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Pfannkuch & Co.


Werbeanzeige von Pfannkuch u. Co., 1926.
Pfannkuchfiliale Zähringerstraße 19/Ecke Waldhornstraße, um 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVe 1224.
Lagerhaus Pfannkuch u. Co., um 1925, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA V V 1708.
Neueröffnung einer Pfannkuch-Filiale in der Stresemannstraße 9, 1979, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A37/26/7/1.

Pfannkuch & Co.

Pfannkuch & Co. war der Name einer Unternehmensgruppe im Lebensmitteleinzelhandel mit zuletzt über 200 Filialen und mehr als 4.500 Beschäftigten in Süddeutschland und Sachsen. Die Pfannkuch-Unternehmensgruppe bestand aus zwölf Gesellschaften, von denen eine die in Karlsruhe ansässige Pfannkuch GmbH & Co. Supermarkt KG war. Diese hatte ihren Ursprung im Pforzheimer Stadtteil Brötzingen, wo am 8. Februar 1896 der erste Pfannkuch-Laden eröffnet wurde. Namensgebend für diese Kommanditgesellschaft war der Firmengründer Friedrich Pfannkuch als Komplementär, während als Kommanditistin die Frankfurter Firma Latscha fungierte. Der „Pionier im Lebensmittel-Einzelhandel“ Jakob Latscha hatte in Frankfurt eine Lebensmittelkette aufgebaut, die Vorbild für Pfannkuch gewesen sein könnte. Als Pfannkuch das Unternehmen verließ, übernahm Walter Heymann, ein Neffe Jakob Latschas, 1904 die Geschäftsführung. In diesem Jahr wurde ein erster Pfannkuch-Kolonialwarenladen in Karlsruhe am Werderplatz eröffnet, dem bis 1910 zwölf weitere folgten. Insgesamt hatte Pfannkuch 1914 74 Filialen, darunter auch in den damals bayerischen Orten Wörth und Jockgrim.

Das in Karlsruhe aufgebaute Zentrallager am damaligen Güterbahnhof wurde 1909 durch einen Brand vollständig zerstört. Zuvor hatte die Firma Mietlager in Karlsruhe bei der Brauerei Sinner in Grünwinkel (1903-1905) und in der Wielandtstraße (1905-1906). Nach dem Brand des 1907 erworbenen und danach ausgebauten Lagers am Rangierbahnhof wurde ein Notlager am Mühlburger Tor genmietet, ehe am Rheinhafen ein zweites Eigenlager mit Gleisanschluss 1911 fertiggestellt wurde. Dieses Lager wurde nach der Rheinhafenbesetzung 1923 durch französische Soldaten geräumt und durch ein angemietetes Notlager wieder am Rangierbahnhof (1923-1924) ersetzt.

Obwohl die Firma Latscha 1921 als Kommanditistin bei Pfannkuch ausschied, blieb Walter Heymann, der 1938 starb, weiter Mitglied der Geschäftsführung. Seit 1912 werden im Karlsruher Adressbuch auch Paul Heymann und A. Peitgen als weitere Geschäftsführer und Teilhaber aufgeführt.

1924 ersetzte ein neues Zentrallager im Industriegebiet Oberfeldstraße auf einem 16.000 Quadratmeter großem Gelände mit 10.000 Quadratmetern Lagerfläche das Rheinhafenlager. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine eigene Geflügelzucht mit Phanko-Geflügelfarmen in Wiedenhof (Rheinland), Karlsruhe-Rüppurr und Hechenhof am Pilsensee aufgebaut.

Diese Ausweitung des operativen Geschäfts, ergänzt um Immobilienhandel, Hotel-Gewerbe und Tee-Versand, brachte der Firma im Zuge der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er-Jahre Verluste, die so hoch waren, dass entschieden wurde, das Unternehmen 1933 an die Inhaber der Firma Latscha zu verkaufen. Zeitgleich trat Gerhard Lehmann in die Geschäftsführung ein und erwarb schrittweise 50% der Unternehmensanteile. 1932 gab es 131 Filialen mit einer Belegschaft von 586 Personen. Im Zweiten Weltkrieg wurden 1942 und 1944 - das Zentrallager war 1943 wiederaufgebaut worden - und die Hauptverwaltung in Karlsruhe vollständig zerstört. Von einstmals 155 Pfannkuch-Filialen existierten bei Kriegsende noch 60. In den folgenden Jahren wurde das Filialnetz stetig wieder aufgebaut, sodass 1950 erneut 120 Filialen als Bedienungsläden mit einer Verkaufsfläche von 40-80 Quadratmetern entstanden waren. Der Wiederaufbau des Zentrallagers und der Verwaltungsgebäude in der Oberfeldstraße war 1948 abgeschlossen.

Angeregt durch eine USA-Reise gelangte die Geschäftsführung 1951 zu der Erkenntnis, dass eine Änderung der Geschäftspraxis notwendig sei und beschloss die Umstellung auf Selbstbedienung. 1952 wurde der erste Selbstbedienungsladen an der Ecke Kaiser- und Herrenstraße eröffnet und in der Folgezeit die systematische Umstellung der Läden auf Selbstbedienung vorangetrieben. 1960, im Jahr des Beginns der Eigenproduktion von Fleisch und Wurst, übernahm Gesellschafter Günther Lehmann die absolute Mehrheit der Anteile des Unternehmens. In der Folge expandierte Pfannkuch & Co. weiter und gründete in den 1960er- und 1970er-Jahren neue Tochterunternehmen, darunter die disco-Supermärkte (erster Markt 1967 in Bruchsal, in Karlsruhe am Werderplatz) und die KaufPark SB-Warenhäuser (erster Markt 1969 in Sindelfingen, in Karlsruhe in Bulach), die später in Kolossa umbenannt wurden. Hinzu kam der bon appetit-Markt im ehemaligen Pfannkuch-Laden am Europaplatz. 1980 wurde in der Oberfeldstraße 14 (heute Pfannkuchstraße) die neue Firmenzentrale der Pfannkuch-Unternehmensgruppe eröffnet. 1991 in eine GmbH umgewandelt, wurde Pfannkuch & Co. 1995 von der Spar Handels AG gekauft, die ihrerseits 2005 von der Edeka-Gruppe übernommen wurde.

Ernst Otto Bräunche/René Gilbert 2020

Quellen

StadtAK 1/Wi-ko-Amt 5092, 6285; 8/StS 24/171; 35 Jahre Pfannkuch 1897-1932, Festschrift StadtAK 8/StS 24, 685, Technische Betrachtungen zur Neubauanlage Pfannkuch u. Co. in Karlsruhe, Karlsruher Tagblatt, Beilage Technik vom 27. November 1924 StadtAK 8/Ze 2 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/zoom/2540157 (Zugriff am 20. November 2020); Pfannkuch 75 Jahre + Co. 1971, Beilage zu den Badischen Neuesten Nachrichten vom 9. Februar 1971; Stadtarchiv Pforzheim - Institut für Stadtgeschichte S5-1688.