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Carl Friderich


Carl Friderich, Pfinzgaumuseum Durlach U II 60.

Carl Friderich

Gastwirt, Politiker, Bürgermeister in Durlach, * 3. November 1816 Durlach, † 23. August 1894 Durlach, ev. ∞ Friedericke Morlock, Kinder.

Carl Friderich war der Sohn des Ehepaares, das in Durlach das Hotel zur Karlsburg betrieb. 1839 ging der Betrieb in den Besitz der Friderichs über und wurde später von dem Sohn, der das Gymnasium besucht hatte, weitergeführt. Während der Revolution 1848/49 betätigte sich Friderich auf Seiten der gemäßigten Liberalen politisch und zog 1850 erstmals als Vertreter des Landkreises in die Zweite Kammer der Badischen Ständeversammlung ein, der er bis 1892 angehörte. Er war langjähriger Vorsitzender der Budgetkommission und 1877-1892 Vizepräsident des Hauses. 1869 zählte Friderich zu den Gründungsmitgliedern und zum Vorstand des in seiner Gaststätte gegründeten nationalliberalen Bezirksvereins. Als dessen Abgeordneter vertrat er 1874-1877 den 9. Wahlkreis (Pforzheim, Durlach, Ettlingen und Gernsbach) im Deutschen Reichstag. Carl Friderich war nationalliberaler Vertreter des mittelständischen Durlacher Bürgertums. Im Laufe seiner Abgeordnetentätigkeit im Landtag und Reichstag wurde er vom badischen Liberalen zum Vertreter preußisch-deutscher Nationalliberalität.

1872-1884 amtierte Friderich als ehrenamtlicher Durlacher Bürgermeister. In diesen Jahren wuchs im Zeichen der Industrialisierung die Einwohnerzahl um etwa 20% auf etwa 7.600. Aus handwerklichen Betrieben wurden kleinere Fabriken wie die Glacélederfabrik Hermann und Ettlinger, die Cichorien-Fabrik, die Margarinefabrik oder die Orgelfabrik Voit. Zu großen Unternehmen wuchsen die Maschinenfabrik Sebold und die Nähmaschinenfabrik Gritzner. Die Lösung der aus Bevölkerungsvermehrung und Industrialisierung allmählich erwachsenden Probleme der Wasserversorgung, der Kanalisation, der Abfallbeseitigung wie der Gesundheitsvorsorge blieb allerdings seinen Nachfolgern vorbehalten. Glanzvoller Höhepunkt seiner Amtszeit war 1878 die Einweihung des Schulzentrums mit Turnhalle (seit 1913 Friedrichschule) in Anwesenheit von Großherzog Friedrich I.

Fackelzüge, Festmahle und bunte Abende, die zu seinen Ehren veranstaltet wurden, zeugten von dem hohen Ansehen, das Friderich in Durlach genoss. Ausdruck dafür ist auch der Friderich-Stein an der Tiefentalstraße.

Susanne Asche/Manfred Koch 2016

Literatur

Susanne Asche: Der Friedrich-Stein, in: Leonhard Müller/Manfred Koch: Blick in die Geschichte. Karlsruher stadthistorische Beiträge 1988-1993, Karlsruhe 1994, S. 255 f., Buch zum Download (PDF); Susanne Asche/Olivia Hochstrasser: Durlach. Staufergründung - Fürstenresidenz – Bürgerstadt, Karlsruhe 1996, passim (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 17), Buch zum Download (PDF); Friedrich von Weech und A. Krieger (Hrsg.): Badische Biographien Bd. 5, Heidelberg 1906, (Totenliste) https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/252041 (Zugriff jeweils am 14. Oktober 2022).