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Karl-Friedrich Selg


Karl Selg, 1970, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A20/121/7/24.

Karl-Friedrich Selg

Architekt, * 25. April 1918 Konstanz, † 17. August 1981 Sinzheim/Lkr. Rastatt, kath., ∞ 1. 1942 Anneliese Pfister, 2. 1952 Irene Maria Antonie Krause, 1 Sohn aus erster Ehe.

Karl Selg, Sohn eines Gastwirts und Metzgermeisters, absolvierte nach dem Besuch der Volksschule in Konstanz und Mengen (1924-1931) zunächst eine Lehre zum Zimmermann (Abschluss mit Auszeichnung). Von 1935 bis 1937 studierte er am Badischen Staatstechnikum (heute Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft) Architektur. 1937/38 arbeitete Selg als Hochbautechniker beim Hochbauamt Freiburg i. Br. und beim Freiburger Baubüro der Philipp Holzmann AG. Anschließend setzte er sein Studium am Staatstechnikum und ab 1940 an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe bei Otto Ernst Schweizer fort. Während des Studiums verlor er bei einem Einsatz an der Ostfront im Oktober 1941 sein linkes Auge. Nach der Diplom-Prüfung wurde er 1942 Assistent von Otto Haupt und Otto Ernst Schweizer. Von 1943 bis 1945 absolvierte Selg, der nicht in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) eingetreten war, das Regierungsbaureferendariat beim Badischen Finanz- und Wirtschaftsministerium und leistete zugleich Wehrdienst als Festungspionier.

Von 1945 bis 1947 arbeite Selg als freier Architekt in Freiburg. Anschließend hatte er bis 1949 einen Lehrauftrag am Lehrstuhl für Städtebau an der TH Karlsruhe und arbeitete dann bis 1952 im Stadtplanungsamt Köln. 1951 wurde er mit einer Arbeit zur Stadtrandsanierung bei Otto Ernst Schweizer promoviert. Ab 1952 war Selg erneut als freier Architekt tätig. 1956 nahm er wieder einen Lehrauftrag an der TH Karlsruhe an und wurde 1958 Honorarprofessor und 1961 außerordentlicher Professor. Im März 1965 trat er die Nachfolge seines Doktorvaters als Inhaber des Lehrstuhls für Wohnungsbau, Siedlungswesen und Entwerfen an der Fakultät für Architektur der TH Karlsruhe an.

Mit seinen zahlreichen Projekten, darunter die Notsiedlung in Freiburg (1945-1947), die Milchmädchensiedlungen in Köln (1953-1958), die Wohn- und Eigenheimsiedlungen in Frankfurt-Bonames (1951/52), in Bergkamen-Weddinghofen (1952–1957) und in Bonn-Tannenbusch (1957/58) sowie das Apartmenthochhaus für die Abgeordneten des Deutschen Bundestages in Bonn (1959/60), machte er sich bundesweit einen Namen als Bau- und Stadtplaner. Selgs Leitgedanke bei der Planung von Gebäuden und Siedlungen war die Einbindung der Häuser in die sie umgebende Landschaft. Er strebte die Harmonie von Mensch, Architektur und Natur an. Seine dabei postulierte Lehre vom unsichtbaren Wohnungsbau, bei dem die Gebäude in den Wald integriert werden, brachte ihm freilich nicht nur Zustimmung ein, sondern auch Kritik, da dies einen unverhältnismäßig großen Geländebedarf erforderte. Mit dieser Philosophie konnte Selg sich 1956 im Ideen- und Bauwettbewerb für die Karlsruher Waldstadt dennoch gegen 28 Mitbewerber durchsetzen. Sein Entwurf überzeugte die Preisjury, da dieser die Vorgaben der Stadt noch strenger umzusetzen gedachte als vorgesehen. Danach sollten die maximal fünfstöckigen Wohnhäuser in Zeilenbebauung angeordnet werden, wobei die Wohnblocks in Nord-Süd-Ausrichtung Schrägfassaden und mit nach oben zurückgenommenen Balkonen den Lichteinfall in den unteren Stockwerken verbessern würde.

Selg lehnte den Hochhausbau im Allgemeinen und in der Waldstadt im Besonderen konsequent ab. Trotzdem musste er dem Druck von Oberbürgermeister Günther Klotz nachgeben und entlang der Theodor-Heuss-Allee den Bau von fünf Hochhäusern planen.

Seit Anfang der 1960er-Jahre lebte Selg mit seiner Frau in Sinzheim-Ebenung, wo er sich ein Anwesen mit Ställen für seine Pferde, Hunde und Hühner in Form eines Atriumhauses gebaut hatte. Selg starb mit 63 Jahren und wurde in Konstanz bestattet. Er hinterließ eine umfangreiche Öl- und Aquarellbildersammlung. Sein Werknachlass befindet sich im Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai).

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Selg, Karl; KIT-Archiv 21011/745, 28002/450.

Werk

Stadtrandsanierung, Diss. Stuttgart 1951; Formprobleme des Reihenhaus-Eigenheims, 1957; Einfamilienhäuser, in: Reinhard Jaspert (Hrsg.): Handbuch moderner Architektur – Eine Kunstgeschichte der Architektur unserer Zeit vom Einfamilienhaus bis zum Städtebau, Berlin 1957, S. 223-307.

Literatur

Klaus Richrath (Hrsg.): Assistenten und Mitarbeiter von Professor Dr.-Ing. E. h. Otto Ernst Schweizer – Erinnerungen, Episoden, Interpretationen, eigene Arbeiten, Karlsruhe 2005, S. 54-60, S. 196; Gebhard Schramm: Karl Selg, in: Die Waldstadt in Karlsruhe. Ein lebendiger Stadtteil im Grünen, hrsg. von Walter Hof, Eva Paur, Gebhard Schramm, Karlsruhe 2007, S. 42.