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Karl Hammer


Karl Hammer, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 562.

Karl Hammer

Architekt, Kunstgewerbler, Maler, * 6. März 1845 Nürnberg, 16. oder 17. Juli 1897 Nürnberg, ∞ Tochter des Nürnberger Glasmalers Georg Kellner, 1 Sohn.

Der Sohn eines Kammmachers besuchte von 1858 bis 1861 die Nürnberger Kunstgewerbeschule. Anschließend war er – unterbrochen von einer halbjährigen Aushilfstätigkeit bei der Augsburger Domrestauration und einer fünfmonatigen Ausbildung der Schreinertechnik in verschiedenen Münchner Werkstätten – bis 1865 als Zeichner "für kirchliche Arbeiten aller Art" bei dem Münchner Architekten Matthias Berger tätig. Danach kehrte Hammer nach Nürnberg zurück und ließ sich noch im Atelier der bekannten Kupferstecher und Maler Lorenz und Paul Ritter in der Technik des Aquarellierens ausbilden. Von 1867 bis 1870 war er für den preußischen Generalkonservator Ferdinand von Quast auf Gut Radensleben tätig; unter anderem arbeitete er für Quast dessen Konkurrenzentwurf für den Berliner Dom aus, die aquarellierten Zeichnungen wurden später prämiert.

1870/71 nahm Hammer am Deutsch-Französischen Krieg teil, konnte jedoch noch vor Kriegsende den Altertumsforscher Ernst aus'm Weerth als Zeichner nach Italien begleiten, wo er für diesen mittelalterliche Mosaiken und frühchristliche Elfenbeinschnitzereien aufnahm. Nach der Rückkehr 1872 wurde er zunächst als Assistent, ab 1873 als Kustos der Vorbildersammlung an dem neu gegründeten Bayerischen Kunstgewerbemuseum in Nürnberg angestellt, deren systematische Einteilung ihm oblag. Als Kustos und Architekt war er auch für den Umbau des Museums und für sämtliche Ausstellungsarchitekturen, auch jene für die Weltausstellungen in Wien 1873 und Philadelphia 1876, zuständig. Seit 1877 übernahm Hammer auch die künstlerische Leitung der Nürnberger Majolikafabrik Johann von Schwarz.

Am 31. März 1879 wurde er an die Großherzoglich Badische Kunstgewerbeschule in Karlsruhe unter Verleihung des Titels Professor berufen. Für den erkrankten Direktor Gustav Kachel übernahm er das Fach Architektur. Außerdem lehrte er kunstgewerbliches Zeichnen und Entwerfen, Pädagogik und Methodik des Zeichenunterrichts und leitete den Zeichenlehrer- und den Fortbildungskurs. Später kamen noch Profilierungslehre und Darstellen nach der Natur sowie Entwerfen in den Fachkursen für Metall, Ton, Textilkunst, Elfenbein und Horn dazu.

Für die Badische Kunst- und Kunstgewerbeausstellung anlässlich der Silbernen Hochzeit des Großherzogpaares 1881 wurde Hammer mit der Organisation und Ausrichtung der Abteilung Alte Kunst betraut, für die er private und öffentliche Objekte aus ganz Baden zusammentrug und diese in entsprechend architektonisch gestalteten Räumen und Interieurs im kleinen Festhallensaal präsentierte. Für seine Ausstellungstätigkeit wurde er nicht nur im Oktober 1881 mit dem Ritterkreuz 1. Klasse des Zähringer Löwenordens belohnt, sondern sie zog auch zahlreiche Privataufträge für Möbel- und Interieurentwürfe nach sich. Albert Bürklin beauftragte ihn zum Beispiel mit der Einrichtung des Speisezimmers in seinem Palais, Kriegsstraße 84. Weitere Auftraggeber waren Bankdirektor Josef Kuhn (Rheinische Kreditbank, Filiale Karlsruhe), der ehemalige Konsul Adolf Markwald, Wilhelm Graf von Douglas und Großherzogin Luise. Letztere ließ sich von ihm ein schmiedeeisernes Büchergestell mit blauweißen Porzellanfließen als Geburtstagsgeschenk für ihren Vater Kaiser Wilhelm I. entwerfen.

Zum 31. März 1885 schied Hammer aus dem badischen Staatsdienst aus, um die Direktorenstelle an der Nürnberger Kunstgewerbeschule zu übernehmen, die er bis zu seinem Tod innehatte.

Katja Förster 2020

Quelle

GLA 76/9392 (handschriftlicher Lebenslauf vom 19. März 1879).

Literatur

Friedrich von Weech: Karl Hammer, in: Badische Biographien Bd. V, hrsg. von Friedrich von Weech und Albert Krieger, Heidelberg 1906, S. 242 f., https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/titleinfo/246264 (Zugriff am 4. Februar 2022); Edmund Wilhelm Braun: Karl Hammer, in: Kunst und Handwerk. Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851, hrsg. vom Bayerischen Kunstgewerbeverein, Bd. 47, 1897/98, S. 333-343; Hammer, Karl, in: Manfred H. Grieb: Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, Bd. 2, München 2007, S. 567; Hammer, Karl, in: Stadtarchiv Nürnberg Stadtlexikon, http://online-service2.nuernberg.de/stadtarchiv/hzeig.FAU?sid=50AE029314&dm=4&ind=1&zeig=Hammer%2C+Karl (Zugriff am 31. März 2020).