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Rainer Küchenmeister


Rainer Küchenmeister

Maler, Zeichner, * 14. Oktober 1926 Ahlen/Lkr. Warendorf, † 6. Mai 2010 Frankreich.

Rainer Küchenmeister verbrachte Kindheit und Jugend in Berlin, wo er 1941 aufgrund seines zeichnerischen Talents eine Lehre bei einem Dekorationsmaler begann und zugleich eine private Mal- und Zeichenschule besuchte. Die politischen Aktivitäten des Vaters, der von 1921 bis zu seinem Ausschluss aus der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) 1926 als Redakteur arbeitete und sich seit den 1930er-Jahren im Widerstand gegen das NS-Regime engagierte, wirkten auf das eigene Leben und Werk prägend. 1942 wurden er und sein Vater von der Gestapo verhaftet, der Vater aufgrund der Mitgliedschaft in der Roten Kapelle 1943 hingerichtet. Küchenmeister war zunächst mehrere Monate im Gefängnis am Alexanderplatz inhaftiert, dann über zwei Jahre im Jugendkonzentrationslager Moringen am Solling interniert. Gegen Kriegsende als Soldat in einer so genannten Bewährungseinheit eingesetzt, gelangte er zuletzt noch in russische Kriegsgefangenschaft.

1946 konnte Küchenmeister endlich seine künstlerische Ausbildung fortsetzen, zunächst an der Meisterschule für das deutsche Handwerk in Bielefeld und 1948-1950 an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Bis 1960 war er als freischaffender Künstler in Berlin tätig. 1961 zog er nach Darmstadt und 1962 nach Paris. Auf der zweiten Pariser Biennale 1961 fand sein Werk erste öffentliche Anerkennung (Preis von Israel). Ausstellungen in renommierten deutschen und französischen Museen und Galerien folgten, bevor seine Teilnahme an der documenta 3 in Kassel 1964 den endgültigen Durchbruch in der internationalen Kunstszene brachte. Nach Gastprofessuren an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg 1967/68 und der Kunstakademie Karlsruhe 1968/69 erhielt er an letzterer 1969-1993 eine ordentliche Professur für Malerei.

Neben Herbert Kitzel, Wilhelm Loth, HAP Grieshaber, Horst Antes, Heinz Schanz, Dieter Krieg, Walter Stöhrer und Hans Baschang zählt Küchenmeister zu den wichtigsten Vertretern der Karlsruher Neuen Figuration, die Teil jener westdeutschen Kunstbewegung der 1960er- und 1970er-Jahre war, die in Zeiten informeller Dominanz nach neuen figürlichen Ausdrucksformen suchte. Küchenmeisters malerisches, zeichnerisches und seit Ende der 1980er-Jahre auch plastisches Werk konzentriert sich ausschließlich auf die menschliche Figur, die in der Regel als einzelne Halbfigur in einem gegenstandsfreien Bildraum in Erscheinung tritt. Waren die anthropomorphen Formen zu Beginn der 1960er-Jahre noch in dunklen, vorwiegend schwarzen Farben wiedergegeben, gewannen sie seit der Mitte des Jahrzehnts an farbiger Leuchtkraft von hoher Transparenz und Zartheit. Titel wie "Maria Stuart" (1985, Städtische Galerie Karlsruhe), "Monsieur Landru" oder "Torero" implizieren sein Interesse an Einzelkämpfern und tragischen Gestalten, bei denen sich Leben und Tod, Gewalt und Unmenschlichkeit unlösbar miteinander verbinden. Grund hierfür waren die eigenen traumatischen Lebenserfahrungen während des Dritten Reiches.

Katja Förster 2014

Literatur

Rainer Küchenmeister. Aquarelle und Zeichnungen, hrsg. von der Städtischen Galerie Karlsruhe, Karlsruhe 2007; Erika Rödiger-Diruf: Zum Spektrum der Malerei an der Karlsruher Kunstakademie in den 1960er bis 1980er Jahren, in: Die Malerei ist tot – es lebe die Malerei. 150 Jahre Kunstakademie Karlsruhe – die Professoren von 1947 bis 1987, hrsg. von der Städtischen Galerie Karlsruhe, Karlsruhe 2004, S. 55-81, insbes. S. 68-70.