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Siegfried Wilhelm Adolf Czerny


Siegfried Wilhelm Adolf Czerny

Maler, * 15. Januar 1889 Heidelberg, † 28. Mai 1979 München, ev., ∞ 1920 Frieda Moerchen, 1 Tochter.

Siegfried Czerny war der Sohn des bekannten Heidelberger Onkologen Vincenz Czerny. Über seine Mutter ist er mit Adolf Kussmaul verwandt. Czerny besuchte das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium seiner Heimatstadt und erhielt bereits während der Schulzeit von seinem Zeichenlehrer, dem badischen Maler Ernst Idler, eine erste Förderung seiner Maltechnik. Nach dem Abitur begann er 1907 an der Großherzoglich Badischen Akademie der Bildenden Künste ein Kunststudium in der Zeichenklasse von Walter Conz. Auf eine einjährige Militärzeit beim thüringischen Ulanen-Regiment Nr. 6 folgte die Fortsetzung des Studiums an der Münchner Akademie bei Carl Johann Becker-Gundahl und an der privaten Malschule von Hugo von Habermann. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Czerny von Beginn an, zuerst als Vize-Feldwebel beim Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 40 an der Westfront, später als Leutnant der Reserve des Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 109 sowohl auf dem westlichen (Frankreich) als auch auf dem östlichen Kriegsschauplatz (Baltikum).

Nach Kriegsende nahm Czerny sein Studium wieder auf, diesmal bei Max Doerner, der ihm entscheidende Kenntnisse hinsichtlich der Maltechniken und der Malutensilien vermittelte. Ab 1919 betätigte sich Czerny als freischaffender Künstler. Daneben gab er in den 1920er-Jahren Privatunterricht, übernahm zeitweise die Schriftleitung der Fachzeitschrift Technische Mitteilungen für Malerei und fungierte als Vorstand der Deutschen Gesellschaft für rationelle Malverfahren.

Czerny begeisterte sich früh für den Nationalsozialismus. Bereits 1921 schloss er sich der NSDAP an und tat dies auch wieder nach der Aufhebung des Parteiverbots und der Neugründung 1925. Im Zuge des Hitler-Putschs vom 9. November 1923 wurde Czerny vorübergehend festgenommen. Funktionen innerhalb des nationalsozialistischen Machtapparats bekleidete Czerny in der SS (1931-1933), im Kampfbund für deutsche Kultur (1931-1933), im Reichsluftschutzbund (1935-1945) sowie im NS-Dozentenbund (1937-1941). Von April 1933 bis zu seiner Auflösung am 1. November 1933 hatte er zudem für den Gau München die Leitung des Reichsverbands bildender Künstler Deutschlands, aus dem später die Reichskunstkammer hervorging, inne.

Im Oktober 1933 ernannte der badische Unterrichtsminister Otto Wacker Czerny zum Leiter der neu eingerichteten maltechnischen Abteilung der Karlsruher Kunstakademie. Seine Professur für Maltechnik behielt er bis 1945, ehe ihm bei der Neuorganisation der Hochschule gekündigt wurde. In seinem Spruchkammerverfahren wurde Czerny 1949 als Mitläufer eingestuft. Sühnemaßnahmen wurden nicht angeordnet. Mit finanziellen Sorgen lebte er daraufhin in Tübingen und kehrte 1955 nach seiner Pensionierung nach München zurück.

In seiner Karlsruher Lehrtätigkeit widmete sich Czerny vor allem der Vermittlung der verschiedenen Malarten und Maltechniken. Zu Letzteren gehörte für ihn neben fundierten theoretischen Kenntnissen auch die sorgfältige Herstellung des Malgrunds und der Malfarben, wodurch die Qualität des Bilds gehoben und eine lange Lebensdauer garantiert werden sollten. Neben großformatigen Kohlezeichnungen und Lithographien ist Czerny als Maler in erster Linie durch seine Portraits, darunter von mehreren Rektoren der Universität Tübingen, bekannt.

René Gilbert 2015

Quellen

StadtAK 8/ZGS Persönlichkeiten – Czerny, Siegfried; GLA 465 f Nr. 1894, 456 E Nr. 1875, 630 Zugang 2012-45.

Werk

Prof. Dr. Hermann Schneider, Öl auf Leinwand 1949; Prof. Dr. Theodor Steinbüchel, Öl auf Leinwand 1950; Prof. Dr. Helmut Thielicke, Öl auf Holz 1952 (alle drei Professorengalerie Universität Tübingen); Frau und Tochter, Wachsseifentempera 1930; Generalmusikdirektor Prof. Dr. Fritz Stein, Mischtechnik 1930; Märchen, Mischtechnik 1930; Reichsminister Dr. Fritz Todt, Kohlezeichnung 1939.

Literatur

Fritz Wilkendorf: Der Bildnismaler und Maltechniker Siegfried Czerny, in: Ekkhart 1942, S. 66-77; Siegfried Czerny – Ein Malerleben, München 1971; Leo Mühlfarth: Kleines Lexikon Karlsruher Maler, Karlsruhe 1987, S. 32 f.