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Die Käuze


Premiere des Märchenspiels „Schneeweißchen und Rosenrot“ von Robert Brückner im Theater „Die Käuze“, 1974, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A28/124/3/2.
Aufführung des Märchens „Frau Holle“ von Robert Brückner im Theater „Die Käuze“, 1978, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A36/194/7/24.

Die Käuze

Das Theater Die Käuze ist ein Kinder-, Jugend- und Erwachsenentheater in der Waldstadt (Königsberger Straße 9). Es ist das einzige Kellertheater in Karlsruhe. Als sein Gründungsdatum gilt der 27. Oktober 1967. An diesem Tag führte eine Schülergruppe bei einem Elternabend zwei Einakter auf, die sie während eines Jugendlagers der Pfarrei St. Hedwig einstudiert hatte. Die mit Begeisterung gespielte und aufgenommene Aufführung führte dazu, dass bei den jungen Laienschauspielern der Wunsch entstand, künftig regelmäßig Bühnenstücke einzustudieren und aufzuführen. Treibende Kraft hinter der Theatergründung war Carl Kaufmann, Silbermedaillengewinner im 400-Meter-Lauf und in der 4 x 400-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom, der nach seiner sportlichen Karriere als Lehrer in Karlsruhe arbeitete und bis zu seinem Tod 2008 als Künstlerischer Leiter und Dramaturg des Theaters fungierte und dabei für 131 Inszenierungen verantwortlich zeichnete. In Anlehnung an den Karlsruher Stadtteil wählte man als Theaternamen Die Käuze, da diese Vögel in der Waldstadt leben.

Die Spielstätte des Theaters befindet sich seit der Gründung in der ehemaligen Notkirche der Pfarrei St. Hedwig. Dementsprechend beengt gestalten sich die räumlichen Verhältnisse. Die Bühne misst 6 x 4 Meter, es gibt wenig Möglichkeiten zur Lagerung der Kostüme und Requisiten, und die Schauspielerinnen und Schauspieler müssen sich in einer winzigen Garderobe neben dem Seiteneingang schminken und umziehen. Ähnliches gilt für den Zuschauerraum, der in zehn Stuhlreihen bis zu 100 Gästen Platz bietet. Im Dezember 1967 erfolgte mit der Aufführung von „Der fremde Gast“ von N. Lisskow die offizielle Premiere der Käuze. Mit dem Stück „Jedermann ‘74“ gab das Theater 1974 mehrere Gastspiele in Karlsruher Kirchen. Seit 1982 besteht zusammen mit dem Jakobustheater Karlsruhe eine Partnerschaft mit dem Lace-Market Theatre in der Karlsruher Partnerstadt Nottingham.

Das als Laienbühne gegründete Theater versteht sich heute als semiprofessionelles Ensemble und arbeitet seit 2009 mit Profiregisseuren zusammen. Nach dem Tod von Carl Kaufmann wurde die Theaterleitung von dessen Tochter Larissa übernommen. Im Rahmen seines Programms bietet das Theater regelmäßig Vorstellungen für Kinder aus Waisenhäusern, freien Eintritt für Behinderte sowie vergünstigten oder kostenlosen Eintritt für sozial Schwache an. Darüber hinaus besteht seit 1968 eine Kinder- und Jugendgruppe (Jungkäuze) mit Kindern im Alter von sechs bis 16 Jahren, die neben den Erwachsenen Produktionen aktiv mitgestaltet. Auch besteht für jeden Interessierten die Möglichkeit, einmal zu den Jungkauztreffen zu kommen, bevor sie oder er sich aktiv in die Theaterarbeit einbringt. In den Treffen werden im 14-täglichen Rhythmus theaterpädagogische Übungen und Improvisationen gemacht, die auf das Bühnenspiel vorbereiten. Seit 2017 bieten die Käuze mit „Kleinkunst im Wald“ zudem die einzige offene Bühne in Karlsruhe an. Hierbei haben Kleinkünstler die Gelegenheit, ihre neuen Texte dem Publikum zu präsentieren.

Bis 2017 hat das Theater in 4.489 eigenen Aufführungen 183 Stücke inszeniert und 226 Gastspiele absolviert. Das Programm umfasst 80 bis 90 Vorstellungen und drei bis vier Premieren im Jahr. Die Gesamtzuschauerzahl beträgt über 346.200. Zum Spielplan der Käuze gehören Dramen, Komödien, zeitgenössische Stücke, Kriminalstücke, Problemstücke, Eigenproduktionen, Kinder- und Jugendstücke sowie Märchenspiele. Zudem werden musikalische Veranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen sowie Gastspiele und Sozialveranstaltungen angeboten.

René Gilbert 2019

Quellen

StadtAK 1/H-Reg 11289, 8/StS 7/1051, 8/StS 9/188.

Literatur

Gebhard Schramm/Carl Kaufmann: Das Theater „Die Käuze“, in: Die Waldstadt in Karlsruhe. Ein lebendiger Stadtteil im Grünen, hrsg. von Walter Hof, Eva Paur und Gebhard Schramm für den Bürgerverein Waldstadt e. V., Karlsruhe 2007, S. 291-301; 40 Jahre Theater „Die Käuze“ 1967-2007 (Festschrift); Larissa Kaufmann: 50 Jahre Theater „Die Käuze“, http://www.kaeuze-theater.de/frame/index_50.html (Zugriff am 4. August 2019).