Sie erhielten ein seit 1936 nach dem Entwurf von <lex id="bio-1503">Else Bach</lex> in der Karlsruher <lex id="ins-0067">Majolika-Manufaktur</lex> gefertigtes Rehkitz. Die Tochter von Marika Rökk, der ersten Preisträgerin, sah darin das Bambi und gab dem Preis damit seit 1949 seinen Namen. |
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In der Anfangszeit wurde der Bambi den Ausgezeichneten privat übergeben. Mit der Verleihung im Hamburger Passage-Theater Ende 1953 fand die Preisübergabe erstmals in einem öffentlichen Rahmen statt. Nachdem 1954 wegen der Terminverlegung von Dezember auf März keine Ehrung stattfand, wurde die Bambiverleihung 1955-1964 in Karlsruhe ausgerichtet, erstmals am 6. März 1955 im <lex id="ins-1234">Konzerthaus</lex> (damals Sitz des <lex id="ins-0845">Badischen Staatstheaters</lex>) als öffentliche Gala. Die damaligen Preisträger, die zudem auch am häufigsten mit einem Bambi ausgezeichnet wurden, waren Maria Schell mit insgesamt acht und Otto Wilhelm (O. W.) Fischer mit neun Trophäen. Ihren Gewinn feierten die Stars anschließend regelmäßig im <lex id="ins-0294">Gasthaus Krone</lex> (heute Künstlerkneipe) in <lex id="top-0506">Daxlanden</lex>. |
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1952 übernahm der Karlsruher Druckereibesitzer und Verleger <lex id="bio-1522">Karl Fritz</lex> die Film-Revue, die Redaktion kehrte wieder nach Karlsruhe zurück. Ende 1953 fand im Hamburger Passage-Theater die Übergabe von Preisen für das Jahr 1952 erstmals vor größerem Publikum statt. 1954 beschloss Karl Fritz, die Ehrungen vom Dezember auf den März zu verlegen und sie künftig im Rahmen eines öffentlichen Festaktes zu inszenieren. Diese Gala fand erstmals am 6. März 1955 im <lex id="ins-1234">Konzerthaus</lex> (damals Sitz des <lex id="ins-0845">Badischen Staatstheaters</lex>) statt. Der große Erfolg und die Vielzahl geladener Gäste machten 1956 den Umzug der Gala in die <lex id="ins-1454">Schwarzwaldhalle</lex> erforderlich. Zum zehnjährigen Jubiläum 1958 ersetzte ein von <lex id="bio-0481">Emil Sutor</lex> neu gestaltetes Rehkitz aus vergoldeter Bronze aus der Majolika-Manufaktur. |
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Das enorme Interesse von Bürgern und Presse sowie die immer größere Zahl an geladenen Gästen machten 1956 den Umzug der Gala in die <lex id="ins-1454">Schwarzwaldhalle</lex> erforderlich. Wie im Jahr zuvor gewann Jean Marais den Bambi als bester internationaler Schauspieler und nahm den Preis diesmal als erster nicht-deutschsprachiger Mime auch persönlich entgegen. Zu den weiteren bekannten Darstellern, die in der Karlsruher Zeit einen Bambi erhielten, gehören Liselotte Pulver, Ruth Leuwerik, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, Horst Buchholz, Karlheinz Böhm, Hansjörg Felmy, Heinz Rühmann und Rock Hudson, der zwischen 1958 und 1963 fünfmal gewann und erst zur Verleihung seines vorletzten Bambis 1962 nach Karlsruhe anreiste. <lex id="ins-1014">Oberbürgermeister</lex> <lex id="bio-0016">Günther Klotz</lex> empfing die Siegerinnen und Sieger regelmäßig im <lex id="ins-1791">Rathaus</lex> der Stadt. Weltstars, die ebenfalls gewannen, jedoch nicht in die Fächerstadt kamen, waren Ingrid Bergman und Tony Curtis. |
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Die erste wie die folgenden Galas stießen in den Medien auf breites Interesse. Ein enormes Echo fand die Veranstaltung auch bei der Karlsruher Bevölkerung. Zu Tausenden warteten die Filmfans auf dem <lex id="top-3130">Festplatz</lex> auf die Vorfahrt der Preisträger und Preisträgerinnen sowie die der prominenten Gäste. Auch vor dem <lex id="ins-0283">Schlosshotel</lex>, wo die Stars logierten, und vor dem <lex id="ins-1791">Rathaus</lex>, wo <lex id="ins-1014">Oberbürgermeister</lex> <lex id="bio-0016">Günther Klotz</lex> für die Preisträger einen Empfang gab und diese ihre Anhänger vom Rathausbalkon grüßten, versammelte sich eine große Menschenmenge. Die große Zahl der Schaulustigen dokumentieren unter anderem die im <lex id="ins-0806">Stadtarchiv Karlsruhe</lex> verwahrten Filmberichte im <lex id="ereig-0029">Karlsruher Monatsspiegel</lex> und die zahlreichen Fotos des Pressefotografen <lex id="bio-0834">Horst Schlesiger</lex>. |
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Der Bambi bestand bis 1957 aus Keramik und geht auf eine aus Ton geformte Reh-Figur zurück, die die Bildhauerin <lex id="bio-1503">Else Bach</lex> 1936 in der Karlsruher <lex id="ins-0067">Majolika-Manufaktur</lex> geschaffen hatte. Anlässlich des zehnten Jubiläums wurde der Bildhauer <lex id="bio-0481">Emil Sutor</lex> 1958 damit beauftragt, ein Reh aus vergoldeter Bronze anzufertigen, dessen Form bis heute im Wesentlichen erhalten geblieben ist. |
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Zu den am häufigsten geehrten deutschen Filmstars zählten Maria Schell mit acht, davon vier in Karlsruhe verliehen, und O. W. Fischer mit neun Trophäen, davon sechs in Karlsruhe verliehen. Weitere bekannte deutsche Preisträger, die in der Karlsruher Zeit einen Bambi erhielten, waren Liselotte Pulver, Ruth Leuwerik, Horst Buchholz, Hansjörg Felmy und Heinz Rühmann. Jean Marais war 1956 der erste internationale Filmstar, der seine Auszeichnung persönlich in Karlsruhe entgegennahm. Ihm folgten unter anderen Sophia Loren und Rock Hudson, die jeweils fünfmal in Karlsruhe geehrt wurden, sowie Gina Lollobrigida mit vier Auszeichnungen. |
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Ende 1962 verkaufte Karl Fritz die Mehrheit seines Verlags an den Offenburger Verleger Franz Burda, wodurch die Film-Revue und damit auch die Bambiverleihung in dessen Verantwortung übergingen. Burda stand der Verleihung in Karlsruhe kritisch gegenüber, weil die Stadt wegen des fehlenden Flughafens und der zu wenigen Hotels seiner Ansicht nach für eine Veranstaltung dieser Größe nicht geeignet sei. Aus Gründen der Tradition hielt er jedoch zunächst an der Ausrichtung in Karlsruhe fest. |
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Nachdem sich Burda an der Organisation der Gala |
1962/63 verkaufte Karl Fritz die Neue Verlagsgesellschaft mitsamt der Film-Revue und anderen Zeitschriften an den Offenburger Verleger und Druckereibesitzer Franz Burda. Nachdem sich Burda an der Organisation der Gala des Jahrs 1963 nicht beteiligt hatte, überraschte der Senator die Öffentlichkeit im Folgejahr mit einigen Neuerungen. Burda wollte nun seine Bambi-Feier rauschender und glamouröser gestalten. Statt der Badischen Staatskapelle spielte eine US-Army-Band und für einen exklusiven Auftritt engagierte er die Jazzsängerin Ella Fitzgerald mit dem Oscar-Petersen-Trio. Statt der Nachfeier im <lex id="ins-0294">Gasthaus Krone (Künstlerkneipe)</lex> in <lex id="ort-0123">Daxlanden</lex> gab es eine Weinprobe in Offenburg. Vor allem aber hielt Burda eine provozierende, vieldiskutierte kritische Rede über den Zustand des deutschen Films. |
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In der überregionalen Presse fand das durchaus auch Anklang. Die <lex id="ins-1145">Badischen Neuesten Nachrichten (BNN)</lex> kritisierten dagegen den neuen Ablauf der Veranstaltung wie auch die Rede und kommentierten, das goldene Reh sei in eine "üble Sackgasse" geraten. Auf die kritischen Berichte in den BNN über sein selbstherrliches Auftreten reagierte Burda verärgert. Mit der Begründung, dass Karlsruhe für eine Veranstaltung dieser Größe wegen des fehlenden Flughafens und der zu geringen Hotelkapazität nicht geeignet sei, verlegte er die Veranstaltung 1965 nach München, wo sie zunächst einige Zeit blieb, ehe sie an wechselnden Orten präsentiert wurde. Nach und nach verwandelte Burda den Bambi-Preis zu einem Film-, Fernseh- und Medienpreis. |
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Das BAMBI kehrte zum 50-jährigen Jubiläum der Verleihungen 1998 mit einem großen Festakt noch einmal in die Stadt Karlsruhe zurück. Die Zahl der Schaulustigen vor dem <lex id="ins-0842">Zentrum für Kunst und Medien (ZKM)</lex> blieb allerdings überschaubar. |
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==Quellen== |
==Quellen== |
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StadtAK 8/ZGS 79.2 (Majolika); 8/StS 9/466; 8/BA Schlesiger (Jahre 1955-1964); 9/Monatsspiegel, Folgen 5, 14, 26, 38, 70, 74; BLB ZC 35 (Film-Revue); Informationen von Gudrun Gloth, geb. Ernst, Redaktionsmitglied der Film-Revue seit 1950 und später Chefredakteurin. |
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<lex id="ereig-0029">Karlsruher Monatsspiegel</lex>, Folgen 5, 14, 26, 38, 70, 74. |
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==Literatur== |
==Literatur/Weblinks== |
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Hans Frey/Erich Höll: Die Gasthäuser und Wirtschaften in Geschichte und Gegenwart, in: Werner Burkart/Gottfried Ganz/Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Edgar Morrison-Cleator (Hrsg.): Daxlanden – Die Ortsgeschichte, Karlsruhe 2007, S. 397-409, hier S. 405; Liste der Bambi-Preisträger – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bambi-Preistr%C3%A4ger; Bambi (Auszeichnung) – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Bambi_(Auszeichnung); Beiträge von Ingo Löchel im Zauberspiegel-Online: [https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/durchblick-hintergrnde-mainmenu-15/leinwand-aamp-mattscheibe-mainmenu-296/4540-die-vergessene-vergangenheit-die-film-revue-1947-wie-alles-begann 1947], [https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/durchblick-hintergrnde-mainmenu-15/-leinwand-aamp-mattscheibe-mainmenu-296/4541-die-vergessene-vergangenheit-die-film-revue-1948-stunde-null 1948] und [https://www.zauberspiegel-online.de/index.php/durchblick-hintergrnde-mainmenu-15/leinwand-aamp-mattscheibe-mainmenu-296/4711-die-vergessene-vergangenheit-die-filmrevue-194950 1949/50] (Zugriff jeweils am 3. Januar 2025). |
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Manfred Koch: Trümmerstadt – Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe – Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 520-673, hier S. 613 f., [https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE2NjIwNTIxMjEsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluXC91c2VyX3VwbG9hZFwvTWFuZGFudGVuc2VpdGVuXC9TdGFkdGFyY2hpdlwvMDVfU3RhZHRnZXNjaGljaHRlXC8wNF9QdWJsaWthdGlvbmVuXC9WZXJncmlmZmVuZVwvS2FybHNydWhlX0RpZV9TdGFkdGdlc2NoaWNodGVfb3B0LnBkZiIsInBhZ2UiOjI3ODJ9.w1DG8O9x0UW6JdV5jfykG5t3PsnQkvSGgBHy2yOSbOQ/Karlsruhe_Die_Stadtgeschichte_opt.pdf Buch zum Download (PDF)] (Zugriff am 2. September 2022); Hans Frey/Erich Höll: Die Gasthäuser und Wirtschaften in Geschichte und Gegenwart, in: Werner Burkart/Gottfried Ganz/Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Edgar Morrison-Cleator (Hrsg.): Daxlanden – Die Ortsgeschichte, Karlsruhe 2007, S. 397-409, hier S. 405; Geschichte der Bambiverleihung: https://www.burda.com/de/bambi/ (Zugriff am 2. September 2022). |
Aktuelle Version vom 19. Februar 2025, 10:56 Uhr
BAMBI-Filmpreis-Verleihungen in Karlsruhe
Die öffentlichen Verleihungen der von der Zeitschrift Film-Revue 1948 ins Leben gerufenen Auszeichnungen für Filmschauspielerinnen und -schauspieler wie für Filme fanden 1955 bis 1964 in Karlsruhe statt. Die Film-Revue wurde 1947 in Baden-Baden mit Genehmigung der französischen Besatzungsmacht von Heinz Heining und Helmut Bohn gegründet und erschien in der Neuen Verlagsgesellschaft Baden-Baden. Die Redaktion, die 1947 noch in Karlsruhe arbeitete, wurde 1948 nach Baden-Baden verlegt.
Im Herbst 1948 startete die Redaktion erstmals eine Umfrage bei den Leserinnen und Lesern nach den beliebtesten weiblichen und männlichen Filmstars Deutschlands und des Auslands im Vorjahr. Ausgezeichnet wurden zudem die künstlerisch wertvollsten und die erfolgreichsten Filme jeweils des In- und Auslands. Den Gewinnern und Gewinnerinnen wurde die Auszeichnung bis 1953 meist im privaten Rahmen überreicht. Sie erhielten ein seit 1936 nach dem Entwurf von Else Bach in der Karlsruher Majolika-Manufaktur gefertigtes Rehkitz. Die Tochter von Marika Rökk, der ersten Preisträgerin, sah darin das Bambi und gab dem Preis damit seit 1949 seinen Namen.
1952 übernahm der Karlsruher Druckereibesitzer und Verleger Karl Fritz die Film-Revue, die Redaktion kehrte wieder nach Karlsruhe zurück. Ende 1953 fand im Hamburger Passage-Theater die Übergabe von Preisen für das Jahr 1952 erstmals vor größerem Publikum statt. 1954 beschloss Karl Fritz, die Ehrungen vom Dezember auf den März zu verlegen und sie künftig im Rahmen eines öffentlichen Festaktes zu inszenieren. Diese Gala fand erstmals am 6. März 1955 im Konzerthaus (damals Sitz des Badischen Staatstheaters) statt. Der große Erfolg und die Vielzahl geladener Gäste machten 1956 den Umzug der Gala in die Schwarzwaldhalle erforderlich. Zum zehnjährigen Jubiläum 1958 ersetzte ein von Emil Sutor neu gestaltetes Rehkitz aus vergoldeter Bronze aus der Majolika-Manufaktur.
Die erste wie die folgenden Galas stießen in den Medien auf breites Interesse. Ein enormes Echo fand die Veranstaltung auch bei der Karlsruher Bevölkerung. Zu Tausenden warteten die Filmfans auf dem Festplatz auf die Vorfahrt der Preisträger und Preisträgerinnen sowie die der prominenten Gäste. Auch vor dem Schlosshotel, wo die Stars logierten, und vor dem Rathaus, wo Oberbürgermeister Günther Klotz für die Preisträger einen Empfang gab und diese ihre Anhänger vom Rathausbalkon grüßten, versammelte sich eine große Menschenmenge. Die große Zahl der Schaulustigen dokumentieren unter anderem die im Stadtarchiv Karlsruhe verwahrten Filmberichte im Karlsruher Monatsspiegel und die zahlreichen Fotos des Pressefotografen Horst Schlesiger.
Zu den am häufigsten geehrten deutschen Filmstars zählten Maria Schell mit acht, davon vier in Karlsruhe verliehen, und O. W. Fischer mit neun Trophäen, davon sechs in Karlsruhe verliehen. Weitere bekannte deutsche Preisträger, die in der Karlsruher Zeit einen Bambi erhielten, waren Liselotte Pulver, Ruth Leuwerik, Horst Buchholz, Hansjörg Felmy und Heinz Rühmann. Jean Marais war 1956 der erste internationale Filmstar, der seine Auszeichnung persönlich in Karlsruhe entgegennahm. Ihm folgten unter anderen Sophia Loren und Rock Hudson, die jeweils fünfmal in Karlsruhe geehrt wurden, sowie Gina Lollobrigida mit vier Auszeichnungen.
1962/63 verkaufte Karl Fritz die Neue Verlagsgesellschaft mitsamt der Film-Revue und anderen Zeitschriften an den Offenburger Verleger und Druckereibesitzer Franz Burda. Nachdem sich Burda an der Organisation der Gala des Jahrs 1963 nicht beteiligt hatte, überraschte der Senator die Öffentlichkeit im Folgejahr mit einigen Neuerungen. Burda wollte nun seine Bambi-Feier rauschender und glamouröser gestalten. Statt der Badischen Staatskapelle spielte eine US-Army-Band und für einen exklusiven Auftritt engagierte er die Jazzsängerin Ella Fitzgerald mit dem Oscar-Petersen-Trio. Statt der Nachfeier im Gasthaus Krone (Künstlerkneipe) in Daxlanden gab es eine Weinprobe in Offenburg. Vor allem aber hielt Burda eine provozierende, vieldiskutierte kritische Rede über den Zustand des deutschen Films.
In der überregionalen Presse fand das durchaus auch Anklang. Die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) kritisierten dagegen den neuen Ablauf der Veranstaltung wie auch die Rede und kommentierten, das goldene Reh sei in eine "üble Sackgasse" geraten. Auf die kritischen Berichte in den BNN über sein selbstherrliches Auftreten reagierte Burda verärgert. Mit der Begründung, dass Karlsruhe für eine Veranstaltung dieser Größe wegen des fehlenden Flughafens und der zu geringen Hotelkapazität nicht geeignet sei, verlegte er die Veranstaltung 1965 nach München, wo sie zunächst einige Zeit blieb, ehe sie an wechselnden Orten präsentiert wurde. Nach und nach verwandelte Burda den Bambi-Preis zu einem Film-, Fernseh- und Medienpreis.
Das BAMBI kehrte zum 50-jährigen Jubiläum der Verleihungen 1998 mit einem großen Festakt noch einmal in die Stadt Karlsruhe zurück. Die Zahl der Schaulustigen vor dem Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) blieb allerdings überschaubar.
Quellen
StadtAK 8/ZGS 79.2 (Majolika); 8/StS 9/466; 8/BA Schlesiger (Jahre 1955-1964); 9/Monatsspiegel, Folgen 5, 14, 26, 38, 70, 74; BLB ZC 35 (Film-Revue); Informationen von Gudrun Gloth, geb. Ernst, Redaktionsmitglied der Film-Revue seit 1950 und später Chefredakteurin.
Literatur/Weblinks
Hans Frey/Erich Höll: Die Gasthäuser und Wirtschaften in Geschichte und Gegenwart, in: Werner Burkart/Gottfried Ganz/Manfred Fellhauer/Manfred Koch/Edgar Morrison-Cleator (Hrsg.): Daxlanden – Die Ortsgeschichte, Karlsruhe 2007, S. 397-409, hier S. 405; Liste der Bambi-Preisträger – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Bambi-Preistr%C3%A4ger; Bambi (Auszeichnung) – Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Bambi_(Auszeichnung); Beiträge von Ingo Löchel im Zauberspiegel-Online: 1947, 1948 und 1949/50 (Zugriff jeweils am 3. Januar 2025).