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Ludwig Kachel


Ludwig Kachel, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 743.

Ludwig Kachel

Münzrat/Graveur, * 17. August 1791 Ludwigsburg, † 7. Februar 1878 Karlsruhe, verh. 1828 Amalie Fischer, 2 Söhne, 2 Töchter.

Als Sohn des Metallgraveurs und Steinschneiders Johann Joachim Kachel und dessen Ehefrau Johanna Sophie, geborene Hennig, die aus einer Familie von Porzellanmalern stammte, war Kachel das künstlerische Talent gleichsam in die Wiege gelegt worden. 1814 wurde er Gehilfe des Graveurs Carl Wilhelm Doell an der Münzstätte Mannheim und konnte bereits drei Jahre später dort mit einer Medaille, die das Portrait von Großherzogin Stephanie von Baden zeigte, sein Talent unter Beweis stellen. Im Vorfeld der Verlegung der Münzstätte nach Karlsruhe wurde er 1823 auf eine Studienreise zu den Münzstätten in Berlin und Dresden geschickt, um die dortigen modernen Prägetechniken kennenzulernen. 1824 zum zweiten Münzwardein in Mannheim ernannt, machte er sodann Vorschläge für die Anschaffung moderner Prägemaschinen und den Betriebsablauf in der Münze Karlsruhe und nahm damit auch Einfluss auf die Planungen Friedrich Weinbrenners. Dazu haben sich interessante Zeichnungen in seinem Skizzenbuch erhalten. 1825 stieg er zum ersten Münzwardein und 1834 zum Leiter der badischen Münzverwaltung auf.

Nach Fertigstellung der Karlsruher Münze und Weinbrenners Tod heiratete er die Schwester des ausführenden Architekten Friedrich Theodor Fischer, mit der er zwei ebenfalls begabte Söhne, den späteren Historien- und Portraitmaler gleichen Namens und den späteren Direktor der Kunstgewerbeschule Gustav Kachel bekam. Seine beiden Töchter heirateten bekannte Künstler (Karl Roux, Maler und Galeriedirektor in Mannheim sowie Christian Schnitzspahn, Hofmedailleur und Entwerfer der ersten Kopfbilder der badischen Reichsmünzen).

Kachel selbst betätigte sich neben seiner Leitungstätigkeit weiter als Graveur von über 70 Medaillen, aber nur einer einzigen von ihm signierten Münze, der badischen Krone von 1836, die zum Beitritt Badens zum deutschen Zollverein geprägt wurde. 1849 entwarf er das badische Papiergeld, von dem erste Scheine aber erst nach der Revolution von 1848/49 in Umlauf kamen. Der überzeugte Anhänger der Monarchie vereitelte in dieser Phase der badischen Geschichte die Beschlagnahmung der Metallvorräte und Kassenbestände der Münze durch geschicktes Verhandeln mit den kurzzeitig an die Regierung gekommenen Revolutionären, bis diese von den preußischen Truppen wieder vertrieben wurden. Auch währungspolitisch wollte der Münzrat Einfluss nehmen, indem er Vorschläge zur Vereinheitlichung des Geldwesens in den damals noch selbstständigen deutschen Ländern machte. Folgerichtig überwachte er 1872 die Einführung der Reichswährung in Baden. Gesellschaftlich verschaffte er sich zudem hohes Ansehen, indem er 20 Jahre lang den Vorsitz des Badischen Kunstvereins übernahm und außerdem in der Ankaufskommission der Kunsthalle und im Vorstand des Gewerbevereins aktiv war. Erst im Alter von 83 Jahren ist er als Münzwardein in den Ruhestand getreten, nachdem er diese Funktion 50 Jahre lang ausgeübt hatte. Sein Nachlass befindet sich im Generallandesarchiv Karlsruhe.

Peter Pretsch 2022

Quellen

GLA N Kachel, 76/3984-3986, 429/1063und 1067.

Literatur

Friedrich Wielandt: Kachel, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 718 [Online-Version], https://www.deutsche-biographie.de/pnd116012099.html#ndbcontent (Zugriff am 2. Mai 2023); Peter Pretsch u. a.: Vom Gulden zum Euro. 175 Jahre Münzstätte Karlsruhe, Karlsruhe 2002 (= Häuser- und Baugeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 3).