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Seiden-Compagnie (Seidenkompanie) Durlach


Seiden-Compagnie (Seidenkompanie) Durlach

Im 18. Jahrhundert förderten in Deutschland Fürsten die merkantilistische Politik zur Produktion von Luxusgütern im eigenen Land, darunter die Seidenraupenzucht und die Herstellung von Seide in Manufakturen. 1747 begann die Seidenzucht in Durlach auf Initiative von Markgräfin Karoline Luise von Baden, der späteren Ehefrau von Markgraf Karl Friedrich von Baden. Postmeister Georg Adam Herzog, Kommerzienrat Johann Friedrich Diener und Apotheker Johann Wolfgang Häußer gründeten eine Seidenbau-Compagnie und erhielten für die Dauer von 45 Jahren das Recht, 20 Morgen Wiesen und acht Morgen städtische Äcker mit Maulbeerbäumen zu bepflanzen. Sie durften zudem die Maulbeerbäume in Gottesaue, im Fasanengarten und den Pflanzschulen sowie an allen Wiesen und Wegen der Allmende ernten. Zudem waren sie auf zehn Jahre von den Abgaben befreit, mussten aber Gebühren bezahlen, die sich im Laufe der Jahre erhöhen sollten. Die Seiden-Compagnie besaß eine Geschäftsordnung und Satzung, die Anteile der Kompanie wurden meistens an die Bürger der Oberschicht ausgegeben.

1765 gab es 4.800 Maulbeerbäume auf Durlacher Gemarkung, 1789 verfügte die Compagnie über 5.187 große und 1.117 kleine Bäume. Ab 1760 begann die Blütezeit der Compagnie, der Handel erstreckte sich bis Frankfurt und Stuttgart. Die Durlacher Plantagen befanden sich hinter Aue am Rainle, das Seidenhaus auf dem Gelände der späteren Nähmaschinenfabrik Gritzner am Ende der heutigen Amalienbadstraße. Neben Gärtnern wurden auch Färber und Damastweber beschäftigt. 1794 kaufte die Stadt die Plantage und das Seidenhaus. 1810 wurde Florettseide gefertigt, bevor 1814 die Seidenkompanie schließlich einging. Grund dafür waren anscheinend die vielen Fröste im Frühjahr. Die Maulbeerbäume wurden entfernt und an ihrer Stelle Obstbäume gepflanzt.

Anke Mührenberg 2012

Literatur

Traudl Schucker: Die Seidenkompagnie in Durlach, Teil I und II, in: Intelligenz- und Provinzblatt Nr. 38 und 39, 2001; Reinhard Lipp: Verführerischer Glanz der Seide. Aufstieg und Untergang der Seidenraupenzucht in Baden zwischen 1750 und 1950, Typoskript Karlsruhe 2011 (Stadtarchiv Karlsruhe 8/StS 25 2/136).