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Heinrich Ernst August Wittmann


Heinrich Wittmann, 1935, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/87b.

Heinrich Ernst August Wittmann

Bauingenieur, Professor, Stadtrat, * 7. November 1889 Schwetzingen, † 22. Februar 1967 Karlsruhe, freireligiös, ∞ 1916 Rosa Sophie Marie Nestle, kinderlos.

Heinrich Wittmann besuchte die höhere Jungenschule seiner Vaterstadt und anschließend bis 1907 das Realgymnasium Mannheim. Es folgte ein Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe, das er 1912 mit der Diplomprüfung abschloss. Nach Ableistung des Militärdiensts als Einjährig-Freiwilliger ging Wittmann als Ingenieurpraktikant zur Bahnbauinspektion I in Mannheim, ehe sich ihm die Gelegenheit bot, als Bauführer bei der Erweiterung des Nordostseekanals mitzuwirken. Seine Einberufung als Soldat im Ersten Weltkrieg beendete diese Tätigkeit und führte ihn zurück nach Baden.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Militär konnte er seinen Vorbereitungsdienst bei den Bahnbauinspektionen Mannheim I und Karlsruhe II sowie bei der Rheinbauinspektion Karlsruhe als Regierungsbaumeister abschließen. 1920 begann er seine Tätigkeit im höheren technischen Dienst der badischen Wasser- und Straßenbauverwaltung beim Wasser- und Straßenbauamt Donaueschingen, wechselte aber nach einem Jahr als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter zur Wasser- und Straßenbaudirektion Karlsruhe, um dort vergleichende Gutachten für die verschiedenen Vorschläge zur Kanalisierung der Oberrheinstrecke Straßburg-Basel zu erstellen. Den wasserwirtschaftlichen Aufgaben des Oberrheins blieb Wittmann auch beim Rheinbauamt Freiburg 1923-1925 und erneut bei der Wasser- und Straßenbaudirektion Karlsruhe 1925-1928 verbunden. Mit den Erkenntnissen seiner Untersuchungen aus dieser Zeit wurde er 1927 an der TH Karlsruhe bei Theodor Rehbock zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert.

Im Oktober 1928 erhielt Wittmann eine Berufung als Regierungsbaurat zur Abteilung Wasserstraßen des Reichsinnenministeriums, wo er Hauptmitarbeiter des Referenten für Rhein und Donau war. Zum 1. April 1934 wurde Wittmann als Nachfolger von Theodor Rehbock zum Ordinarius für Wasserbau und Wasserwirtschaft und Direktor des Theodor-Rehbock-Flussbaulaboratoriums an der TH Karlsruhe ernannt. In den Studienjahren 1935/36 und 1936/37 hatte er das Amt des Rektors inne. Hier entwickelte Wittmann in den folgenden Jahren eine ganze Reihe groß angelegter Modellversuche aus nahezu allen Bereichen der Wasserwirtschaft zur Verbesserung der baulichen Ausführung großer Stau-, Schifffahrts- und Wasserkraftanlagen.

1935 wurde Wittmann – nach eigener Aussage auf Betreiben des damaligen Karlsruher Oberbürgermeisters Adolf Friedrich Jäger – als Vertreter der Wissenschaft und der Hochschule Mitglied im Ratsherrenkollegium der Stadtverwaltung (bis 1945). In Erwartung besserer Chancen zur Weiterentwicklung seines Laboratoriums trat Wittmann 1937 in die NSDAP ein. In seinem Spruchkammerverfahren wurde er 1947 als Mitläufer eingestuft und zur Zahlung einer Geldsühne verurteilt.

Noch im selben Jahr kehrte Wittmann an die TH Karlsruhe zurück und richtete in der Telegrafenkaserne die Versuchsanstalt für Wasser- und Grundbau (heute Bundesanstalt für Wasserbau) ein, die er bis zu ihrer Übernahme in das Bundesverkehrsministerium 1953 auch selbst leitete. 1954 gelang es Wittmann, die neue Versuchshalle als wesentliche Erweiterung des Flussbaulaboratoriums in Betrieb zu nehmen. Hier führte er vor allem Modellversuche auf dem Gebiet des Schleusen- und Wehrbaus, der Stromwasserkraftanlagen und des Hafenbaues durch.

1958 wurde Wittmann emeritiert. Auf Bitten der Hochschulleitung führte er allerdings die Amtsgeschäfte bis zur Übernahme durch seinen Nachfolger im Jahr 1965 weiter. Für seine Erkenntnisse und Ergebnisse auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft erhielt der begeisterte Wanderer und Skifahrer 1958 von der TH München die Ehrendoktorwürde und wurde Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Toulouse. 1976 wurde in Rintheim die Heinrich-Wittmann-Straße nach ihm benannt.

René Gilbert 2016

Quellen

GLA 465h/37784; KIT-Archiv 21001/1299, 21013/495, 28002/516.

Werk

Einfluss der Korrektion des Rheins auf die zwischen Basel und Mannheim auf die Geschiebebewegung des Rheins, Diss. Karlsruhe 1927; Zukunftsaufgaben der Deutschen Wasserwirtschaft, Karlsruhe 1934; Das Flussbaulaboratorium der Technischen Hochschule Karlsruhe, 1935; Tulla, Honsell, Rehbock. Lebensbilder dreier Wasserbauingenieure am Oberrhein, Berlin 1949; Ölhafen Karlsruhe. Modellversuche über die Hafeneinfahrt, Karlsruhe 1959 (= Gutachten des Flussbaulaboratoriums der Technischen Hochschule Karlsruhe).

Literatur

Adolf Ludin: Professor Dr.-Ing., Dr.-Ing. E. h. Heinrich Wittmann, 70 Jahre alt, in: Abteilung für Bauingenieurwesen, Technische Hochschule Fridericiana Karlsruhe (Hrsg.): Aus Lehre und Forschung. Abhandlungen und Berichte, Heft 3 (1959), S. 16-22; Max Breitenöder: Professor Heinrich Wittmann †, in: Der Bauingenieur 42 (1967), S. 162.