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Erich Bauer


Erich Bauer vor dem Karlsruher Schloss, Aufnahme seines Kollegen Horst Schlesiger, 1978, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A35/137/1/39.

Erich Bauer

Fotograf, * 24. Juli 1908 Karlsruhe, † 23. Juli 1984 Karlsruhe, ∞ 1943 Luise Dell, 1 Sohn, 1 Tochter.

Bauer wurde 1908 als siebtes Kind des Fotografenehepaars Julie und Wilhelm Bauer geboren und gilt heute als bedeutender Fotograf der Nachkriegszeit. Er ließ sich zunächst in Dresden zum Fotohändler ausbilden und erlernte anschließend das Fotografenhandwerk an der Staatslehrschule in München. Im Oktober 1932 gründete er das nach seiner Schwester benannte Atelier Leny in der Kaiserstraße 234.

1937 erhielt er einen großen Industrieauftrag von Mercedes-Benz und fotografierte die Werke in Untertürkheim und Gaggenau. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Bildberichterstatter in die Propagandakompanie 612 eingezogen und dokumentierte unter anderem das Kriegsgeschehen in Russland. Seit 1942 war er für die von der obersten Heeresleitung herausgegebene Zeitschrift "Das Heer" in Berlin tätig. Nach Kriegsende wurde gegen Bauer vorübergehend ein Berufsverbot ausgesprochen, da er unter anderem den Besuch Adolf Hitlers beim Autobahnbau bei Karlsruhe dokumentiert hatte. Das Berufsverbot hielt nicht lange an und 1949 erhielt der Fotograf den Auftrag der Stadt Karlsruhe, deren Wiederaufbau und die Trümmerräumung in Bild und Film festzuhalten. Er schuf damit einzigartige Film- und Fotoaufnahmen der Trümmerbeseitigung mit der Schuttbahn durch die Aufräumungs-Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe (AAK). Seit den 1950er-Jahren betrieb Bauer gleichzeitig ein Fotoatelier in seinem Wohnhaus in der Moltkestraße 85 und ein Ladengeschäft in der Kaiserstraße 245. In den 1960er- und 1970er-Jahren widmete er sich der Werbe- und der Reisefotografie und arbeitete am Aufbau einer Bildagentur. Seine Aufnahmen junger Frauen, die in knalligen Farben für Produkte werben, stehen für den Zeitgeschmack jener Jahre. Daneben wurden ganze Küchen- und Wohnungseinrichtungen für entsprechende Werbeaufnahmen aufgebaut.

Neben den Werbefotografien für Versand- und Reisekataloge fertigte Bauer immer wieder Bildbände über die Stadt Karlsruhe an. Der Fotoband "Karlsruhe - Ein Bildband von Erich Bauer" wurde zwischen 1958 und 1965 fünfmal neu aufgelegt. "Karlsruhe zwischen Schwarzwald und Rhein - Ein Bildband" erschien in seinem Todesjahr 1984. Für die Illustrierung der 1995 erschienenen Publikation "Die 40er Jahre - Ein Karlsruher Jahrzehnt in Bildern" griff der Journalist Josef Werner fast ausschließlich auf die Fotografien von Erich Bauer zurück. Seine und neue Ateliers in der Kriegsstraße und in Neureut wurden noch lange Jahre von seiner Frau und seinen Kindern weitergeführt.

Sein Fotonachlass wird im Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) aufbewahrt.

Peter Pretsch 2023

Quellen

Stadtarchiv Karlsruhe Filme 9/I (Film zur Trümmerräumung); Karlsruhe im Porträt - Der Fotograf Erich Bauer, Film des SWR, 2015; Privatarchiv Foto Bauer, Sigrid Sieber Karlsruhe.

Literatur

Fische, Flieger, Frau im Winter. Auftragsfotografie im 20. Jahrhundert aus dem Archiv Bauer. Ausstellung im Badischen Kunstverein, Karlsruhe 1999; Jacqueline Berl/Angelika Herkert/H. Felix Gross/Peter Pretsch: Vom Lichtbild zum Schnappschuss. Fotografie in Karlsruhe 1840 bis 1990, Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais, Karlsruhe 2019, S. 28-30; Jaqueline Berl: Der Fotograf Erich Bauer und die Firma Foto Bauer, in: Blick in die Geschichte Nr. 126 vom 27. März 2020, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-126/foto-bauer (Zugriff am 3. August 2023).