Menü
Suche

Adolf Kühn


Adolf Kühn, 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 12/63a.
Landtagspräsident Franz Gurk bei der Beglückwünschung Adolf Kühns nach der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, 1961, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A8a/83/3/6.

Adolf Kühn

Justiz- und Verwaltungsbeamter, Politiker, * 31. Mai 1885 Ötigheim, † 23. April 1968 Karlsruhe, kath., ∞ 1. 1917 Theodora Baumeister († 1933), 2. 1934 Blanka Wittmann, 2 Söhne, 3 Töchter (aus 1. Ehe).

Adolf Kühn, Sohn eines Bauern, schlug nach der Erlangung der Obersekundareife am humanistischen Ludwigs-Gymnasium in Rastatt ab 1903 die staatliche Verwaltungslaufbahn ein und fand eine erste Anstellung am Amtsgericht Karlsruhe. Während des Ersten Weltkriegs kämpfte er als Soldat an der Westfront, nach schwerer Verletzung während der Lorettoschlacht erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse. Nach längerem Lazarettaufenthalt und einer weiteren Tätigkeit im Innendienst des 14. Armeekorps konnte er noch während des Krieges an das Amtsgericht Karlsruhe zurückkehren. Der Justiz- und Verwaltungsbeamte des Gehobenen Dienstes brachte es 1925 bis zum Ministerialoberrechnungsrat des Freistaates Baden. 1936 erfolgte aus politischen Gründen seine Zwangspensionierung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er 1945 kommissarischer Direktor des städtischen Wohlfahrts- und Arbeitsamtes in Karlsruhe. Noch in demselben Jahr übernahm er als Regierungsdirektor die Leitung der Gemeindeabteilung in der nordbadischen inneren Verwaltung.

Der in einer ländlich-katholischen Region aufgewachsene Kühn trat als 19jähriger dem Windthorstbund bei, der Jugendorganisation der Zentrumspartei. Auch im Katholischen Männer- und Arbeiterverein war er tätig und leitete dessen Ortsverein Karlsruhe-Süd. Im Mai 1919 wurde er für diese Partei als Stadtverordneter gewählt. Genau ein Jahr später übernahm er das Stadtratsmandat von Heinrich Köhler, als dieser badischer Finanzminister wurde. Als Stadtrat saß er bis 1933 unter anderem im Verwaltungsrat der Spar- und Pfandleihkasse. Von 1925 bis 1933 vertrat er für den Wahlkreis Rastatt das Zentrum im Landtag. Kühn zeigte sich in vielen Versammlungen als überzeugter Demokrat, so nach der Ermordung des Reichsministers Matthias Erzberger, als er betonte: „Deutschland wird demokratisch sein oder es wird nichts sein.“

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste er alle politischen Ämter aufgeben und wurde mit nur 50 Jahren in den Ruhestand versetzt. Im Zusammenhang mit dem 20. Juli wurde er am 23. August 1944 kurzfristig festgenommen, verhört und verwarnt. Kühn war mit anderen ehemaligen Zentrumsmitgliedern einer der Mitbegründer der Christlich Demokratischen Partei (CDP), dann der Christlich-Demokratischen Union (CDU) in Baden. Von 1946 bis 1952 war er Abgeordneter des Wahlkreises Karlsruhe in der Verfassungsgebenden Landesversammlung und des Landtags von Württemberg-Baden. Nach der Bildung des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg zog er 1952, 1956 und 1960 als Abgeordneter für den Wahlkreis Rastatt in den Landtag. Am 24. Januar 1963 legte Kühn sein Mandat nieder. Er war Mitglied mehrerer Landtagsausschüsse (unter anderem Ständiger Ausschuss, Sozialausschuss und Verwaltungs- und Wohnungsbauausschuss) sowie von 1956-1963 Alterspräsident. 1949 war er als Nachrücker Mitglied im Parlamentarischen Rat in Bonn und damit einer der Väter des Grundgesetzes. Als Altbadener war Kühn gegen den Südweststaat. An seinem 75. Geburtstag wurde er mit dem großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, zum 80. Geburtstag würdigte ihn die Presse als „Vorbild eines Demokraten“.

Kühn gehörte zu den Gründern der Volksschauspiele in Ötigheim, war Ehrenbürger seines Geburtsdorfes und auch Verfasser einer Ortschronik. Drei Jahre lang (1961-64) führte er auch den Landesvorsitz des Heimatbundes Badenerland. Von 1945 bis zu seinem Tod gehörte er dem Aufsichtsrat der Badischen Beamtenbank eGmbH an.

Alfred Becher 2020

Quellen

GLA, 65, Nr. 11899: Erinnerungen aus meinem privaten und öffentlichen Leben; StadtAK 8/ZGS Kühn, Adolf; https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick85/biographie.de (Zugriff am 13. Februar 2020); Badische Presse, Nr. 229, 25. Mai 1920 StadtAK 8/Ze 7 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/periodical/titleinfo/2411029 (Zugriff am 19. Januar 2021); Badischer Beobachter, Nr. 76, 6. April 1921 StadtAK 8/Ze 5 https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/6340802 (Zugriff am 19. Januar 2021); Badische Neueste Nachrichten (BNN), Nr. 97, 24. April 1968, StadtAK 8/Ze 15; https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012404188/K%C3%BChn+Adolf (Zugriff am 13. Februar 2020).

Werk

Volksschauspiele Ötigheim, Karlsruhe 1937, 2. Aufl., 1964.

Literatur

Gerd F. Hepp: Adolf Kühn, in: Badische Biographien NF 2, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1987, S. 173-174 https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012404188/K%C3%BChn+Adolf (Zugriff am 19. Januar 2021); Hans-Otto Kleinmann: Adolf Kühn (1886-1968). Verwaltunsgbeamter, Württemberg-Baden, in: Günter Buchstab und Hans-Otto Kleinmann: In Verantwortung vor Gott und den Menschen. Christliche Demokraten im Parlamentarischen Rat 1948/49, Freiburg 2008, S. 227-236.