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Robert Poetzelberger


Robert Poetzelberger

Maler, Bildhauer, * 9. Juni 1856 Wien, † 2. August 1930 Reichenau/Lkr. Konstanz, ev., ∞ Dorothea Kimmel, 2 Söhne, 1 Tochter.

Die Karikaturen, die der Sohn eines Buchhändlers von seinen Lehrern anfertigte, zeigten bereits früh sein zeichnerisches Talent. Dennoch besuchte Poetzelberger zunächst die Wiener Handelsschule, bevor er 1874 an die dortige Kunstakademie wechselte. Um 1880 zog er nach München, wo er, beeinflusst von Vertretern der Münchner Schule, zu einer idyllisch verklärten Genremalerei in naturalistischer Manier fand, die zugleich den Kunstgeschmack des Bürgertums bediente.

1892 gehörte Poetzelberger zu den rund 100 Künstlern, die aus der Münchener Künstlergenossenschaft austraten und sich am 4. April 1892 zum Verein bildender Künstler München e. V. (Münchener Secession) zusammenschlossen. Zum Oktober des Jahres wurde ihm die Leitung der Naturzeichenklasse an der Großherzoglich Badischen Kunstakademie in Karlsruhe übertragen. Am 25. April 1896 gründete er mit 23 weiteren Künstlern, darunter Leopold Graf von Kalckreuth, Carlos Grethe sowie die Künstler der ersten Generation der Grötzinger Malerkolonie, den Karlsruher Künstlerbund. Der Bund verfügte ab 1897 über eine eigene Druckerei, die Kunstdruckerei Künstlerbund Karlsruhe (KKK), die unter der Leitung von Carl Langhein aber zugleich auch kommerziell für Drucksachen aller Art genutzt wurde.

Als Kalckreuth zum Herbst 1899 vom württembergischen König Wilhelm II. an die Stuttgarter Kunstschule berufen wurde, machte dieser zur Bedingung seiner Zusage, dass auch Poetzelberger und Grethe, letzterer war seit Oktober 1893 Professor für Genremalerei an der Karlsruhe Akademie, Professuren an der Stuttgarter Einrichtung erhielten. Von Herbst 1899 bis zu seiner Zurruhesetzung 1926 war Poetzelberger Professor für figürliches Zeichnen an der Akademie, von 1912 bis 1916 bekleidete er auch das Amt des Direktors.

Für seine Landschaften und Genrebilder, in denen er den Eindruck des Alltäglichen, Zufälligen und Banalen vermitteln wollte, bediente er sich einer naturalistischen Malweise in vorwiegend Braun- und Grüntönen.

Studienreisen nach Italien seit den 1870er-Jahren führten zur Auseinandersetzung mit der Skulptur der Spätantike und Renaissance. Seit den 1890er-Jahren schuf er selbst Figuren aus Marmor, Bronze und Keramik, in der Regel mythologische und biblische Frauengestalten. Im Gegensatz zu seiner Malerei strebte er hier einen zeitlos idealen Ausdruck an, der nach strenger Statik und geschlossener Form verlangte.

Katja Förster 2020

Literatur

Michael Koch: Poetzelberger, Robert, Maler und Bildhauer, in: Badische Biographien, NF, Bd. II, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 218 f. https://www.leo-bw.de/fr-FR/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/116250283X/Poetzelberger+Robert (Zugriff am 21 Juli 2022); Sandra Lauenstein: Poetzelberger, Robert, Maler, Bildhauer, Lithograph und Kunstprofessor, in: Württembergische Biographien unter Einbeziehung hohenzollerischer Persönlichkeiten, Bd. II, hrsg. von Maria Magdalena Rückert, Stuttgart 2011, S. 214-216 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/116250283/Poetzelberger+Robert (Zugriff am 21. Juli 2022).