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Otto Heinrich Eichrodt


Otto Eichrodt, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 301.

Otto Heinrich Eichrodt

Maler, Musiker, Schriftsteller, Komponist, * 25. Juni 1867 Freiburg i. Br., † 15. Januar 1944 Karlsruhe, ev., ledig, kinderlos.

Otto Eichrodt, Sohn des späteren Direktors des Neuen Männerzuchthauses Bruchsal Julius Eichrodt, war der ältere Bruder von Hellmut Eichrodt. 1888-1901 studierte er an der Großherzoglich-Badischen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe und war Meisterschüler von Ferdinand Keller. Dazwischen weilte Eichrodt zu Studienaufenthalten in München und Paris. Seit 1902 arbeitete er als freier Kunstschaffender in Karlsruhe.

Zusammen mit seinem Bruder realisierte Eichrodt Theaterproduktionen, Konzertaufführungen oder Künstlerfeste, wodurch das Brüderpaar Anfang des 20. Jahrhunderts zu den prägenden Köpfen des Kulturlebens in der Fächerstadt gehörte. Außerdem stand Eichrodt als Tenor in Eigenkompositionen und als Schauspieler mit selbstverfassten Texten zusammen mit seinem Bruder auf der Bühne. Dabei scheute er sich auch nicht, das eigene körperliche Leiden, eine Wirbelsäulenverkrümmung samt Gehbehinderung, in dem pantomimischen Märchen „Die Blinde“ (1913) zu thematisieren. Zusätzlich inszenierte Eichrodt Stücke für Marionettentheater, für die er das Libretto und die Musik schrieb. Er arbeitete auch Wilhelm Hauffs Roman „Lichtenstein“ als dramatisches Volksschauspiel mit Gesang und Tanz um und spielte als Flötist und Cellist bei Orchesterauftritten mit.

In seinem malerischen Werk schuf Eichrodt hauptsächlich Portraits wie beispielsweise das des Musikdirektors Adolf Boettge, des Generals Paul von Hindenburg während seiner Karlsruher Zeit oder das Gemälde von Kaiser Wilhelm II. im Schloss Gottesaue. Hinzu kommen Landschaftsbilder aus dem Schwarzwald, Interieurs aus dem Schloss Bruchsal sowie Stillleben. Ergänzt wird dies durch Buchschmuck, Innenausstattungen für Kinos wie die Karlsruher Kammerlichtspiele sowie Faschingsdekorationen und zahlreiche Werbegraphiken. 1905 diente Eichrodts Kopf Hermann Binz als Vorlage für einen Wasserspeier am Brunnen auf dem Stephanplatz. 1927 wurde nach der Familie der Eichrodtweg in Durlach benannt.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 235/7085, N Beringer 108; StadtAK 8/StS 13/385.

Werk

Lichtenstein. Schauspiel in acht Bildern, 1910; Karl Hesselbacher (Hrsg.): Grüß Dich Gott mein Badnerland! Eine Weihnachtsgabe Badens Kriegern, dargeboten vom Badischen Landesverein vom Roten Kreuz, Lahr 1917 [Buchschmuck]; Die vierhundert Pforzheimer, Pforzheim 1928; Hermann Doll/Walter Föhrenbach: Hundert Jahre Karlsruher (Lebensversicherung AG). Ein Festspiel in drei Akten und zwölf Bildern, Karlsruhe 1933 [Musik].

Literatur

Ulrich Thieme/Felix Becker (Begr.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart Bd. 10, Leipzig 1913, S. 412; Stadt Karlsruhe (Hrsg.): Straßennamen in Karlsruhe, Karlsruhe 1994, S. 73 (= Karlsruher Beiträge. Nr. 7); Clemens Ottnad: Eichrodt, Hellmut, in: Badische Biographien NF Bd. VI, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2011, S. 86 f.