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Gasthaus zum goldenen Ochsen


Wirtshausschild "Zum Goldnen Ochsen" mit der Jahreszahl "1814", Stadtmuseum Karlsruhe 2017/069.
Lange Straße mit Hotel-Restaurant "Goldener Ochse", dem damals höchsten Gebäude in diesem Teil der Straße, Lithographie, um 1840, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVe 102.

Gasthaus zum goldenen Ochsen

Das Gasthaus zum goldenen Ochsen zählte zu den ältesten Wirtshäusern Karlsruhes und findet schon 1718 in den Archivquellen Erwähnung. Es handelte sich wohl um ein nach dem Entwurf von Friedrich von Batzendorf errichtetes einstöckiges Modellhaus mit Mansarddach. Für das damals von Metzgermeister Michael Müller betriebene Wirtshaus war es damit eigentlich zu klein und hätte deswegen 1752 beinahe seine Konzession verloren. Später wurde es von den miteinander verwandten Bierbrauerfamilien Nägele und Roos übernommen, die das Wirtshaus wieder auf eine tragfähige Grundlage stellten.

Johann Roos machte daraus sogar ein imposantes Hotel-Restaurant, indem er das kleine Wirtshaus um 1814 abriss und ein großes mehrstöckiges Gebäude im klassizistischen Stil Friedrich Weinbrenners an gleicher Stelle errichtete, das im ersten Karlsruher Adressbuch von 1818 unter Lange Straße, heute Kaiserstraße 95 verzeichnet ist. Unter der Bebauung der späteren Kaiserstraße stach es damit hervor. 1840 übernahm der Eggensteiner Ziegeleibesitzer Joseph Bayer das Hotel-Restaurant, das danach jahrzehntelang in Familienbesitz blieb. Daher blieb auch das Wirtshausschild von 1814 erhalten, dass vor wenigen Jahren vom Stadtmuseum aus dem Nachlass dieser Familie erworben werden konnte. Portraitgemälde des Wirtsehepaars der Zeit um 1850 hängen heute im Heimatmuseum Eggenstein-Leopoldhafen.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Bebauung in diesem Teil der Kaiserstraße zum Sanierungsgebiet des Dörfle und war für den Abriss vorgesehen. Daher wurden diese Häuser nicht mehr gepflegt und verfielen nach und nach. An der Ecke zur Kronenstraße zog in den 1960er-Jahren eine Filiale des Hamburger Star-Clubs in die nunmehrige Nummer 95 ein, die mit weithin bekannten Beatbands viel jugendliches Publikum anzog.

Der Goldene Ochse hatte mittlerweile die Hausnummer Kaiserstraße 91, wie ein Blick in das Karlsruher Adressbuch von 1965 verrät, und wurde unter dem Namen Großer Meyerhof von der Brauerei Riegeler betrieben. Der Star-Club befand sich also nie im ehemaligen Goldenen Ochsen, wie gelegentlich behauptet wird. 1973/74 wurde die ganze Häuserzeile zwischen Fritz-Erler- und Kronenstraße im Zuge der Altstadtsanierung abgebrochen und es entstand dort und dahinter der Kronenplatz mit dem neuen Jugend- und Begegnungszentrum (Jubez). Anstelle der alten Bebauung an der Kaiserstraße mit dem ehemaligen Hotel-Restaurant wurde erst Jahre später ein heute vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) genutztes Versicherungsgebäude errichtet, das wie ein mächtiges Brückenbauwerk gestaltet ist und damit die Sicht auf den neuen Platz freigibt.

Peter Pretsch 2023

Quellen

Generallandesarchiv Karlsruhe 206/581, 3295.

Literatur

Benedikt Schwarz: Alt-Karlsruher Wirtschaften, in: Die Pyramide, Beilage zum Karlsruher Tagblatt vom 10. Januar 1926, S. 2-6; Christina Müller: Karlsruhe im 18. Jahrhundert, Karlsruhe 2. Aufl. 2018, S. 237 f. (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1); Hea-Jee Im: Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Mainz 2004, S. 209 f. (= Friedrich Weinbrenner und die Weinbrennerschule Bd. 4); Konrad Dussel/Wolfgang Knobloch/Katrin Kranich: 1250 Jahre Eggenstein, Eggenstein-Leopoldshafen 2015, S. 124; Stefan Kirstetter: Der Karlsruher Star-Club in der Kaiserstraße 95, in: Blick in die Geschichte Nr. 121 vom 14. Dezember 2018, https://stadtgeschichte.karlsruhe.de/stadtarchiv/blick-in-die-geschichte/ausgaben/blick-121/star-club (Zugriff am 29. Juli 2023).