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Helmholtz-Gymnasium


Hauptfassade des Friedrichs-Schulhauses (jetzt Helmholtz-Gymnasium) an der Kaiserallee, 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 42/91.
Teilansicht der Hauptfassade des Helmholtz-Gymnasiums, 2002, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Erbacher 2303.

Helmholtz-Gymnasium

Das Helmholtz-Gymnasium geht auf die 1863 gegründete Höhere Bürgerschule zurück, die sich an Jungen richtete, die einen Beruf ergreifen wollten, der zwar umfassendere Vorkenntnisse als die Volksschule, aber kein Universitätsstudium voraussetzte. Für die Schule, die sieben Klassenstufen umfasste und deren Lehrgegenstände sich auf "Realien" sowie die Fremdsprachen Französisch und Englisch konzentrierten, während Latein nur fakultativ angeboten wurde, war eigens ein Schulhaus im Inneren Zirkel 16 erbaut worden, in dem auch die bereits 1834 gegründete Gewerbeschule Platz fand.

Zum Schuljahr 1868/69 wurde von der Lehranstalt ein achtstufiges Realgymnasium (heute Goethe-Gymnasium) als neuer Schultyp abgetrennt. Für die Höhere Bürgerschule, die nach einer vorübergehenden Unterbringung im Gebäude der ehemaligen Höheren Töchterschule in der Ritterstraße 5 im Herbst 1873 einen Schulhausneubau in der Waldhornstraße 9 (später umbenannt in Englerstraße 10) bezog, hatte dies eine kurzzeitige Verkleinerung auf vier Klassenstufen zur Folge. Seit 1883 wurde die Schule auch als Realschule bezeichnet. 1885 gliederte man ihr eine kaufmännische und eine technische Fachklasse an; letztere wurde bereits 1891, die kaufmännische Klasse dagegen erst 1904 aufgegeben. 1888 erhielt sie einen Erweiterungsbau im Schulhof.

Mit der Ausweitung der Schule um eine achte Klassenstufe zum Schuljahr 1891/92 und eine neunte Stufe zum Schuljahr 1892/93 war der Ausbau von einer Real- zu einer Oberrealschule abgeschlossen. Zum Schuljahr 1895/96 wurde von der Oberrealschule eine siebenstufige Realschule (heute Kant-Gymnasium) abgetrennt, die im alten Gebäude in der Waldhornstraße verblieb, während die neunstufige Oberrealschule einen nach Plänen von Stadtbaumeister Wilhelm Strieder errichteten Neubau in der Kaiserallee 6 bezog. Am 8. Januar 1896 fand im Beisein von Großherzog Friedrich I. die feierliche Einweihung des nach ihm benannten Friedrichs-Schulhauses statt. Karlsruhe verfügte nun im Osten und Westen über eine auf Naturwissenschaften und neue Sprachen (Französisch ab der 5. und Englisch ab der 7. Klasse) ausgerichtete Höhere Schule. Die Oberrealschule bot außerdem noch ab der 8. Klasse fakultativ Italienisch an. 1905 wurde der Schultyp den Gymnasien und Realgymnasien gleichgestellt und zwei Jahre später auch wieder Latein fakultativ eingeführt, um den Schülern einen Zugang zu den höheren Staatsprüfungen zu ermöglichen.

Als die in der Englerstraße verbliebene Realschule 1922 auch in eine Oberrealschule umgewandelt wurde, benannte man zur besseren Unterscheidung die ältere Oberrealschule I nach dem Physiker Hermann Helmholtz Helmholtz-Oberrealschule und die neue Oberrealschule II nach dem Philosophen Immanuel Kant Kant-Oberrealschule, während der Realschulzweig der letzteren als Kantschule bezeichnet wurde. Spätestens seit den 1920er-Jahren besuchten vereinzelt auch Schülerinnen die Helmholtz-Oberrealschule.

Obwohl die Weststadt im Zweiten Weltkrieg wiederholt Ziel von Luftangriffen wurde, überstand das Schulgebäude weitgehend unbeschadet den Krieg. Im Dezember 1945 wurde mit einer Unter- und einer Oberprima der Schulbetrieb wieder aufgenommen. 1946 besuchten bereits rund 470 Schüler die Helmholtzschule, Realgymnasium für Knaben. Ab 1947/48 fanden auch Kriegsteilnehmer-Förderkurse in der Schule statt, die seit 1954, wie alle Höheren Schulen Baden-Württembergs, als Gymnasium bezeichnet wurde.

Die hohen Schülerzahlen seit Anfang der 1950er-Jahre stellten die Schul- und Stadtverwaltung in den nächsten Jahrzehnten vor große Herausforderungen. Um den Schichtunterricht zu beenden, überließ die Stadt zum Schuljahr 1954/55 der Schule, die 962 Schüler in 28 Klassen zählte, im benachbarten Rathaus West fünf Zimmer als Schulräume. Für 1958/59 sind 1.053 Schüler in 32 Klassen und für 1968/69 sogar 1.374 Schüler dokumentiert, was zugleich den Höchststand darstellte. Zehn Wanderklassen verzeichnete das Gymnasium in diesem Jahr; neben den fünf Rathausräumen verfügte es seit dem Frühjahr 1964 über fünf weitere Klassenräume in der angrenzenden Röntgenstraße 10, dem ehemaligen Gebäude der Landesversicherungsanstalt, das seit diesem Jahr von der Volkshochschule (VHS) genutzt wurde.

Trotz räumlicher Überlastung erweiterte das Helmholtz-Gymnasium zum Schuljahr 1970/71 sein bisheriges neusprachliches und mathematisch-naturwissenschaftliches Profilangebot noch um einen Musikzug. Seit der Einführung der Koedukation 1973 steht das Gymnasium auch Mädchen offen. Lockere Verbindungen des Helmholtz-Gymnasiums mit der Karlsruher Partnerstadt Nancy seit 1963 führten 1991 zur Gründung einer Schulpartnerschaft mit dem Lycée Georges de la Tour in Nancy.

Zwischen 1985 und 2003 wurde das Helmholtz-Gymnasium in mehreren Schritten renoviert, saniert, umgebaut und erweitert. Wichtige Stationen bildeten dabei die Sanierung der naturwissenschaftlichen Räume im denkmalgeschützten Hauptbau (Einweihung 7. Dezember 1994), der Erweiterungsumbau der ehemaligen Turnhalle zur Nutzung durch den Musikzug und die Verwaltung nach Plänen des Architekturbüros Grünenwald + Heyl (Einweihung 12. Oktober 2001) sowie die Sanierung und Erweiterung des ehemaligen Gebäudes der VHS in der Röntgenstraße 10 (Einweihung 17. Juli 2003), in dem neun Klassenräume, zwei Zeichensäle und zwei Computerräume der Schule untergebracht wurden. Die räumliche Vergrößerung im so genannten „R 10“ war für die Schule wegen des Wegfalls der Räume im Rathaus West aufgrund der projektierten Straßenbahntrasse in die Nordstadt notwendig geworden. 2004 wurde noch die Anliegerspur vor dem Haupteingang des "Friedrichs-Schulhauses" zu einem Schulhof umgestaltet und mit einer Stahlplastik von Werner Pokorny versehen.

Seit 2013 besteht zwischen der Badischen Staatskapelle und der Schule eine Orchesterpatenschaft. 2014 wurde das Helmholtz-Gymnasium, das vor allem durch seinen Musikzug überregional bekannt ist, als Musikgymnasium anerkannt. Ehemalige Musikschüler sind unter anderen der Pianist Christian Zacharias, die beiden Trompeter Reinhold Friedrich und Thomas Siffling sowie der Bariton Andreas Reibenspies.

Katja Förster 2021

Quelle

StadtAK 8/Alben 42/83-90 (Planzeichnungen).

Literatur

Badische Landeszeitung vom 18. Mai 1893, 7. März 1895, StadtAK 8/Ze 1, https://digital.blb-karlsruhe.de/6352068 (Zugriff am 31. Januar 2021); Karlsruher Zeitung vom 9. Januar 1896, StadtAK 8/Ze 17, https://digital.blb-karlsruhe.de/6357904 (Zugriff am 31. Januar 2021); Verwaltungsbericht der Landeshauptstadt Karlsruhe für das Wirtschaftsjahr 1928 (1. April 1928-31, März 1929), S. 166 f., https://digital.blb-karlsruhe.de/3344037 (Zugriff am 31. Januar 20210); Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe, http://www.helmholtz-karlsruhe.de/ (Zugriff am 31. Januar 2021); Festschrift 100 Jahre Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe 1896-1996 / 25 Jahre Musikzug 1971-1996, hrsg. vom Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe / Direktion und Freundeskreis, Bietigheim 1996; Festschrift 10 Jahre Musikklassen Helmholtz-Gymnasium, hrsg. von Oberstudienrat Bernd Schaller / Helmholtz-Gymnasium Karlsruhe, Muggensturm 1981; Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 15. Januar 1971, 30. Oktober 1985, 7. Februar 1992, 8. Dezember 1994, 26. Mai 2000; 13. Oktober 2001, 18. Juli 2003, 7. Mai 2013, 1. Juli 2014.