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Hanna Nagel


Hanna Nagel

Grafikerin, Illustratorin, * 10. Juni 1907 Heidelberg, † 15. März 1975 Heidelberg, ev., ∞ 1931 Hans Fischer, 1 Tochter.

Nach einer Buchbinderlehre in Heidelberg studierte Hanna Nagel 1925-1929 an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe, zunächst bei Wilhelm Schnarrenberger und Karl Hubbuch, ab Frühjahr 1927 bei Hermann Gehri und ab Herbst 1927 als Meisterschülerin bei Walter Conz. 1929-1932 setzte sie ihr Studium an den Vereinigten Staatlichen Schulen für freie und angewandte Kunst in Berlin fort. Zwischen 1933 und 1937 erhielt Nagel den Rom-, den Dürer- und den Kassel-Preis sowie die Silbermedaille für Grafik auf der Pariser Weltausstellung. 1936 erschien ihre erste Buchillustration mit 54 Zeichnungen zu Rudolf Bindings vier Novellen Die Geige. Nach wechselnden Aufenthaltsorten seit 1939 ließ sich Nagel nach Kriegsende endgültig in ihrer Geburtsstadt Heidelberg nieder. Den Lebensunterhalt verdiente sie vor allem mit Buchillustrationen. Bis zu ihrem Tod illustrierte sie über 100 Bücher, darunter Meisterwerke der Weltliteratur und zahlreiche Kinderbücher. Eine Operation am linken Oberarm 1963 zwang die Linkshänderin, auch mit der rechten Hand zu zeichnen.

Nagels frühe Radierungen, Lithografien, Kreide- und Federzeichnungen lassen durch den veristischen Zeichenstil und die karikierende Überzeichnung der dargestellten Personen noch deutlich den Einfluss ihres Lehrers Hubbuch erkennen. Mit der Übersiedlung nach Berlin Ende 1929 gab sie die neusachliche Bildauffassung auf. An die Stelle der karikierenden Überzeichnung von Personen trat nun die Problematisierung der eigenen gesellschaftspolitischen Situation als Künstlerin, (Ehe-)Frau und Mutter, die sie nach einem mehr malerischen Zeichenstil greifen ließ und bei dem verschieden dicht linierte und schraffierte Flächen gezielt mit hellgrau bis schwarz lavierten Flächen kontrastieren. "Frühes Selbstbildnis (Ich sehe meine Schmerzen voraus, sie kommen von dir)" (1930) und "Zwei Fische bitten um ihr Leben" (1932), beide Städtische Galerie Karlsruhe, stehen exemplarisch für Nagels Œuvre nach 1930.

Zum Gedenken an ihr künstlerisches Wirken stifteten 1998 fünf in Karlsruhe tätige Präsidentinnen den Hanna-Nagel-Preis; die Auszeichnung wird jährlich an eine Künstlerin im Alter von über 40 Jahren im Regierungsbezirk Karlsruhe vergeben.

Katja Förster 2014

Literatur

Meinhold Lurz: Nagel, Hanna, Graphikerin, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. I, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1994, S. 249-250; Hanna Nagel. Frühe Werke 1926-1933, hrsg. von Stadt Karlsruhe – Städtische Galerie, Karlsruhe 2007.