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Helmut Franz Adam Valentin Goettl


Helmut Goettl, 1971, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A21/143/2/24.

Helmut Franz Adam Valentin Goettl

Maler, Zeichner, Grafiker, * 11. März 1934 Tetschen/heute Tschechische Republik, † 24. Juni 2011 Karlsruhe, ∞ 1. Brigitte Funk, 2. Ingeborg (Inge) Mielitz.

Nach dem Abitur in Baden-Baden nahm Helmut Goettl, Sohn eines (Wander-)Schauspielers, zum Herbst 1954 das Studium an der Freiburger Kunstakademie bei Rolf Dischinger, einem ehemaligen Schüler von Karl Hubbuch, auf. Noch Ende des Jahres setzte er es an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe bei Hubbuch selbst fort und von Ende 1955 bis 1958 an der Berliner Hochschule für bildende Künste bei Max Kaus, Bernhard Dörries und Adolf Hartmann.

1959 ließ sich Goettl als freischaffender Künstler in Karlsruhe nieder. 1960 wurde er Mitglied des Badischen Kunstvereins Karlsruhe, 1962 des Bezirksverbands Bildender Künstler Karlsruhe, dessen Vorsitz er von 1980 bis 1990 innehatte, und 1972 des Künstlerbunds Baden-Württemberg. Einer Gastprofessur an der Hamburger Hochschule 1976 folgte 1977 ein Stipendiat der Cité Internationale des Arts in Paris und von 1978 bis 1983 ein Lehrauftrag an der Fachhochschule für Gestaltung in Mannheim. Von 1983 bis 1990 war Goettl Mitglied der Städtischen Kunstkommission Karlsruhe.

Das sozialkritische und gesellschaftspolitische Kunstschaffen Hubbuchs, dem er als Menschen und Künstler größten Respekt und Anerkennung zollte, hat sein eigenes Œuvre entscheidend geprägt. Wie Hubbuch schildert Goettl in vermeintlich unakzentuierter, sachlich-realistischer Manier den Menschen in seinem gesellschaftlichen Umfeld. Durch verschiedene Kunstgriffe aber, wie die Anhäufung bestimmter Motive (Leben auf Balkonen II, 1988; Rolltreppen, 1991) oder die gezielte Gegenüberstellung unpassender Gegensätze (Im Kreuzgang, 1988) wird die Bildaussage überzeichnet und dadurch sozialkritisch persifliert. Goettl bediente sich verschiedener Themengruppen wie Mensch und Stadt, Frauen, Strand und Reiseeindrücke, um in grotesk-verzerrter Form typische menschliche Verhaltensweisen offenzulegen.

Von 1966 bis 1972 bildete er mit Tutilo Karcher, Reinhard Dassler, Herbert Kämper, Klaus Langkafel und Waltraud Kniss die Künstlergruppe Realisten Karlsruhe. Seit seiner Mitgliedschaft im Sonderbund Deutscher Realisten 1985 pflegte er Kontakte mit Kollegen in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Goettl hat sich stets für die Bedürfnisse von Künstlern und Kollegen stark gemacht, unter anderem wirkte er am Aufbau der Künstlersozialkasse und des Karlsruher Künstlerhauses tatkräftig mit. 1994 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2006 der Erich-Heckel-Preis des Künstlerbunds Baden-Württemberg verliehen. Seine Werke sind in vielen öffentlichen Sammlungen vertreten, unter anderem in der Städtischen Galerie und der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, im Deutschen Historischen Museum, Berlin, in der Galerie Moritzburg, Halle a. d. Saale und in der Staatsgalerie Stuttgart.

Katja Förster 2020

Literatur

Helmut Goettl: Lebenstheater. Eine Ausstellung zum Gedenken an Helmut Goettl, hrsg. vom Bezirksverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Karlsruhe und Künstlerhaus-Galerie Karlsruhe, Heilbronn 2013; Helmut Goettl. Eigene Schlachtung. Malerei und Zeichnung, hrsg. vom Museum der Stadt Ettlingen, Ettlingen 2000; Helmut Goettl, Karlsruhe. Grafik und Malerei, hrsg. vom Halleschen Kunstverein e. V., Halle 1991.