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Therapiekongress (Deutsche Therapiewoche)


Dr. Franz Kienle mit Oberbürgermeister Günther Klotz (2. bzw. 3. von links) während eines Rundgangs beim 8. Deutschen Therapiekongress, September 1956, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A4/54/3/6.
Prof. Dr. Ishibashi (Mitte) und Günther Kotz mit dem Gastgeschenk Ishibashis, einer japanischen Steinlaterne, während der 20. Deutsche Therapiewoche, September 1968, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A16/65/2/28.

Therapiekongress (Deutsche Therapiewoche)

1949 fand erstmals nach der Währungsreform ein für Deutschland fachübergreifender ärztlicher Kongress in Zusammenhang mit einer neuen Fachmesse der Pharma- und Medizingeräteindustrie (Deutsche Heilmittelmesse, ab 1950 Heilmittelaussstellung genannt) als Deutsche Therapiewoche Karlsruhe statt. Diese wurde später erweitert um Reha- und Pflegeprodukte. Die Karlsruher Konzeption legte den Kongress-Schwerpunkt auf praktische Therapiefragen, nicht auf wissenschaftliche Forschung. Motor und Organisator war der Chefarzt der damaligen II. Medizinischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten (heute Städtisches Klinikum) und Vorsitzender des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte, Prof. Dr. Franz Kienle.

Bereits im Folgejahr 1950 entstand zur Organisation der Therapiewoche die Ausstellungs- und Kongress GmbH (AuK), 1977 Karlsruher Ausstellungs- und Kongress-GmbH (KKA), heute Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK). Fand die erste Therapiewoche mit 3.000 Ärzten und Ärztinnen im Konzerthaus (damals Spielstätte des Badischen Staatstheaters) und mit 170 Ausstellern aus Platzmangel auch noch in der Gewerbeschule am Lidellplatz statt, konnten ab dem folgenden Jahr der Festplatz zusammen mit Konzerthaus und einer provisorischen Ausstellungshalle anstelle der noch nicht wieder hergestellten Stadthalle benutzt werden. Mit dem Bau der Schwarzwaldhalle, deren Einweihung mit der 5. Therapiewoche 1953 zusammenfiel, wurde eine Forderung der Therapiewoche umgesetzt.

Die Therapiewoche entwickelte sich zu einer Traditionsveranstaltung mit zahlreichen internationalen Kontakten mit bis zu mehr als 5.000 teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten und über 10.000 Personen Fachpublikum (1985) und 280 Ausstellern (1960), nun auch in der Gartenhalle und der Nancyhalle. Für die Stadt wurde sie eines ihrer größten Aushängeschilder bis in die 1980er-Jahre, für das sie auch außergewöhnlich hohen finanziellen und organisatorischen Aufwand betrieb. Verbunden war sie stets mit zahlreichen gesellschaftlichen Veranstaltungen sowie besonderen Kunst- und Kulturveranstaltungen.

Ab Mitte der 1980er-Jahre geriet die Therapiewoche trotz veränderter Organisation angesichts konkurrierender anderer Kongresse, Messen und Fortbildungsveranstaltungen sowie nach der Änderung der Arzneimittelmusterverordnung, die die unbegrenzte Mitnahme von Arzneimittelmustern unterband, in die Krise mit deutlich geringerem ärztlichen Interesse (zuletzt 1.200 Teilnehmende) und weniger Ausstellern (zuletzt 40) und dies trotz der Öffnung auch für interessierte Laien. Auch eine Reduzierung der Dauer und der Ausstellungsfläche verhinderte nicht, dass der Kongress seit 1985 ein Defizitgeschäft blieb, große Pharmahersteller kamen nicht mehr. 1993, nach 45 Jahren musste die KKA das Ende einer Karlsruher Institution verkünden.

Heute erinnert der für die 1988 neu errichtete Stadthalle gestiftete Gedenkstein in der benachbarten Grünanlage an die Therapiewoche und den mit ihr sehr verbundenen japanischen Arzt Dr. Choei Ishibashi und seinen Sohn Chosei Ishibashi.

Jürgen Schuhlanden-Krämer 2012/2023

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 2100-2109, 10179-10180, 10183-10184, 10188-10194; 8/ZGS; 9/Monatsspiegel - Filme, Folgen 8,11,23, 30, 31, 34, 42, 46, 54, 56 und 89; Veranstaltungsprogramme Deutsche Therapiewoche (teils in o. g. Akten); Die Geschichte der Messe Karlsruhe, https://www.messe-karlsruhe.de/de/unternehmen/historie/ (Zugriff am 11. Oktober 2023).