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De:Lexikon:bio-0221: Unterschied zwischen den Versionen

 
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[[Datei: Bio-0221_8_PBS_oIII_1134.jpg|200px|thumb|left|Carl Peter Pflästerer, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1134.]]
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=Carl Peter Pflästerer=
=Carl Peter Pflästerer=
Architekt, Stadtplaner, * 22. März 1888 Weinheim/Rhein-Neckar-Kreis, † 23. Januar 1962 Karlsruhe, ev., ∞ 1917 Klara Schühle, 3 Söhne.<br /><br />
Architekt, Stadtplaner, * 22. März 1888 Weinheim/Rhein-Neckar-Kreis, † 23. Januar 1962 Karlsruhe, ev., ∞ 1917 Klara Schühle, 3 Söhne.<br /><br />
Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Weinheim arbeitete Pflästerer von 1902-1906 in einem Baugeschäft und studierte dann bis 1909 an der <lex id="ins-0900">Baugewerke-</lex> und der <lex id="ins-0931">Kunstgewerbeschule</lex> in Karlsruhe ohne eine Prüfung abzulegen. Von 1907 bis zum Kriegsausbruch arbeitete er in einem Karlsruher Architekturbüro, <lex id="ereig-0068">1914-1918</lex> leistete er Kriegsdienst in Frankreich, der Türkei und in Berlin-Adlershof. 1919-1924 arbeitete er beim Städtischen <lex id="ins-1017">Hochbauamt</lex> Karlsruhe, danach beim <lex id="ins-1062">Tiefbauamt</lex>, Abt. Stadterweiterung. Von nun an lag Pflästerers Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Stadtplanung. Von 1924-1926 unterstützte er Stadtbaurat <lex id="bio-1251">Emil Bronner</lex> bei der Erstellung eines neuen <lex id="ereig-0076">Generalbebauungsplans</lex> für Karlsruhe, der jedoch, da er über das Entwurfsstadium nicht hinauskam, in den folgenden Jahren nur zum Teil umgesetzt wurde. Gegen Ende der 1920er-Jahre war Pflästerer an der Planung der <lex id="top-3075">Dammerstock-Siedlung</lex> beteiligt gewesen. Seit 1931 leitete das Mitglied der <lex id="ins-0330">Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)</lex> das neu geschaffene Stadterweiterungsbüro.
Nach dem Besuch der Volksschule und des Realgymnasiums in Weinheim arbeitete Pflästerer von 1902-1906 in einem Baugeschäft und studierte dann bis 1909 an der <lex id="ins-0900">Baugewerke-</lex> und der <lex id="ins-0931">Kunstgewerbeschule</lex> in Karlsruhe ohne eine Prüfung abzulegen. Auch an der Großherzoglichen Badischen <lex id="ins-0906">Kunstschule</lex> besuchte er einige Veranstaltungen. Fur kurze Zeit kehrte er nach Weinheim zurück und arbeitete dort als Bauleiter für seine Ausbildungsfirma. Nach dem Tode der Mutter war er von 1910 bis zum <lex id="ereig-0068">Kriegsbeginn</lex> in dem Architekturbüro von <lex id="bio-1310">Emil Schweickhardt</lex> beschäftigt. Kriegsdienst leistete er in Frankreich, der Türkei und in Berlin-Adlershof. 1919-1924 arbeitete er beim Städtischen <lex id="ins-1017">Hochbauamt</lex> Karlsruhe, danach beim <lex id="ins-1062">Tiefbauamt</lex>, Abt. Stadterweiterung. Von nun an lag Pflästerers Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Stadtplanung. Von 1924-1926 unterstützte er Stadtbaurat <lex id="bio-1251">Emil Bronner</lex> bei der Erstellung eines neuen <lex id="ereig-0076">Generalbebauungsplans</lex> für Karlsruhe, der jedoch, da er über das Entwurfsstadium nicht hinauskam, in den folgenden Jahren nur zum Teil umgesetzt wurde. Gegen Ende der 1920er-Jahre war Pflästerer an der Planung der <lex id="top-3075">Dammerstock-Siedlung</lex> beteiligt. Seit 1931 leitete das Mitglied der <lex id="ins-0330">Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD)</lex> das neu geschaffene Stadterweiterungsbüro.

Nach der <lex id="ereig-0111">Machtübernahme</lex> der <lex id="ereig-0016">Nationalsozialisten</lex> 1933 ging die Leitung des Stadterweiterungsbüros 1933 an den Bauingenieur und Mitglied der <lex id="ins-0324">Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)</lex> Johannes Dommer über. Trotz seiner Distanz zum Nationalsozialismus blieb Pflästerer Mitarbeiter der Stadt. Sein Interesse konzentrierte sich vor allem auf die Neugestaltung des <lex id="top-3110">Ettlinger-Tor-Platzes</lex> und der <lex id="top-0688">Ettlinger Straße</lex> als weiträumige Chaussee, entlang der die zukünftigen Monumentalbauten der Partei (Gauhaus, Gauhalle, Gauehrentor etc.) geplant waren. Daneben fertigte Pflästerer - seit 1937 NSDAP-Mitglied und 1938 zum Oberbaurat befördert - auch Planzeichnungen und Modelle zum zukünftigen Ausbau der Ost-West-Achse, die mit einem quadratischen Platzareal vor <lex id="ins-1276">St. Bernhard</lex> beginnen und mit einem analog gestalteten Platz im westlichen <lex id="top-1955">Mühlburg</lex> enden sollte. Da der Krieg seit 1939 alle finanziellen Mittel verschlang, wurde keiner der Pläne realisiert.


Nach Kriegsende war Pflästerer zunächst beim Städtischen <lex id="ins-1041">Liegenschafts- und Vermessungsamt</lex> angestellt, wurde aber im Rahmen der <lex id="ereig-0099">Entnazifizierung</lex> im März 1946 vom Dienst suspendiert. Im August 1947 konnte der letztlich als Mitläufer eingestufte Pflästerer seine Arbeit als Leiter des <lex id="ins-1060">Stadtplanungsamts</lex> fortsetzen. Auf der Grundlage der Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs zum Wiederaufbau der <lex id="top-1431">Kaiserstraße</lex> erstellte Pflästerer 1948 den endgültigen Aufbauplan für die Hauptgeschäftsstraße. In seine Amtszeit fiel die Sanierung Mühlburgs mit der Neugestaltung der <lex id="top-2304">Rheinstraße</lex> und der Bebauung des <lex id="top-1958">Mühlburger Feldes</lex>. Nach seiner Pensionierung 1954 blieb er Mitglied des Stadtplanungsbeirats, der sich unter anderem mit der Planung der <lex id="top-2859">Waldstadt</lex> und der Bebauung des ehemaligen <lex id="top-0409">Flugplatzes</lex> befasste.
Nach der <lex id="ereig-0111">Machtübernahme</lex> der Nationalsozialisten ging die Leitung des Stadterweiterungsbüros 1933 an den Bauingenieur und das Mitglied der <lex id="ins-0324">Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)</lex> Johannes Dommer über. Trotz seiner Distanz zum Nationalsozialismus blieb Pflästerer Mitarbeiter der Stadt. Sein Interesse konzentrierte sich vor allem auf die Neugestaltung des <lex id="top-3110">Ettlinger-Tor-Platzes</lex> und der <lex id="top-0688">Ettlinger Straße</lex> als weiträumige Chaussee, entlang der die zukünftigen Monumentalbauten der Partei (Gauhaus, Gauhalle, Gauehrentor etc.) geplant waren. Daneben fertigte Pflästerer - seit 1937 NSDAP-Mitglied und 1938 zum Oberbaurat befördert - auch Planzeichnungen und Modelle zum zukünftigen Ausbau der Ost-West-Achse, die mit einem quadratischen Platzareal vor <lex id="ins-1276">St. Bernhard</lex> beginnen und mit einem analog gestalteten Platz im westlichen <lex id="top-1955">Mühlburg</lex> enden sollte. Da der Krieg seit 1939 alle finanziellen Mittel verschlang, wurde keiner der Pläne realisiert. <br /><br />
Nach Kriegsende war Pflästerer zunächst beim Städtischen <lex id="ins-1041">Liegenschafts- und Vermessungsamt</lex> angestellt, wurde aber im Rahmen der <lex id="ereig-0099">Entnazifizierung</lex> im März 1946 vom Dienst suspendiert. Im August 1947 konnte er seine Arbeit als Leiter des <lex id="ins-1060">Stadtplanungsamtes</lex> fortsetzen. Auf der Grundlage der Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs zum Wiederaufbau der <lex id="top-1431">Kaiserstraße</lex> erstellte Pflästerer 1948 den endgültigen Aufbauplan für die Hauptgeschäftsstraße. In seine Amtszeit fiel die Sanierung Mühlburgs mit der Neugestaltung der <lex id="top-2304">Rheinstraße</lex> und der Bebauung des <lex id="top-1958">Mühlburger Feldes</lex>. Nach seiner Pensionierung 1954 blieb er Mitglied des Stadtplanungsbeirats, der sich unter anderem mit der Planung der <lex id="top-2859">Waldstadt</lex> und der Bebauung des ehemaligen <lex id="">Flugplatzes</lex> befasste.


<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2014''</div>
<div style="text-align:right;">''Katja Förster 2014/2023''</div>
==Quelle==
==Quelle==
StadtAK 7/Nl Pflästerer.
StadtAK 7/Nl Pflästerer.
==Literatur==
==Literatur==
Isabelle Dupont: Carl Peter Pflästerer und die Stadtplanung Karlsruhes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe und dem Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 2012 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 12).
Isabelle Dupont: Carl Peter Pflästerer und die Stadtplanung Karlsruhes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe und dem Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 2012 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 12); Rolf Fuhlrott: Carl Peter Pflästerer (1888–1961)
Ein badischer Baumeister für Karlsruhe – zum 125. Geburtstag, in: Badische Heimat 2/93, 2013, S. 301-315 https://regionalia.blb-karlsruhe.de/frontdoor/index/index/start/29/rows/10/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/Karlsruhe/docId/443 (Zugriff am 9. Oktober 2023).

Aktuelle Version vom 10. Oktober 2023, 10:49 Uhr


Carl Peter Pflästerer, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 1134.

Carl Peter Pflästerer

Architekt, Stadtplaner, * 22. März 1888 Weinheim/Rhein-Neckar-Kreis, † 23. Januar 1962 Karlsruhe, ev., ∞ 1917 Klara Schühle, 3 Söhne.

Nach dem Besuch der Volksschule und des Realgymnasiums in Weinheim arbeitete Pflästerer von 1902-1906 in einem Baugeschäft und studierte dann bis 1909 an der Baugewerke- und der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe ohne eine Prüfung abzulegen. Auch an der Großherzoglichen Badischen Kunstschule besuchte er einige Veranstaltungen. Fur kurze Zeit kehrte er nach Weinheim zurück und arbeitete dort als Bauleiter für seine Ausbildungsfirma. Nach dem Tode der Mutter war er von 1910 bis zum Kriegsbeginn in dem Architekturbüro von Emil Schweickhardt beschäftigt. Kriegsdienst leistete er in Frankreich, der Türkei und in Berlin-Adlershof. 1919-1924 arbeitete er beim Städtischen Hochbauamt Karlsruhe, danach beim Tiefbauamt, Abt. Stadterweiterung. Von nun an lag Pflästerers Arbeitsschwerpunkt im Bereich der Stadtplanung. Von 1924-1926 unterstützte er Stadtbaurat Emil Bronner bei der Erstellung eines neuen Generalbebauungsplans für Karlsruhe, der jedoch, da er über das Entwurfsstadium nicht hinauskam, in den folgenden Jahren nur zum Teil umgesetzt wurde. Gegen Ende der 1920er-Jahre war Pflästerer an der Planung der Dammerstock-Siedlung beteiligt. Seit 1931 leitete das Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) das neu geschaffene Stadterweiterungsbüro.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 ging die Leitung des Stadterweiterungsbüros 1933 an den Bauingenieur und Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) Johannes Dommer über. Trotz seiner Distanz zum Nationalsozialismus blieb Pflästerer Mitarbeiter der Stadt. Sein Interesse konzentrierte sich vor allem auf die Neugestaltung des Ettlinger-Tor-Platzes und der Ettlinger Straße als weiträumige Chaussee, entlang der die zukünftigen Monumentalbauten der Partei (Gauhaus, Gauhalle, Gauehrentor etc.) geplant waren. Daneben fertigte Pflästerer - seit 1937 NSDAP-Mitglied und 1938 zum Oberbaurat befördert - auch Planzeichnungen und Modelle zum zukünftigen Ausbau der Ost-West-Achse, die mit einem quadratischen Platzareal vor St. Bernhard beginnen und mit einem analog gestalteten Platz im westlichen Mühlburg enden sollte. Da der Krieg seit 1939 alle finanziellen Mittel verschlang, wurde keiner der Pläne realisiert.

Nach Kriegsende war Pflästerer zunächst beim Städtischen Liegenschafts- und Vermessungsamt angestellt, wurde aber im Rahmen der Entnazifizierung im März 1946 vom Dienst suspendiert. Im August 1947 konnte der letztlich als Mitläufer eingestufte Pflästerer seine Arbeit als Leiter des Stadtplanungsamts fortsetzen. Auf der Grundlage der Ergebnisse eines Ideenwettbewerbs zum Wiederaufbau der Kaiserstraße erstellte Pflästerer 1948 den endgültigen Aufbauplan für die Hauptgeschäftsstraße. In seine Amtszeit fiel die Sanierung Mühlburgs mit der Neugestaltung der Rheinstraße und der Bebauung des Mühlburger Feldes. Nach seiner Pensionierung 1954 blieb er Mitglied des Stadtplanungsbeirats, der sich unter anderem mit der Planung der Waldstadt und der Bebauung des ehemaligen Flugplatzes befasste.

Katja Förster 2014/2023

Quelle

StadtAK 7/Nl Pflästerer.

Literatur

Isabelle Dupont: Carl Peter Pflästerer und die Stadtplanung Karlsruhes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe und dem Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 2012 (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 12); Rolf Fuhlrott: Carl Peter Pflästerer (1888–1961) Ein badischer Baumeister für Karlsruhe – zum 125. Geburtstag, in: Badische Heimat 2/93, 2013, S. 301-315 https://regionalia.blb-karlsruhe.de/frontdoor/index/index/start/29/rows/10/sortfield/score/sortorder/desc/searchtype/simple/query/Karlsruhe/docId/443 (Zugriff am 9. Oktober 2023).