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Rudolf Georg Weigel


Rudolf Weigel, Rektor der TH Karlsruhe, bei seiner Eröffnungsrede beim Hochschul- und Studententag 1938, Foto aus Der Führer vom 11. Juni 1938, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Ze 14.

Rudolf Georg Weigel

Lichttechniker, Professor, * 2. November 1899 Bretten, † 19. Januar 1955 Karlsruhe, ∞ 1932 Hildegard Imkamp, 3 Söhne, 1 Tochter.

Rudolf Weigel, Sohn eines Zimmermanns, verlor im Alter von einem Jahr seinen Vater und wuchs als Pflegekind eines Werkmeisters in armen Verhältnissen auf. Leistungsstipendien ermöglichten ihm den Besuch der Realschule Bretten und der Oberrealschule Karlsruhe. 1917 legte er das Notabitur ab und nahm als Kriegsfreiwilliger im 1. Badischen Leibgrenadier-Regiment 109 am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend arbeitete Weigel einige Monate für die Städtischen Werke Karlsruhe, um danach Lichttechnik an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe zu studieren. Nach Ablegung der Diplom-Prüfung wurde Weigel im Herbst 1922 hauptamtlicher Dozent am Technikum Mittweida (heute Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences) in Sachsen. Bereits 1923 kehrte er an die TH Karlsruhe zurück, um die Stelle des 1. Assistenten bei Joachim Teichmüller am Lichttechnischen Institut anzutreten. 1930 wurde Weigel promoviert, im Jahr darauf habilitierte er sich. Im November 1933 erfolgte seine Ernennung zum Privatdozenten.

Weigel engagierte sich in vielfacher Weise und zahlreichen Funktionen für die nationalsozialistische Ideologie: Er war seit 1930 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), 1933 bis 1935 der SA und deren Ehrenführer seit 1937 und 1944/45 Obersturmbannführer ehrenhalber, seit 1934 Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbund, 1940 bis 1943 kommissarischer Gaudozentenführer. Als Reichsfachredner der NSDAP wurde er im Rahmen des Wahlkampfs zur Reichspräsidentenwahl 1932 wegen Beschimpfung der verfassungsmäßigen republikanischen Staatsform und Beleidigung des früheren Reichsfinanzministers Matthias Erzberger angeklagt, mangels Beweisen für eine strafbare Tat vom Amtsgericht Karlsruhe allerdings freigesprochen.

Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die dienstliche Zusammenarbeit erhielt Weigel Anfang 1934 von Teichmüller die Kündigung, die durch das Einschreiten von nationalsozialistischer Seite wieder zurückgenommen wurde. Als Teichmüller kurz darauf um seine Emeritierung bat, wurde Weigel, inzwischen Vizekanzler und Prorektor, im Oktober 1934 dessen Nachfolger. Zusätzlich übernahm er das Amt des Reichsvorsitzenden der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft, der er seit 1921 angehörte. 1937 wurde Weigel zum Rektor der TH Karlsruhe ernannt, bei der Wahl 1935 war er noch knapp unterlegen. Nach eigener Aussage sollte er 1943 von diesem Amt abgesetzt werden, wurde aber wegen Schwierigkeiten bei der Neubesetzung und später wegen der Erkrankung und dienstlicher Unabkömmlichkeit des neuernannten Rektors mit der Fortführung der Geschäfte bis Kriegsende beauftragt.

Im Dezember 1944 wurde das Lichttechnische Institut nach Baden-Baden in die Geroldsauer Mühle und im April 1945 nach Eigeltingen im Kreis Stockach ausgelagert, wo Weigel im Sommer 1945 verhaftet wurde. Von August 1945 bis Oktober 1947 befand er sich in französischer Kriegsgefangenschaft in Hüfingen bei Donaueschingen. Anschließend unternahm Weigel erfolglos den Versuch einer Rückkehr in den Hochschuldienst. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er im Februar 1949 als Minderbelasteter angesehen, jedoch als Mitläufer eingestuft. Dagegen legte der Öffentliche Kläger Einspruch ein, mit dem Ergebnis, dass Weigel im Juli 1949 als Belasteter eingestuft und zu einem Jahr und sechs Monaten Arbeitslager verurteilt wurde, die durch seine politische Haft bereits als verbüßt galten.

Nachdem Weigel, der bereits zu seiner aktiven Lehrzeit an einer Herz- und Nierenerkrankung litt, im April 1951 eine dauerhafte Dienstunfähigkeit bescheinigt worden war, klagte er gegen die Berechnung seiner Ruhestandsbezüge, die vom Verwaltungsgerichtshof im Juni 1954 aber als korrekt angesehen wurden.

René Gilbert 2017

Quellen

GLA 465 d 1712, 465 h 52777; KIT-Archiv 21011/538, 21013/574.

Werk

Untersuchungen über die spektralrelative Hellempfindlichkeit des Auges: Ein Beitrag zur Klärung der Probleme der heterochromen Photometrie, Diss., Karlsruhe 1930; Experimentelle Untersuchungen an lichttechnischen Gläsern, Habil.-Schrift, Karlsruhe 1931; Aus der Arbeit neuzeitlicher Lichttechnik und über die Aufgaben der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft e. V. (DLTG) (= Technische Mitteilungen, Sonderdruck Nr. 38, 1937); Die Einordnung der Hochschule in Staat und Bewegung, in: Hochschulführer der Technischen Hochschule Karlsruhe, hrsg. von der Studentenschaft und dem Karlsruher Studentenwerk e.V., Karlsruhe 1935, S. 11-14; Grundzüge der Lichttechnik, Essen 1952.

Literatur

W. Köhler: R.G. Weigel†, in: Elektrotechnische Zeitschrift 76 (1955), Heft 6, S. 237; Klaus-Peter Hoepke: Geschichte der Fridericiana. Stationen der Geschichte der Universität Karlsruhe (TH) von der Gründung 1825 bis zum Jahr 2000, Karlsruhe o. J., S. 123-130.