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Hellmut Wilhelm Anton Eichrodt


Hellmut Eichrodt, 1913, Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 13/1082.

Hellmut Wilhelm Anton Eichrodt

Maler, Graphiker, * 27. Februar 1872 Bruchsal, † 31. Juli 1943 Karlsruhe, ev., später konfessionslos, ∞ 1900 Anna Bender (1875-1967), 1 Sohn, 1 Tochter.

Hellmut Eichrodt, jüngstes von vier Kindern des späteren Direktors des Neuen Männerzuchthauses Bruchsal Julius Eichrodt, war der jüngere Bruder von Otto Eichrodt. Nach dem Abitur am Gymnasium seiner Heimatstadt studierte er 1890 bis 1903 an der Großherzoglich-Badischen Akademie der Bildenden Künste bei Leopold von Kalckreuth und Hans Thoma. Unterbrochen wurde sein Studium 1892/93 durch den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 3. Badischen Infanterie-Regiment Markgraf Ludwig Wilhelm Nr. 111. Anschließend arbeitete Eichrodt als freischaffender Künstler und als Mitarbeiter der Zeitschriften Die Gartenlaube, Jugend – Münchener illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben sowie Die Kunst - Monatshefte für freie und angewandte Kunst. 1906 bis 1908 war er für die Majolika-Manufaktur tätig. 1912 wurde Eichrodt Leiter der Lithographiewerkstatt der Karlsruher Akademie.

Ab März 1914 vertrat er bis Kriegsausbruch die Professur von Walter Conz. 1914 bis 1918 nahm Eichrodt am Ersten Weltkrieg teil, zunächst in einer mobilen Truppe im Elsass, später im 2. Landsturm-Infanterie-Bataillon in Offenburg. Nach Kriegsende setzte er seine Lehrtätigkeit fort, ehe er im Zuge der Fusion von Kunstakademie und Kunstgewerbeschule 1920 entlassen wurde. Danach war Eichrodt wieder freischaffend tätig, obgleich ihn ein 1923 erlittener Schlaganfall und der in dieser Zeit allgemein verbreitete Mangel an Aufträgen in existentielle Not brachten. Nachdem Anfang der 1930er-Jahre auch seine Frau erkrankt war, war Eichrodt auf die finanzielle Unterstützung seiner Kinder angewiesen. Dies umso mehr, nachdem er aufgrund mehrerer Schlaganfälle seit 1934 als arbeitsunfähig galt.

Eichrodts Werk ist ungewöhnlich breit. Neben Gebrauchsgrafik wie Buchschmuck, Etiketten, Menu- und Festkarten schuf er um die Jahrhundertwende Plakate für das Baden-Badener Teeunternehmen Meßmer, die Pforzheimer Brauerei Ketterer, die Stuttgarter Buch- und Steindruck-Farbenfabrik Kast & Ehinger, die Badische Feuerversicherungsbank sowie für den Norddeutschen Lloyd. Für den Verlag Friedrich Dreser entwarf Eichrodt in den 1900er-Jahren die Sammelbilderserien Der Froschkönig, Der Soldat und Die sieben Raben sowie für die Dresdner Werkstätten für Handwerkskunst Spielzeug, Puppen und Kindermöbel, wie 1907 den Spielzeugschrank Der gute Onkel, der ein begehrtes Sammlerobjekt wurde. Außerdem fertigte er auf Wunsch meisterhaft Kopien von bekannten Malern des Barock bis zum Impressionismus. Im November 1918 illustrierte er den Aufruf der Vorläufigen Volksregierung an die badischen Soldaten. In Karlsruhe schuf Eichrodt 1900 die Wandbilder im ehemaligen Konfirmandensaal und der heutigen Kapelle der neu erbauten Christuskirche sowie die Wandmalereien im Mälzerstüble in der Hoepfner-Burg. Es folgten Gemälde im Schlosshotel, im Tiergarten- und im Stadtgartenrestaurant, die Wandmalerei am Bezirksamtturm in Pforzheim (1903) und im Offizierskasino in Freiburg (1905) sowie die Glasfenster im neuen Karlsruher Hauptbahnhof (1913). Durch Vermittlung eines Kollegen erhielt Eichrodt, der Mitglied des Karlsruher Künstlerbunds war, seinen letzten größeren Auftrag, die malerische Ausstattung des Mausoleums des äthiopischen Kaisers Menelik II. in Addis Abeba, das 1927 eingeweiht wurde.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 56/1287, 235/1428, 7081, 456 E 2443; StadtAK 8/StS 13/385.

Werk

Riesenspielzeug, Öl auf Leinwand 1898; Bogenschütze, Öl auf Leinwand 1900; Blumenstrauß am Fenster, Öl auf Leinwand 1905; Frau in spanischem Kostüm, Öl auf Leinwand 1909; Großherzog Friedrich II. und Großherzogin, Öl auf Leinwand 1911; Im Park, Öl auf Leinwand 1913; Bei uns in Karlsruh – kleine Geschichten, Karlsruhe 1908.

Literatur

Ulrich Thieme/Felix Becker (Begr.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart Bd. 10, Leipzig 1913, S. 412; Leo Mülfarth: Kleines Lexikon Karlsruher Künstler, Karlsruhe 1987, S. 149; Stadt Karlsruhe (Hrsg.): Straßennamen in Karlsruhe, Karlsruhe 1994, S. 73 (= Karlsruher Beiträge Nr. 7); Clemens Ottnad: Eichrodt, Hellmut, in: Badische Biographien NF Bd. VI, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2011, S. 84-86, https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/11641801X/Eichrodt+Hellmut+Wilhelm+Anton (Zugriff am 16. März 2022).