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Gasthaus zum Kleinen Ketterer


Gasthaus zum Kleinen Ketterer

Gasthaus zum Kleinen Ketterer, 1975, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 406/149.
Gasthaus zum Kleinen Ketterer, 1975, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 406/149.

Die Bebauung des heutigen Lidellplatzes begann schon im ausgehenden 18. Jahrhundert unter der Leitung von Friedrich Weinbrenners Vorgänger Wilhelm Jeremias Müller, der am Schnittpunkt der Markgrafenstraße mit der Adlerstraße 1788 Karlsruhes ältestes Krankenhaus, das Hospital, erbaut hatte, das 1911 abgerissen und durch die Gewerbeschule ersetzt wurde.

Schräg gegenüber gab der Wirt Jacob Klein den Auftrag zur Errichtung eines zweistöckigen Gebäudes mit einem einstöckigen Anbau, in dem um 1790 das Gasthaus zum König von Preußen eröffnet wurde. Mit seinen Fenster- und Türumrahmungen, die in der Adlerstraße noch Zopfstilornamente aufweisen, war seine Fassade ganz ähnlich gestaltet worden, wie die des Hospitals oder der Kleinen Kirche, was heute noch am Gebäude sichtbar ist. Als Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe und Baden 1801 das Bauwesen übernahm, wurde die damalige Spitalstraße mit dreistöckigen Modellhäusern nach seinen Entwürfen bebaut und auch das Gasthaus entsprechend zwei- und dreistöckig aufgestockt. Das nun dreistöckige Eckgebäude wurde 1816 in der Adlerstraße in gleicher Höhe und gleicher Gestaltung durch einen Anbau verlängert.

Es konnte damit auch als Hotel genutzt werden. 1867 soll der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski, der damals in der Spielbank in Baden-Baden viel Geld verspielte, angeblich hier auf der Flucht vor seinen Gläubigern übernachtet haben. Diese Anekdote ist allerdings nicht mit Quellen nachzuweisen. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt das Gasthaus zunächst das neue Schild Zur alten Post. Es wurde aber bereits 1924 von Wilhelm Ketterer, der in Pforzheim eine Brauerei betrieb, übernommen und in Gasthaus zum Kleinen Ketterer umgetauft. Dieser ließ das Gebäude renovieren und richtete das Gasthaus im Inneren völlig neu ein. Mit wiederholten Renovierungen konnte auch diese Inneneinrichtung des unter Denkmalschutz stehenden Hauses bis heute erhalten werden. Das Gasthaus war auch noch in der frühen Nachkriegszeit Treffpunkt von Gästen aus dem angrenzenden Dörfle gewesen, wie der Mundartdichter Harald Hurst anschaulich berichtet, dessen Großvater dort Wirt war und der im Haus aufgewachsen ist.

Nach der Altstadtsanierung und der Neugestaltung des Lidellplatzes in den 1980er-Jahren wird das Gasthaus nicht nur von den neuen Bewohnern der Innenstadt Ost gut angenommen und erfreut sich auch dank der Außenbewirtung am Lidellbrunnen auf dem idyllischen verkehrsberuhigten Platz wachsender Beliebtheit.

Peter Pretsch 2024

Quellen

Kulturdenkmale: Adlerstraße 34, https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/detail.php?id=02022, Kleiner Ketterer: Historie, https://www.kleiner-ketterer.de/historie (Zugriff am 15. November 2023).

Literatur

100 Jahre Bauen und Schauen. Ein Buch für jeden, der sich mit Architektur aus Liebe beschäftigt oder weil sein Beruf es so will. Zugleich ein Beitrag zur Kunsttopographie des Großherzogtums Baden unter besonderer Berücksichtigung der Residenzstadt Karlsruhe, 2 Bde., Karlsruhe 1928-1938, Bd. 1, S. 127-131, http://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/Drucke/content/titleinfo/2965504 (Zugriff am 15. November 2023); Hea Jee Im: Karlsruher Bürgerhäuser zur Zeit Friedrich Weinbrenners, Karlsruhe 2004, S. 172 (= Friedrich Weinbrenner und seine Schule Bd. 4); Peter Pretsch: Lidellplatz, in: Stadtplätze in Karlsruhe, hrsg. von Manfred Koch, Karlsruhe 2002, S. 192-197 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 26); Harald Hurst: Weingroßvater Ludwig, in: Im Dörfle. Erzählungen und Geschichten aus der Karlsruher Altstadt, hrsg. von Jürgen Oppermann, Karlsruhe 2015, S. 113-116 (= Kleine Karlsruher Bibliothek Bd. 6).