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Heinrich Christian Wilhelm Viktor Issel


Heinrich Christian Wilhelm Viktor Issel

Maler, * 2. Juli 1854 Rinklingen/Stadt Bretten, † 16. September 1934 Karlsruhe, ev., ∞ 1887 Luise Bandell, 6 Kinder.

Heinrich Issel, Sohn eines evangelischen Pfarrers, besuchte die Bürgerschule in Bretten und das Realgymnasium in Mannheim und diente anschließend zwei Jahre als Soldat beim badischen Militär. Von 1877 bis 1885 studierte Issel, dessen Großvater der bekannte Heidelberger Landschaftsmaler Georg Wilhelm Issel war, an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe bei Ernst Hildebrand, Wilhelm Riefstahl und Carl Hoff Genre-, Porträt- und Historienmalerei und lernte in dieser Zeit den auf Trachten spezialisierten Maler Johann Baptist Tuttiné kennen, der seit 1886 an dem auf drei Gemälde ausgelegten Festzug der badischen Landestrachten anlässlich der Silbernen Hochzeit des Großherzogpaares Friedrich I. und Luise und der gleichzeitigen Vermählung von Prinzessin Viktoria mit dem schwedischen Kronprinzen Gustav Adolph am 22. September 1881 in Karlsruhe arbeitete. Da Tuttiné kurz vor Fertigstellung des ersten Gemäldes, Der Zug der goldenen Hochzeit, verstarb, wurde Issel Anfang Februar 1890 mit der Ausführung der noch fehlenden Werke, Der Zug der silbernen Hochzeit (1891) und Der Zug der Grünen Hochzeit (1892), betraut. Die beiden Gemälde stellen die Hauptwerke des Künstlers dar und haben seinen Namen als Trachtenmaler begründet.

Zwar bereiste Issel auch die Normandie, Südtirol, die Schweiz und das Elsass, sein Hauptaugenmerk galt aber dem ländlichen Leben und den Volkstrachten im Schwarzwald. 1900 gab der Elchlepp Verlag, Freiburg, 25 solcher aquarellierten Trachtenbilder mit einem Vorwort von Heinrich Hansjakob heraus. Die große Resonanz veranlasste den Verlag, diese sowie weitere Trachtenbilder des Künstlers als Postkartenserie zu verlegen.

Neben den Trachtenbildern schuf Issel auch etliche Porträts (meist Aufträge) und zahlreiche Stillleben, die er regelmäßig auf den Ausstellungen des Karlsruher Kunstvereins präsentierte. Für die Kirche in Meißenheim (Ortenaukreis) schuf er 1898 ein großes Christusbild in Anlehnung an den berühmten Christus von Berthel Thorvaldsen.

Trotz dieser Erfolge lebte Issel sein Leben lang in großer Armut und ersuchte wiederholt den badischen Staat um finanzielle Unterstützung. Im April 1909 ersuchte er das Kultusministerium um eine Anstellung als Zeichenlehrer, die man ihm aber, da er das Zeichenlehrerexamen nicht bestanden hatte, nicht gewähren konnte.

Katja Förster 2020

Quelle

GLA 76/3947.

Literatur

Heinrich Issel. Der Bettelsack hing stets an der Wand, in: Hansjakob. Aus den Ferien. Erinnerungen an Land und Leute, hrsg. von Heinrich Lehmann und Peter Schäfer, Freiburg i. Br. 2008, S. 70-74; Brigitte Heck: Festzug. Der Karlsruher Historische Festzug von 1881, Sigmaringen 1998 (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe 4); Karlsruher Tagblatt vom 22. September 1934 (Kunstmaler Heinrich Issel †); Karlsruher Zeitung vom 2. Oktober 1898 (Meißenheim), https://digital.blb-karlsruhe.de/zeitungen/topic/view/2965491 (Zugriff am 4. Februar 2022).