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Palais Bürklin

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Palais Bürklin, Kriegsstraße 82-84, Südostansicht, vor 1913, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 698.

Palais Bürklin

1877 erwarb Oberschulrat Dr. Albert Bürklin von Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg die Gartengrundstücke an der Kriegsstraße 62-64. Im Jahr darauf ließ er nach Plänen von Josef Durm eine Villa im damals üblichen Neorenaissancestil errichten. Das Anwesen erhielt noch 1878 die Hausnummer Kriegsstraße 84. Für einen Privatbau wies das 1880 fertig gestellte Gebäude einen außergewöhnlich üppigen bauplastischen Schmuck auf. So zeigte der zweieinhalb Geschosse hohe Mittelteil der Südfassade neben ädikulaartigen Fensterumrahmungen, Dreiviertelsäulen mit Volutenkapitellen, Rundbogenfeldern mit plastisch ausgebildeten Medaillonköpfen und einem figurativen Ziergiebel auch zwei Rundnischen mit antikisierenden Freiplastiken. Das Innere des Palais wurde durch ein zentral angeordnetes Gala-Treppenhaus geprägt, das, von einer Kuppel mit verglaster Laterne überfangen, im Unter- und Obergeschoss von Umgängen umgeben war, deren Gebälke von schwarzen und roten Marmorsäulen getragen wurden und deren Wände mit griechischen und römischen Landschaften des Malers Wilhelm Klose dekoriert waren. Die Deckenkehlen des obersten Geschosses präsentierten Figurenkompositionen des Malers Rudolf Gleichauf.

1889 wurde Albert Bürklin Intendant und 1893 Generalintendant des Badischen Hoftheaters. Sein Haus, das sich bereits in den 1880er-Jahren zu einem beliebten Treffpunkt des gehobenen Bürgertums entwickelt hatte, reichte für die neuen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht mehr aus. Bis 1898 erwarb Bürklin daher die angrenzenden Häuser und Grundstücke in der Kriegsstraße 80-82 und 86. Mit dem Kauf des unbebauten Grundstücks Kriegsstraße 82 wurde die Erweiterung seiner Villa nach Osten möglich. Die Planung übertrug Bürklin wiederum Josef Durm, der 1887 Baudirektor und 1894 Oberbaudirektor geworden war. Durm orientierte sich bei dem Erweiterungsbau, der die neuen Repräsentations- und Festräume mit Gemälden von Edmund Kanoldt, Ferdinand Keller, Ernst Schurth und Gustav Schönleber sowie Aquarellen von Hermann Krabbes und Skulpturen von Adolf Heer und Joseph Kopf aufnahm, an der bestehenden Fassade. Dadurch blieb im Äußeren ein homogenes architektonisches Gesamtbild gewahrt. Im Inneren dagegen waren die neuen Räumlichkeiten im Stil des Rokoko ausgeführt.

1944 brannte das Palais, in dem während des Zweiten Weltkriegs die Musikhochschule untergebracht war, bei einem Luftangriff aus. Im ehemaligen Gartenhaus des Palais im hinteren Teil des Terrains an der Kriegsstraße 166-168 nahm der Süddeutsche Rundfunk (SDR) am 4. März 1948 seine Arbeit auf. An der Stelle des ehemaligen Palais entstand zwischen 1954 und 1960 ein Neubau für das Karlsruher Studio des SDR, der zum 1. Januar 1998 mit dem Südwestfunk (SWF) zum Südwestrundfunk (SWR) fusionierte.

Katja Förster 2012

Literatur

Katja Förster: Josef Durm, Karlsruhe 2012, S. 51 f. (= Karlsruher Köpfe. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1); http://www.dpmusik.de/straw/aa-sdrk.html (Zugriff am 12. Dezember 2012).