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Joseph Heinrich


Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 274.

Joseph Heinrich

Städtischer Beamter, Bürgermeister, * 24. März 1879 Karlsruhe, † 15. November 1955 Karlsruhe, kath., ∞ 1905 Franziska Zinser, 1 Sohn († 1927).

1896 hatte Heinrich, Sohn eines Fabrikarbeiters, nach der mittleren Reife die Stelle eines Gehilfen im Armenrat der Stadt Karlsruhe angetreten. Neben seiner Tätigkeit bildete er sich in zahlreichen Handelsschulkursen weiter. Im Ersten Weltkrieg diente er als Leutnant beim Badischen Leibgrenadierregiment Nr. 109 und erlitt eine Kriegsverletzung, die ihn gesundheitlich fortan beeinträchtigte. Nach 1919 stieg er in der Finanzverwaltung der Stadt bis 1937 zum Stadtdirektor auf. Da er den Mut hatte, keiner NS-Organisation beizutreten, musste er 1937 die Leitung des Steueramtes der Stadt an ein Parteimitglied abgeben. Gut ein Jahr später wurde er zwar Leiter der Abteilung für Wehrmachts- und Mobilisierungsfragen, verharrte jedoch in der Ablehnung des NS-Systems. So soll er 1944 einem Kreis von NS-Gegnern angehört haben und als Stiftungsrat der Bonifatiuspfarrei stand er zu Pfarrer Richard Dold, als dieser von den Nazis verfolgt wurde.

Als die NS-Spitzen die Stadtverwaltung Karlsruhe bei Kriegsende fluchtartig verließen, betrauten sie Heinrich mit der Leitung der Amtsgeschäfte. Als nicht NS-Belasteten ernannten ihn die Franzosen nach der Einnahme der Stadt zum Bürgermeister. Klaglos übernahm er trotz des erreichten Pensionsalters die schwere Bürde, die Versorgungseinrichtungen und den Verwaltungsapparat der Stadt in Gang zu bringen. Unter Hintansetzung seiner Person und mit Elan diente er der Stadt und erwarb sich bleibende Verdienste. Selbst nach der Amtseinsetzung seines Nachfolgers Hermann Veit erklärte er sich wegen der aktuellen Personalnot bereit, im Dienst zu bleiben. Zu seinem 50. Dienstjubiläum 1946 rühmte ihn Hermann Veit als jenen Beamtentypus, der mit hohem Ethos seine Aufgabe darin sehe, der Allgemeinheit zu dienen.

1954 wurde Joseph Heinrich mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Er starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

Manfred Koch 2014

Quellen

StadtAK 1/POA 1/1152; 8/ZGS Persönlichkeiten.