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De:Lexikon:ins-1138: Unterschied zwischen den Versionen

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=Kadettenanstalt (heute Oberfinanzdirektion Karlsruhe)=


Das von 1889-1892 errichtete Königlich-Preußische Kadettenhaus Karlsruhe war das einzige der acht preußischen Vorkorps außerhalb Preußens. Die Anlage, deren Entwurf und Ausführung das von Garnisonbauinspektor Hermann Hellwich geleitete Karlsruher Garnisonbauamt II übernommen hatte, kostete den Reichsmilitärfiskus circa 2,12 Millionen Mark. Als Vorbild für die circa 5,5 Hektar große Anlage, die im Süden von der <lex id="top-1940">Moltkestraße</lex>, im Westen von der <lex id="top-0802">Freydorfstraße</lex>, im Norden von der <lex id="top-0984">Grenadierstraße</lex> und im Osten von der <lex id="top-2336">Roggenbachstraße</lex> begrenzt wurde, diente die 1878 fertig gestellte Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde.
Das von 1889-1892 errichtete Königlich-Preußische Kadettenhaus Karlsruhe war das einzige der acht preußischen Vorkorps außerhalb Preußens. Die Anlage, deren Entwurf und Ausführung das von Garnisonbauinspektor Hermann Hellwich geleitete Karlsruher Garnisonbauamt II übernommen hatte, kostete den Reichsmilitärfiskus circa 2,12 Millionen Mark. Als Vorbild für die circa 5,5 Hektar große Anlage, die im Süden von der <lex id="top-1940">Moltkestraße</lex>, im Westen von der <lex id="top-0802">Freydorfstraße</lex>, im Norden von der <lex id="top-0984">Grenadierstraße</lex> und im Osten von der <lex id="top-2336">Roggenbachstraße</lex> begrenzt wurde, diente die 1878 fertig gestellte Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde.
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Nach dem <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> wurde das Preußische Kadettenkorps aufgelöst. Das Karlsruher Kadettenhaus wurde am 8. März 1920 geschlossen. Weil sich Reichsbehörden und Landesbehörden über die weitere Verwendung des Komplexes nicht einigen konnten, wurden lediglich die ehemaligen Wohngebäude als Notwohnungen genutzt. Letztendlich setzte sich das Landesfinanzamt (ab 1934 Oberfinanzpräsidium) durch, das behelfsmäßig im Gebäude des Badischen Finanzministeriums (heute <lex id="ins-1113">Regierungspräsidium</lex>) untergebracht war. Bis zum Frühjahr 1922 wurden sämtliche Gebäude an der Moltkestraße durch das Baubüro des Badischen Finanzministeriums zu Büroräumen umgebaut, wobei an den ehemaligen Kompaniegebäuden zwei der drei Eingänge zugunsten von Arbeitsräumen zugemauert wurden. Die Schwimmhalle mit dem nach Osten apsidial ausschwingenden Duschraum wurde Mitte der 1920er-Jahre der katholischen Kirchenverwaltung überlassen, die darin die <lex id="ins-1272">Herz-Jesu-Kirche</lex> als Filiale von <lex id="ins-1277">St. Bonifatius</lex> einrichtete. Um 1937 entstanden auf dem nördlichen Areal entlang der Grenadierstraße durch die Beamtenwohnungsbaugesellschaft Mannheim mehrere Wohngebäude.
Nach dem <lex id="ereig-0068">Ersten Weltkrieg</lex> wurde das Preußische Kadettenkorps aufgelöst. Das Karlsruher Kadettenhaus wurde am 8. März 1920 geschlossen. Weil sich Reichsbehörden und Landesbehörden über die weitere Verwendung des Komplexes nicht einigen konnten, wurden lediglich die ehemaligen Wohngebäude als Notwohnungen genutzt. Letztendlich setzte sich das Landesfinanzamt (ab 1934 Oberfinanzpräsidium) durch, das behelfsmäßig im Gebäude des Badischen Finanzministeriums (heute <lex id="ins-1113">Regierungspräsidium</lex>) untergebracht war. Bis zum Frühjahr 1922 wurden sämtliche Gebäude an der Moltkestraße durch das Baubüro des Badischen Finanzministeriums zu Büroräumen umgebaut, wobei an den ehemaligen Kompaniegebäuden zwei der drei Eingänge zugunsten von Arbeitsräumen zugemauert wurden. Die Schwimmhalle mit dem nach Osten apsidial ausschwingenden Duschraum wurde Mitte der 1920er-Jahre der katholischen Kirchenverwaltung überlassen, die darin die <lex id="ins-1272">Herz-Jesu-Kirche</lex> als Filiale von <lex id="ins-1277">St. Bonifatius</lex> einrichtete. Um 1937 entstanden auf dem nördlichen Areal entlang der Grenadierstraße durch die Beamtenwohnungsbaugesellschaft Mannheim mehrere Wohngebäude.


Nach dem <lex id="ereig-0074">Zweiten Weltkrieg</lex> erfolgten weitere bauliche Veränderungen, wie die Aufstockung der eingeschossigen Verbindungsgänge zwischen den Gebäuden an der Moltkestraße. Nach mehreren Umbaumaßnahmen erhielt die 1949 zur Pfarrkuratie erhobene Herz-Jesu-Kirche 1954 ihre endgütige Gestalt. Bis heute hat die Oberfinanzdirektion Karlsruhe, seit 2005 die einzige Mittelbehörde der Steuerverwaltung in Baden-Württemberg, ihren Hauptdienstsitz in den Gebäuden der ehemaligen Kadettenanstalt. Die Anlage ist Denkmal nach § 12 (Kulturdenkmal besond. Bedeutung) Denkmalschutzgesetz.
Nach dem <lex id="ereig-0074">Zweiten Weltkrieg</lex> erfolgten weitere bauliche Veränderungen, wie die Aufstockung der eingeschossigen Verbindungsgänge zwischen den Gebäuden an der Moltkestraße. Nach mehreren Umbaumaßnahmen erhielt die 1949 zur Pfarrkuratie erhobene Herz-Jesu-Kirche 1954 ihre endgütige Gestalt. Bis heute hat die <lex id="ins-1110">Oberfinanzdirektion Karlsruhe</lex>, seit 2005 die einzige Mittelbehörde der Steuerverwaltung in Baden-Württemberg, ihren Hauptdienstsitz in den Gebäuden der ehemaligen Kadettenanstalt. Die Anlage ist Denkmal nach § 12 (Kulturdenkmal besond. Bedeutung) Denkmalschutzgesetz.


<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2015''</div>
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GLA 59/143, 59/421; Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02601 (Zugriff am 3. November 2017).
GLA 59/143, 59/421; Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02601 (Zugriff am 3. November 2017).
==Literatur==
==Literatur==
Klaus Schwirkmann: Königlich-Preußisches Kadettenhaus Karlsruhe. Aus der Vergangenheit der heutigen Dienstgebäude der Oberfinanzdirektion Karlsruhe an der Moltkestraße, 2. neubearb. Aufl., Karlsruhe 1992; Garnisonstadt Karlsruhe. Militärische Liegenschaften einst und heute, zus.gestellt von Oberstleutnant Lüdke 1989, überarb. 1993 [Maschinenschriftl. Manuskript], S. 37 f.
Klaus Schwirkmann: Königlich-Preußisches Kadettenhaus Karlsruhe. Aus der Vergangenheit der heutigen Dienstgebäude der Oberfinanzdirektion Karlsruhe an der Moltkestraße, 2. neubearb. Aufl., Karlsruhe 1992; Garnisonstadt Karlsruhe. Militärische Liegenschaften einst und heute, zus.gestellt von Oberstleutnant Lüdke 1989, überarb. 1993 [Maschinenschriftl. Manuskript], S. 37 f., StadtAK 8/StS 11/103.

Aktuelle Version vom 20. Oktober 2023, 12:27 Uhr


Blick auf das Königlich-Preußische Kadettenhaus in der Moltkestraße, 1902, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 395/566.

Kadettenanstalt (heute Oberfinanzdirektion Karlsruhe)

Das von 1889-1892 errichtete Königlich-Preußische Kadettenhaus Karlsruhe war das einzige der acht preußischen Vorkorps außerhalb Preußens. Die Anlage, deren Entwurf und Ausführung das von Garnisonbauinspektor Hermann Hellwich geleitete Karlsruher Garnisonbauamt II übernommen hatte, kostete den Reichsmilitärfiskus circa 2,12 Millionen Mark. Als Vorbild für die circa 5,5 Hektar große Anlage, die im Süden von der Moltkestraße, im Westen von der Freydorfstraße, im Norden von der Grenadierstraße und im Osten von der Roggenbachstraße begrenzt wurde, diente die 1878 fertig gestellte Hauptkadettenanstalt in Berlin-Lichterfelde.

Das Unterrichtsgebäude mit Speisesaal, Festsaal, Kapelle, Betsaal und den Schulräumen bildete den Mittelpunkt der langestreckten, fünfteiligen Gebäudefront entlang der Moltkestraße. Rechts und links wurde es von den Kompaniegebäuden und den Wohnhäusern für die Kompanieführer flankiert. Über eingeschossige Verbindungsgänge waren alle fünf Gebäude untereinander verbunden. Die Zufahrt zur Kadettenanstalt befand sich in der Roggenbachstraße, an der nördlich der Toranlage mit Wachhaus auch das Kommandeursgebäude sowie das Wohnhaus für den Stabsarzt und den Pfarrer angeordnet waren. An der gegenüberliegenden Westseite (Freydorfstraße) standen die zwei Wohnhäuser für die Aufwärter und das Offizierskasino. Entlang der Grenadierstraße reihten sich der Turnplatz, die Turn- und Schwimmhalle, die Wasch- und Desinfektionsanstalt, das Leichenhaus und das Lazarett aneinander. Durch die Anordnung der Gebäude entlang der vier Straßenzüge entstand im Inneren der Anlage ausreichend Freiraum für einen Exerzierplatz sowie Spielplätze für die Kadetten.

Die schulische und militärische Ausbildung reichte im Karlsruher Kadettenhaus, wie in den anderen preußischen Vorkorps, von der Sexta bis zur Obertertia. Anschließend setzten die jugendlichen Offiziersanwärter ihre Ausbildung an der Hauptkadettenanstalt Berlin-Lichterfelde bis zur Obersekunda oder bis zum Abitur fort. Da die soldatische Schulung und körperliche Ertüchtigung im Vordergrund standen, gehörten vor allem aktive Offiziere dem Lehrkörper an.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Preußische Kadettenkorps aufgelöst. Das Karlsruher Kadettenhaus wurde am 8. März 1920 geschlossen. Weil sich Reichsbehörden und Landesbehörden über die weitere Verwendung des Komplexes nicht einigen konnten, wurden lediglich die ehemaligen Wohngebäude als Notwohnungen genutzt. Letztendlich setzte sich das Landesfinanzamt (ab 1934 Oberfinanzpräsidium) durch, das behelfsmäßig im Gebäude des Badischen Finanzministeriums (heute Regierungspräsidium) untergebracht war. Bis zum Frühjahr 1922 wurden sämtliche Gebäude an der Moltkestraße durch das Baubüro des Badischen Finanzministeriums zu Büroräumen umgebaut, wobei an den ehemaligen Kompaniegebäuden zwei der drei Eingänge zugunsten von Arbeitsräumen zugemauert wurden. Die Schwimmhalle mit dem nach Osten apsidial ausschwingenden Duschraum wurde Mitte der 1920er-Jahre der katholischen Kirchenverwaltung überlassen, die darin die Herz-Jesu-Kirche als Filiale von St. Bonifatius einrichtete. Um 1937 entstanden auf dem nördlichen Areal entlang der Grenadierstraße durch die Beamtenwohnungsbaugesellschaft Mannheim mehrere Wohngebäude.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten weitere bauliche Veränderungen, wie die Aufstockung der eingeschossigen Verbindungsgänge zwischen den Gebäuden an der Moltkestraße. Nach mehreren Umbaumaßnahmen erhielt die 1949 zur Pfarrkuratie erhobene Herz-Jesu-Kirche 1954 ihre endgütige Gestalt. Bis heute hat die Oberfinanzdirektion Karlsruhe, seit 2005 die einzige Mittelbehörde der Steuerverwaltung in Baden-Württemberg, ihren Hauptdienstsitz in den Gebäuden der ehemaligen Kadettenanstalt. Die Anlage ist Denkmal nach § 12 (Kulturdenkmal besond. Bedeutung) Denkmalschutzgesetz.

Katja Förster 2015

Quellen

GLA 59/143, 59/421; Datenbank der Kulturdenkmale https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02601 (Zugriff am 3. November 2017).

Literatur

Klaus Schwirkmann: Königlich-Preußisches Kadettenhaus Karlsruhe. Aus der Vergangenheit der heutigen Dienstgebäude der Oberfinanzdirektion Karlsruhe an der Moltkestraße, 2. neubearb. Aufl., Karlsruhe 1992; Garnisonstadt Karlsruhe. Militärische Liegenschaften einst und heute, zus.gestellt von Oberstleutnant Lüdke 1989, überarb. 1993 [Maschinenschriftl. Manuskript], S. 37 f., StadtAK 8/StS 11/103.