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Ludwig Levy


Ludwig Levy, Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigB 156.

Ludwig Levy

Architekt, Professor, * 18. April 1854 Landau (Pfalz), † 30. November 1907 bei Offenburg, jüd., ∞ 1890 Flora Levinger († 1943 KZ Theresienstadt), 1 Sohn, 1 Tochter.

Nach dem Besuch des Progymnasiums und des Realgymnasiums in Landau studierte Ludwig Levy, Sohn eines Textilhändlers, von 1870-1875 Ingenieurwissenschaften und von 1875-1877 Architektur am Polytechnikum in Karlsruhe. Seine Lehrer für Architektur waren unter anderen Josef Durm und Otto Warth. Bis zum Sommer 1882 arbeitete er – von einer 10-monatigen Italienreise unterbrochen – in renommierten Architekturbüros in Mainz, Frankfurt a. M. und Berlin. Aufgrund des Plan- und Bauauftrags für eine Synagoge in Kaiserslautern ließ er sich im Sommer 1882 als freischaffender Architekt in Kaiserlautern nieder. Nach der Fertigstellung des jüdischen Sakralbaues 1886 wurde er als Lehrer an die Baugewerkeschule nach Karlsruhe berufen, wo er zum 1. November die Lehrtätigkeit aufnahm und im März 1888 zum Professor ernannt wurde.

Neben der Lehre entwickelte er eine intensive Entwurfs- und Bautätigkeit, deren Schwerpunkt auf dem Synagogenbau lag. Die Quellen belegen mindestens elf von ihm erbaute Synagogen (nach 1938 zerstört), darunter drei in Baden. Daneben plante er sechs christliche Kirchen am Oberrhein, zahlreiche Villen in verschiedenen süddeutschen Städten vor allem in der Pfalz sowie Ministerialgebäude, Geschäfts- und Wohnhäuser sowie Bauten der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch. In Karlsruhe können als erhaltene Bauten nachgewiesen werden: Das Wohnhaus seines Schwiegervaters Michael Levinger in der Westendstraße 67 (teilzerstört), ein früherer Fabrikbau der Firma Vogel & Schnurmann beim Kühlen Krug und das Laborgebäude auf dem Gelände des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg.

Sein Werk weist ihn als Stilpluralisten aus und damit als typischen Vertreter des damaligen Historismus. Er griff auf Formen des Orients, der Romanik, Gotik, italienischen und deutschen Renaissance und des Barock zurück. Nur ganz vereinzelt ließ er bei Bauten nach 1900 auch florale Stilelemente des Jugendstils einfließen. Von März 1903 bis zu seinem Tod wirkte er in der Nachfolge von Adolf Hanser als bautechnischer Referent im badischen Innenministerium.

Katja Förster 2014

Quelle

GLA 76/9525.

Literatur

Helmut Range: Ludwig Levy – ein bedeutender Architekt des Historismus in Süddeutschland, in: Festschrift Martin Graßnick aus Anlaß der Vollendung seines 70. Geburtstages, hrsg. vom Fachbereich Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bauingenieurwesen der Universität Kaiserslautern, Kaiserslautern 1987, S. 117-128; Bernd Gölz: Auf dem Augustenberg: Der Laborbau und sein Architekt, in: Manfred Koch (Hrsg.): Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 2008-2013, S. 290-292.