Karl Friedrich Philipp Fritz
Druckereibesitzer, Verleger, * 18. November 1893 Neckarzimmern/Neckar-Odenwald-Kreis, † 10. November 1967 Heidelberg, ev., ∞ 1. 1924 Bertha Augusta Vögtle (1890-1935), 2. 1942 in Sasbachwalden Vilma Fichtmüller (1910-2008), o/o 1951, 3. Margarete Ostermayer (1921-1988) in Konstanz, 1 Sohn aus 1. Ehe (1942-1944) , 1 Sohn aus 2. Ehe.
Karl Fritz wuchs in einer Landwirtsfamilie mit drei Geschwistern in Neckarzimmern auf. Nach dem Besuch der Volksschule und der Handelsschule absolvierte er eine Lehre als Drucker. Mit 20 Jahren begann 1914 sein Militärdienst und der Einsatz im Ersten Weltkrieg, in dessen Verlauf er mit dem Eisernen Kreuz und der Badischen Verdienstmedaille ausgezeichnet wurde. Wie viele Kriegsteilnehmer seiner Generation schloss er sich 1920 einer der vielen rechtsextremen Gruppierungen an, die 1924 unter dem Einfluss führender Nationalsozialisten das Wahlbündnis Völkischer Block bildeten.
Seit Anfang des Jahres 1922 arbeitete Fritz als Prokurist in der Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung J. J. Reiff, im Karlsruher Adressbuch ist er erstmals 1924 aufgeführt. Die Druckerei gehörte dem Stadtrat (1920 – 1929) der Deutschnationalen Volkspartei Hans Reiff, 1930 ging sie in den Besitz von Karl Fritz über. Bei Reiff wurde seit 1928 die Parteizeitung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Der Führer gedruckt. Mit der Übernahme der Druckerei trat Fritz 1930 auch in die NSDAP ein. Fritz wurde 1931 Hauptstellenleiter beim Gau der Partei und später auch Mitglied der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und er pflegte enge Kontakte zu Gauleiter Robert Wagner und anderen führenden Nationalsozialisten in Karlsruhe. Die NSDAP verlieh dem "gebefreudigen" und "versammlungsakiven", politisch wie beruflich "ausschließlich im Sinn der Partei aktiven" Karl Fritz die Bronzene Dienstauszeichnung.
Das frühe Engagement für die NSDAP zahlte sich für Fritz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 aus. Die Auflage des "Führers" stieg von 16.000 Exemplaren im Januar 1933 auf 81.000 im Jahr 1937. Als sich im Frühjahr 1934 der Konkurs des Verlags Ferdinand Thiergarten, dem Herausgeber der Badischen Presse, abzeichnete, gründeten Karl Fritz und der Führerverlag mit 60 % bzw. 40 % Anteil die Südwestdeutsche Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH. Diese übernahm im Mai 1934 zu günstigen Konditionen den Verlag Thiergarten mit allen Verlagsrechten, die Druckerei sowie die Grundstücke Lammstraße 1 b, hier zog der Führer-Verlag ein, und Karl-Friedrich-Straße 6, die Karl Fritz als Geschäftsführer des neugegründeten Verlags bezog. Fritz wurde somit auch zum Drucker der weiter erscheinenden Badischen Presse. 1935 wurde er als Beirat der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe berufen.
Im August 1938 arisierte Fritz, seit 1936 Leiter der Wirtschaftsgruppe Druck der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, gemeinsam mit dem Offenburger Druckereibesitzer Franz Burda in Mannheim die Druckerei Gebr. Bauer. Sie galt als eine der modernsten und leistungsfähigsten Tiefdruckereien Deutschlands. Erst ein Jahr danach monierte Fritz beim badischen Finanzminister den angeblich heruntergewirtschafteten Zustand der Maschinen bei der Übernahme des Betriebs. In den anschließenden Nachverhandlungen erreichten Fritz und Burda eine Herabsetzung des Kaufpreises um etwa 200.000 RM. So betrug letztlich der Preis für die Arisierung nur 545.000 RM.
Am Kriegsende weilte Fritz in seinem Wochenendhaus in Sasbachwalden/Brandmatt. Dort wurde er von französischem Militär verhaftet und im Internierungslager Lichtental inhaftiert. Nach neun Monaten erreichte seine Frau, die Opernsängerin Vilma Fichtmüller, durch Vorsprachen bei der französischen Militärbehörde im Februar 1946 seine vorzeitige Entlassung. Im Spruchkammerverfahren unterschlug Fritz seine frühe Mitgliedschaft und Aktivität für die NSDAP. Da diese im Verfahren auch nicht ermittelt wurden, bleibt seine Einstufung im September 1948 als Mitläufer mehr als fragwürdig.
Wirtschaftlich prägten für den Unternehmer Fritz Verlust und Stillstand die Nachkriegsjahre bis 1950. Die Mannheimer Firma Gebr. Bauer, nach Kriegszerstörung des Gebäudes nach Lahr-Dinglingen verlegt, wurde 1949 aus dem Handelsregister gelöscht. Der Betrieb ging als Zweigwerk in den Besitz der Druckerei Burda über. Zuvor hatte Franz Burda den Vorbesitzern als Restitutionszahlung 120.000 DM aus eigener Tasche bezahlt. In Karlsruhe war das Verlagsgebäude in der Karl-Friedrich-Straße 6 seit 1944 zerstört und der zunächst im Zirkel 2 untergebrachte Betrieb stand bis 1948 unter treuhänderischer Verwaltung. In diesem Jahr klagte der Vorbesitzer der Badischen Presse auf Rückgabe seiner von Fritz und dem Führerverlag übernommenen Firma. Nach dem Urteil vom November 1949 blieb Fritz Gesellschafter und Geschäftsführer der Südwestdeutschen Druckerei- und Verlagsgesellschaft mbH mit Sitz in der Lammstraße 1b - 5, der auch das noch nicht wiederbebaute Grundstück Karl-Friedrich-Straße 6 gehörte. 1949 kehrte Fritz aus Sasbachwalden nach Karlsruhe zurück.
1953 übernahm Fritz mit drei weiteren Gesellschaftern als Geschäftsführer die Neue Verlagsgesellschaft Baden-Baden mbH, die die Film-Revue, Ihre Freundin und andere Magazine herausgab. Deren Geschäfts- und Redaktionssitz verlegte er nach Karlsruhe in die Stephanienstraße 18-20. 1955 veranlasste er, dass die von der Film-Revue vergebenen Bambi-Filmpreise erstmals in Karlsruhe mit einem großen Festakt den Preisträgern übergeben wurden. 1962/63 verkaufte Fritz die Neue Verlagsgesellschaft mbH in zwei Schritten an Franz Burda. Danach konzentrierte Fritz seine Aktivitäten auf seinen 1953 gegründeten Condor-Verlag mit Sitz in der Stephanienstraße 18-20, der in der Republik Kongo in Leopoldville eine Großdruckerei eingerichtet hatte und die dortige Herausgabe von Schulbüchern und Zeitungen übernahm.
Die Republik Kongo ernannte Fritz dafür 1963 zum Generalkonsul für Deutschland. 1964 erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. In einem Nachruf für den in einer Heidelberger Klinik Verstorbenen in den Badischen Neuesten Nachrichten hieß es: "Wer ihn kannte, wußte um sein bescheidenes Wesen, seine Freundlichkeit und seine Hilfsbereitschaft."
Quellen
StadtAK 8/ZGS Personen (Karl Fritz); 1/Wi-ko-Amt 201; 3/B Standesbücher; GLA 465f/1059; 465a/MB 51; 465a/FB 51; Adressbücher der Stadt, https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff am 20. Januar 2025); Karlsruher Zeitungen, v. a. Der Führer vom 4. Oktober 1931 und 1. November 1937 (Sonderausgabe), Badische Presse vom 19. Juni 1934; Pressemitteilung Gründung Condorverlag 1953 Badische allgemeine Zeitung vom 24. November 1953, https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/7756828 (Zugriff am 20. Januar 2025).
Literatur
Peter Köpf: Die Burdas, Berlin, Hamburg 2002; Vilma Fichtmüller: Erinnerungen, Durlach 2003; Christian Fritsche: Ausgebeutet, zurückerstattet und entschädigt. Arisierung und Wiedergutmachung in Mannheim, Ubstadt-Weiher, Heidelberg, Neustadt a.d.W., Basel, 2. Aufl. 2013, S. 251-257 (= Sonderveröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim Bd.3); Konrad Dussel: Die Nazifizierung der deutschen Presse. Eine Fallstudie am Beispiel der Presse Badens 1932 bis 1944, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 161, 2013, S. 427-456, http://www.boa-bw.de/bsz469296682.html (Zugriff am 20. Januar 2025); Sybille Peine: Pioniere, Diven, Hasardeure. Die schillernden badischen Unternehmerfamilien Thiergarten und Utz, Ahrensburg 2024.